Wetter/Herdecke/Ennepe-Ruhr. Hauptkommissar Dietmar Trust verabschiedet sich in den Ruhestand und blickt auf eine bewegte Dienstzeit in Wetter und Herdecke zurück.

Schick angezogen, lockere Runde: Nach 42 Jahren bei der Polizei hat sich Dietmar Trust in den Ruhestand verabschiedet. Das feierte der Hauptkommissar in der Gastronomie Friedrichs am See mit Kollegen, früheren Weggefährten und weiteren Gästen aus seinem beruflichen Umfeld. Dabei zeigte sich: Im Laufe der Zeit hat der ehemalige Leiter der Wache in Wetter und langjährige Pressesprecher der Polizei Ennepe-Ruhr viel erlebt. Nicht nur am Schreibtisch, sondernauch immer wieder bei Einsätzen.

Geschichten und Anekdoten

Die Uniform hatte der 62-Jährige einige Tage vor seinem Ausstand abgegeben, so dass er nun im grauen Anzug auf seine bewegte Zeit bei der EN-Polizeibehörde zurückblicken konnte. Und das geschah in dem Restaurant am Harkortsee auf typische Trust-Art, nämlich sehr persönlich: Zu allen Gästen hatte der scheidende Leiter des Bezirksdienstes eine Geschichte oder Anekdoten parat. „Aus manchen Begegnungen sind Freundschaften oder nachhaltige Kontakte entstanden“, hob die Hauptperson menschliche Begegnungen hervor, wobei eine derzeit schwierige Leidenschaft auch in entspannter Atmosphäre immer wieder zum Thema wurde: Als Schalke-Fan durchlebt Trust momentan keine leichte Zeit, wie einige Frotzeleien zeigten.

Frühere Kreis-Spitze beim Abschied

Doch im Mittelpunkt stand sein Verhältnis zu den Gästen, darunter mit dem ehemaligen Landrat Dr. Arnim Brux auch sein früherer Vorgesetzter bei der EN-Polizei, zudem kam die langjährige Kreisdirektorin Iris Pott zum Strandweg nach Wetter. In der Harkortstadt übernahm Dietmar Trust 2016 die Leitung der auch für Herdecke zuständigen Wache (die wird mittlerweile aus Hattingen gesteuert), von der Kaiserstraße 175 organisierte er hier zuletzt als Regionalverantwortlicher den Bezirksdienst.

Ein Ennepetaler Jung‘

Zu Beginn der Feierstunde entschuldigte sich Trust, dass seine Rede und Vorstellungrunde etwas länger dauere. Doch so erhielten die Anwesenden einen authentischen Eindruck, was der Polizeihauptkommissar in mehr als vier Jahrzehnten erlebt hat und wie wichtig ihm das menschliche Miteinander war. 1990 kam er aus Wuppertal in den Ennepe-Ruhr-Kreis, hier hat er seine Wurzeln. Als Sohn des bekannten Ennepetalers Heinz Ewald Trust (Musiker, Realschul-Direktor, Bundesverdienstkreuz, 2022 verstorben) wuchs er in der Klutertstadt auf, heute lebt er mit seiner Frau in Schwelm. Derzeit befindet sich das Duo auf dem Weg zu seiner Lieblingsinsel Ibiza.

Querdenker-Demos in Hattingen

Urlaubsgefühle kamen bei Trust in der jüngeren Vergangenheit vor allem montags selten auf. Da war er regelmäßig als Einsatzleiter bei den Querdenker-Demos in Hattingen aktiv. Und erlebte immer wieder die Schattenseite seines Berufs, als er sich Pöbeleien und Diffamierungen anhören musste. „Das war oft an der Grenze.“ Angenehm sei hingegen die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen gewesen, sagte er Richtung Wetters Feuerwehrchef Ralf Tonetti oder Axel Peitz von der Evangelischen Stiftung Volmarstein.

Zu den besonderen Einsätzen in meiner Polizei-Zeit gehörte jener 2018 bei der Maiwoche in Herdecke, als die Lage am Bleichstein immer mehr eskalierte.

Beim Blick auf Herdeckes Bürgermeisterin Dr. Katja Strauss-Köster und Rechtsdezernent Dr. Lars Heismann kam Trust die Maiwoche in den Sinn. Dort erlebte er 2018 an den Bleichsteinwiesen als Polizei-Verantwortlicher einen Einsatz, den er aufgrund alkoholisierter Menschenmassen zu den drei bemerkenswertesten in seinem Berufsleben zählt. „Die Lage drohte zu kippen und immer mehr zu eskalieren. Ich wollte eine Hundertschaft oder zumindest einen Zug anfordern. Das klappte nicht, also haben wir alle verfügbaren Kräfte im Dienst belassen, so dass wir das eigentliche Stadtfest dann doch noch sichern konnten.“

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Aus seiner Zeit als EN-Polizeisprecher bleibt vor allem eine Amtshilfe in Erinnerung: Zur Unterstützung der Kollegen bei der Loveparade 2010 war er an jenem verhängnisvollen 24. Juli in Duisburg im Einsatz. Als er am Samstg die Frühschicht beendet hatte und auf dem Weg nach Hause war, erfuhr er von dem schlimmen Unglück mit schlussendlich 21 Toten. Also ging es zurück zum Schauplatz der Tragödie, wo er dann stundenlang bei der Krisenkommunikation aushalf.

Werdegang

Nach seiner Ausbildung schob Dietmar Trust zunächst Dienst in Wuppertal, bevor er dort an der Fachhochschule ein Studium anschloss. 1990 kam er in den Ennepe-Ruhr-Kreis, die ersten 15 Jahre war er dann bei der Kripo als Sachbearbeiter für Rauschgift, Umwelt, Brand und Leichen beschäftigt.

Trust, der dann Sprecher der EN-Behörde wurde und privat auch mal als Trauredner aufgetreten ist, tendiert nach seinem Dienstende zu einem ehrenamtlichen Engagement bei den Opferschützern vom Weißen Ring. Eine seiner Töchter arbeitet übrigens auch für die Polizei Ennepe-Ruhr.

Als Erfolg wiederum hat er einen Tötungsdelikt-Einsatz aus seiner Zeit in Wuppertal abgespeichert. Als Mitglied einer Mordkommisson ermittelten er und Kollegen im Zuge einer Personenfahndung in weniger als zwölf Stunden den Täter eines brutalen Verbrechens: „Den haben wir nachts um 3 Uhr festgenommen. Als wir die Wohnung gestürmt haben, lag er mit seiner Freundin im Bett. Der bekam wegen einer besonderen Schwere der Schuld lebenslänglich.“