Wetter. Dietmar Trust erinnert sich an erweiterte Schichten, feste Streifenwagenbesetzungen, Corona-Einsätze und abgesagte Jubiläumsfeiern.
Wetter/Herdecke. Was für ein Jahr - auch Dietmar Trust, Leiter der Polizeiwache Wetter/Herdecke, kann im Rückblick auf das, was in den vergangenen Monaten geschehen ist, nur den Kopf schütteln. "Wir sind ja für die Sicherheit der Bürger zuständig, und insofern gibt es für alle Eventualitäten Pläne. Auch damit man in eine Pandemie nicht unvorbereitet hineinschlittert. Aber Pläne sind das eine, und die Realität ist dann doch noch mal was ganz anderes", sagt der 58-Jährige.
Schichtdienst verlängert
Als Mitte März der erste Lockdown das öffentliche Leben lahmlegte, sei die Polizei in einen Zwölf-Stunden-Schichbetrieb übergegangen, berichtet Dietmar Trust: "Es ist wichtig, immer handlungsfähig zu bleiben. Diejenigen, die im Einsatz waren, waren dann länger im Dienst. Dadurch haben wir eine ganze Dienstgruppe gespart, die man hätte flexibel einsetzen können, falls eine Gruppe durch einen Infektionsfall ausgefallen wäre." Langsam sei der Betrieb soweit wie möglich umgestellt und das Homeoffice generell ausgeweitet worden, Bezirksbeamte seien von zuhause aus in Bereitschaft gewesen. "Ich konnte zum Beispiel von zuhause aus an Konferenzen und Besprechungen teilnehmen. Für Organisationsgruppen macht das auch Sinn. In den Streifenwagen waren immer nur die gleichen Besetzungen, die miteinander Dienst gemacht haben. Wir haben eine Durchmischung so gering wie möglich gehalten, aber ab Anfang Juni die Zwölf-Stunden-Dienste wieder zurückgefahren."
Gefährdete Kollegen im Innendienst
Nur ganz vereinzelt habe es Kollegen gegeben, die sich mit dem Corona-Virus infizierten. Schwere Verläufe habe es nicht gegeben, "dafür sind wir dankbar", bekräftigt Dietmar Trust. "Unser worst case, also der schlimmste Fall wäre gewesen, wenn wir die ganze Wache hätten zumachen müssen. Aber davon sind wir verschont geblieben. Wir haben auch geschaut, wo sind wegen Vorerkrankungen besonders zu schützende Kollegen und haben diese dann im Innendienst eingesetzt." Corona-bedingt seien Aus- und Fortbildungen reduziert bzw. ganz abgesagt worden: "Da hinken wir in manchem hinterher. Aber notwendige Ausbildungen, wie etwa die Schießausbildung, sind weitergelaufen." Etliche Dienste seine zurückgefahren worden: Verkehrserziehung in Kitas und Schulen hätte zumeist nicht stattgefunden, bis auf einige Schulwegbegehungen, und auch die sonst üblichen Besuche von Kindergartenkindern auf der Wache mussten abgesagt werden. Dietmar Trust: "Für eine gewisse Zeit wurde auch die Vollstreckung von Haftbefehlen ausgesetzt, um einen verstärkten Kontakt der Kollegen mit den Betroffenen zu verhindern."
Teambildung ausgefallen
Unter der Corona-Pandemie habe das gesamte Team gelitten, berichtet der Wachleiter: "Die Polizei ist ja geprägt von Miteinander und Zusammenhalt. Man riskiert nicht selten sein Leben für den Bürger, da müssen wir uns aufeinander verlassen. Deswegen sind gemeinsamer Sport, Teambildung, Jubiläumsfeiern und alles, was zum Zusammenhalt gehört, so wichtig. Aber alles das ist eben ausgefallen, und wir vermissen das als Teammenschen."
Party aufgelöst
Soweit zu den Polizei-internen Folgen der Pandemie. Außerhalb habe es immer wieder Regelverstöße gegen die Corona-Schutzverordnung gegeben. Für die Regulierung sei zunächst das Ordnungsamt zuständig, "aber wir unterstützen und werden auch mal zu Einsätzen hinzugerufen", so Dietmar Trust. Beim Blick in Akten hat er festgestellt, dass es von März bis zum Jahresend insgesamt 42 Pandemie-bedingte Einsätze für die Polizei in Wetter und Herdecke gegeben hat. "Es gibt immer mal wieder Leute, die auffallen, aber im Großen und Ganzen halten sich die Bürger schon an die Regeln", sagt Trust. Dennoch gebe es eben auch Einsätz, bei denen seine Kolleginnen und Kollegen deutlich machen mussten und müssen, dass die Corona-Regeln dem Schutz aller dienen. So hätten seine Kollegen zu Beginn der Sommerzeit mal eine Party mit Jugendlichen auf dem Harkortberg aufgelöst. Dietmar Trust: "Aber in letzter Zeit, wo die Zahlen so hoch gegangen sind, gehen solche Einsätze zurück. Offenbar sind die Leute doch vorsichtiger geworden. Viele sind sich der Gefahr bewusst und wollen doch lieber sicher sein."
Zur Person
Dietmar Trust ist seit November 2016 Leiter der Polizeiwache Wetter/Herdecke mit Sitz in Wetter; zuvor war er elf Jahre Pressesprecher der Kreispolizeibehörde Schwelm. Trust ist seit 39 Jahren bei der Polizei, hat nach seiner Ausbildung zunächst Dienst in Wuppertal geschoben, bevor er an der dortigen Fachhochschule ein Studium anschloss. 1990 kam Trust in den Ennepe-Ruhr-Kreis. In den ersten 15 Jahren arbeitete er bei der Kripo als Sachbearbeiter für Rauschgift, Umwelt, Brand und Leichen, bevor er dann Pressesprecher wurde. Als Leiter der Wache in Wetter vertritt Dietmar Trust nun schon seit vier Jahren die Polizei gegenüber den örtlichen Verwaltungen, etwa den Ordnungsämtern, und anderen Institutionen, mit denen die Polizei zusammen arbeitet.+++ Keine Nachricht aus Wetter und Herdecke verpassen: Hier für den täglichen Newsletter anmelden! +++ https://www.wp.de/staedte/herdecke-wetter/immer-die-neusten-nachrichten-aus-wetter-und-herdecke-id228405613.html