Herdecke. 2023 bei Umzug der Buchhandlung zu neuem Thalia-Standort gefunden: Ein altes Bild von der Sattlerei Jean Lockhofen sorgt in Herdecke für Rätsel.
In alten Kisten ‘rumwühlen, sich Gedanken über frühere Ereignisse machen, einen überraschenden Fund auswerten: Das macht mitunter Spaß. Doch manchmal tauchen Relikte aus der Vergangenheit auf, die dann mehr Fragen als Antworten mit sich bringen. In Herdecke sorgt beispielsweise ein Foto für Rätselraten. Vielleicht können Leserinnen und Leser Hinweise oder gar eine vollständige Aufklärung liefern.
Umzug der Buchhandlung
Bekanntlich hat die heimische Buchhandlung 2023 Insolvenz angemeldet. Im Zuge der Übernahme durch Thalia stand fest, dass sich auch der Geschäftsort ändert. Also: Kisten packen für den Neustart unterhalb des Kampsträter Platzes. Während des Aufräumens und Sortierens entdeckten die Beteiligten ein altes Schwarzweiß-Foto. Inhaberin Inka Beermann fragte Christian Münch als Vorsitzenden des Herdecker Heimat- und Verkehrsvereins, ob er Interesse an dem gerahmten Bild habe. Der bejahte, zumal die Aufnahme von der Hauptstraße 26 auch historische Aspekte beinhaltet.
Erinnerungen an Maria und Jean Lockhofen
Auf dem Foto stehen vier Personen vor dem Haus, in dem sich jahrzehntelang die Herdecker Buchhandlung (1983 von Ellen Denkmann eröffnet) und früher das Spielwarengeschäft Gottschalk sowie auch mal eine Kneipe befanden. Der hilfreichste Hinweis befindet sich an der Wand: Unter einer Fensterbank steht der Name Jean Lockhofen. Wer war das?
In der Hauptstraße 26 befand sich einst eine Sattlerei und Polsterei, die als Galanterie auch Kurz-, Schreib- und Lederwaren sowie Zigarren, Zigaretten und Tabak anbot. Jean Lockhofen, der (so hat es Wolfgang Kessler in Heft 5 der Herdecker Blätter des Jahres 1994 geschrieben) zunächst Johann hieß und wohl durch die Heirat mit einer Belgierin den französischen Vornahmen erhielt, wurde 1877 in Merzenich im Kreis Düren geboren. Als Sattlermeister kam er mit seiner Frau Maria 1904 nach Herdecke. Hier war er 1924 Mitbegründer des katholischen Gesellenvereins, aus dem dann die Herdecker Kolpingfamilie wurde. Das besagte Haus mieteten sie von den Eigentümern Grave an, im Geschäft neben der Löwen-Apotheke führte Maria Lockhofen das Zepter.
Übernahme durch Gottschalk
1947 verstarb ihr Mann. Aus Altersgründen gab später dann Maria Lockhofen, die auf dem abgebildeten Foto eine weiße Schürze trägt und das Geschäft zuletzt allein führte, den Laden in der Hauptstraße 26 auf. Durch Vermittlung von Änne Gadau (geborene Opterbeck) entstand ein Kontakt zur Familie Gottschalk, die dieses Haus dann übernahm.
Wer ist die eingefügte Frau?
Christian Münch wundert sich hingegen bei der vorliegenden Aufnahme, die vermutlich vom einstigen Herdecker Stadtfotografen Ernst Koppe stammt, über ein zweites Motiv und eine eingefügte Person. Rechts unten im Bilderrahmen hat jemand aus unbekannten Gründen eine junge Frau mit weißer Bluse und verschränkten Armen platziert.
„Bisher konnte mir niemand erklären, wer die Dame ist, was sie mit Familie Lockhofen oder dem Haus Hauptstraße 26 zu tun hatte und wieso sie in das Foto montiert wurde“, sagt der Vereinsvorsitzende, der das Bild auch eine längere Zeit im Schaufenster des Heimatpunktes in der oberen Fußgängerzone platziert hatte.
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Über die Lokalredaktion hofft Münch, dass vielleicht Hinweise aus der Leserschaft zur Aufklärung beitragen. Wer etwas zum gezeigten Bild weiß, kann gerne ein paar Zeilen als E-Mail verfassen und an wetter@westfalenpost.de schicken oder unter 02335-9708614 anrufen.