Wetter. Die Harkortstadt nimmt in diesem Jahr am 1. Juni nicht an der langen Nacht der Industriekultur teil. Hier die Begründungen und ein Blick voraus.
Immer öfter locken nun sommerliche Temperaturen nach draußen, viele haben sich Veranstaltungen unter freiem Himmel in ihren Terminkalender eingetragen. Womöglich auch den 1. Juni 2024. An jenem Samstag bietet die beliebte Extraschicht wieder zahlreiche Ausflugsmöglichkeiten in der hiesigen Region an. Die Organisatoren von Ruhr-Tourismus rechnen mit 2000 Künstlerinnen und Künstlern an 35 Spielorten in 19 Städten. Wetter gehört in diesem Jahr nicht dazu.
Premiere hier 2019
Um die 200.000 Gäste sind meist bei der langen Nacht der Industriekultur im gesamten Ruhrgebiet unterwegs. Die Stadt Wetter konnte 2019 zum ersten Mal Besuchsgruppen hier hinlocken, das 200-jährige Jubiläum der Demag bot in Erinnerung an Friedrich Harkort den passenden Anlass. 2022 folgte die Fortsetzung an in der historischen Freiheit als geeignete Spielstätte, wegen dortigen Bauarbeiten mussten die Veranstalter den Austragungsort 2023 zur Villa Vorsteher und in den Bürgerpark verlegen.
Zwei Baustellen
Womit auch schon das aktuelle Problem genannt ist. Während in der Freiheit und rund um die Burgruine weiterhin Bagger die Szenerie beherrschen, steht auch die Unternehmervilla als Bürgerhaus nicht zur Verfügung. Kürzlich hat Bürgermeister Hasenberg verkündet, dass die Dachsanierung dort 2024 beginnen soll und rund eine Million Euro kostet (300.000 in diesem Jahr). Für eine Instandsetzung des dazugehörigen Bürgerparks plant die Stadtverwaltung laut Haushaltsentwurf 476.000 Euro ein.
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Also bräuchte es einen weiteren Alternativ-Standort. Doch die dazugehörige Suche hat Wetters Stadtverwaltung in Absprache mit dem heimischen Verein Lichtburg als bisheriger Organisator gar nicht erst begonnen, weil laut Marietta Elsche aus dem Bürgermeisterbüro und Kulturzentrum-Geschäftsführer Marcus Boenig weitere Gründe gegen eine Teilnahme gesprochen haben.
Ungünstiger Termin
Da wäre etwa der diesjährige Termin. Normalerweise geht die Extraschicht am letzten Juni-Wochenende über die Bühne. Doch die 22. Auflage sollte nicht mit der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland kollidieren, daher die Vorverlegung. Vor dem 1. Juni bietet sich aber der 31. Mai als Brückentag nach Fronleichnam an. „Wir hätten an jenem Samstag wohl Personalprobleme bekommen, da viele erfahrungsgemäß dieses lange Wochenende für einen Kurzurlaub oder Trip nutzen“, sagt Lichtburg-Geschäftsführer Boenig. Zur Umsetzung des Programms brauche es stets Ehrenamtler als Helfer, „damit haben Veranstalter in größeren Städten weniger Probleme“, so Elsche.
Wegen des früheren Termins hätte die Lichtburg das Extraschicht-Projekt-Konzept für Wetter auch bereits Ende Oktober 2023 statt wie üblich bis zum 31. Dezember einreichen müssen. „Das war aufgrund der genannten Unsicherheiten für uns nicht darstellbar“, so Marcus Boenig. Finanzielle Aspekte oder Probleme, die im Februar 2024 auftauchten und zur Aktion „Kinoretter“ führten, spielten im vorigen Herbst demnach keine Rolle.
Infos für Ausflug am 1. Juni
In der nächsten Woche stellt Ruhr-Tourismus das konkrete Programm für die Extraschicht 2024 vor. Die 22. Auflage bildet am 1. Juni auch den feierlichen Abschluss der Festwoche zum 25-jährigen Jubiläum der Route Industriekultur, wozu zahlreiche Veranstaltungen im gesamten Ruhrgebiet gehören.
Nach einer längeren Pause feiern der Landschaftspark Duisburg, der Zechenpark in Kamp-Lintfort, das Theater an der Niebuhrg in Oberhausen sowie der Berne-Park in Bottrop ihr Comeback bei der Extraschicht. Die Veranstalter kündigen neben Klassikern auch zwei besondere Neuzugänge an: Erstmals gehören die Margarethenhöhe in Essen und das Heizkraftwerk der Energieversorgung Oberhausen zu den Spielstätten, weitere Infos im Internet (www.extraschicht.de).
Sowohl aus dem Rathaus als auch seitens des unabhängigen Kulturzentrums kommen aber optimistische Töne, was eine Teilnahme in der Zukunft betrifft. „Wir haben Ruhr-Tourismus unsere Sicht der Dinge mitgeteilt und sind auf Verständnis gestoßen“, berichten Elsche und Boenig. Die Sprachregelung: 2024 legt Wetter eine Pause in Sachen Extraschicht ein. Im Verlauf oder gegen Ende des Jahres soll sich dann abzeichnen, ob die Stadt 2025 wieder ein Standort bei der langen Nacht der Industriekultur sein kann. „Wir stehen mit den Veranstaltern in einem guten Austausch, die halten uns die Tür offen“, berichtet der Lichtburg-Geschäftsführer.
Ziel: 2025 wieder teilnehmen
Zweifel bestehen aber weiter, ob dann die Freiheit mit Burgruine oder die Villa Vorsteher mit Bürgerpark zur Verfügung stehen. „Wir sind aber nicht auf diese zwei Spielstätten begrenzt und haben hier eine gewisse Auswahl an Standorten mit einem industriekulturellen Bezug“, meint Marcus Boenig, der weitere Entwicklungen hier vor Ort abwarten will beziehungsweise muss. „Es hängt von verschiedenen Voraussetzungen ab, ob Wetter 2025 wieder zur Extraschicht gehört.“ Eine Teilnahme im nächsten Jahr oder in der ferneren Zukunft befürworte laut Marietta Elsche auch die Stadtverwaltung.