Herdecke. Mark-E lässt in Herdecke den alten Schornstein abreißen und bietet Bruchstücke der Landmarke bis 24. März an. Dazu Kunstaktion und Selfie-Point.
Wenn beispielsweise Fußballfans am letzten Saisonspieltag etwas zu feiern haben, nehmen sie sich ein Teil vom Rasen oder Tornetz aus dem Stadion mit. In Herdecke, so sagt es Bürgermeisterin Katja Strauss-Köster, freuen sich 50 Prozent der Leute über den Abriss des Cuno-Schornsteins. Von dem Turm, den der Spinnenbagger bereits 40 Meter kürzer gemacht hat, bietet Mark-E allen Interessierten nun Bruchsteine als Erinnerung an. Kostenlos. Und zugleich mit zwei Ansätzen für den guten Zweck.
Viele Anfragen
Während der Abbruch des 248 Meter hohen Wahrzeichens mit lautem Tackern voranschreitet, erklären Verantwortliche des Hagener Energieversorgers bei einem Pressetermin am Montag die Aktion „Cuno 1984 bis 2024: Ein Stück Erinnerung“. Anlass: Viele Bürgerinnen und Bürger aus Herdecke sowie Umgebung haben sich nach Angaben von Mark-E erkundigt, ob sie ein Stück des Bauwerks am Harkortsee bekommen können.
Ausgabe in dieser Woche täglich bis zum 24. März
Die wichtigsten Hinweise: Von Dienstag bis einschließlich Sonntag, 19. bis 24. März, können Interessierte jeweils von 12 bis 17 Uhr auf dem Parkplatz des Gas- und Dampfturbinenkraftwerks an der Wetterstraße 111 gratis einen Bruchstein des 1983/84 gebauten Rauchgaskamins erhalten. Zumindest so lange, wie der Vorrat reicht. „Es stehen einige hundert zur Verfügung“, kündigt Alexander ten Hompel als Marketing-Leiter des Versorgers an. Angesichts von 80 Tonnen Beton, aus dem der Turm besteht, sollte eventuell auch noch Nachschub möglich sein. Dabei handelt es sich um Material der Außenhülle. „Das ist vollständig unbelastet“, betont Projektleiter Oliver Rabe.
Wobei Abholerinnen und Abholer nicht nur einen Tennisball-großen Stein mitnehmen. Mark-E hat die Bruchstücke (im Schnitt 500 bis 600 Gramm schwer) mit einem Zertifikat versehen und auf einer kleinen Platte angebracht. Und wer zum Werksgelände am Ortsausgang kommt, kann in dieser Woche bis Sonntag auch ein Foto von dem noch weit sichtbaren Schornstein im Hintergrund schießen: Das Unternehmen richtet nahe des Eingangs und Pförtners einen „Selfie-Point“ ein. Eine Agentur helfe bei Handy-Positionierung und Abwicklung bei der Ausgabe. Zudem stellt der Energiedienstleister eine Box für freiwillige Spenden auf, das Geld geht an die Bürgerstiftung Herdecke.
Weitere Infos im Internet
Alle Informationen zu der Stein-Aktion rund um den stetig kleiner werdenden Schornstein hat der Eigentümer auf der Internetseite www.mark-e.de/cuno-aktion veröffentlicht. Wer Fragen zu den drei Kunstmotiven hat, kann dem Energieversorger eine E-Mail (marketing@enervie-gruppe.de) schreiben.
Die Fotografin und Künstlerin Beba Ilic startete 2014 ihre erste Ausstellung als Mitglied der Gruppe „Kooperative K“ in Hagen. 2024 hat sie ihre eigene Pop-Art-Galerie am Freidrich-Ebert-Platz 3 in Hagen eingerichtet, in der dortigen Volme-Galerie will sie Kunst, Mode und Kreativität vereinen (weitere Infos unter www.beba-ilic.com).
Die profitiert von einer weiteren Aktion: Mark-E hat sich mit einer Foto-Künstlerin, die aus Wetter stammt und in Hagen viel ausstellt, auf eine Kooperation geeinigt. Beba Ilic hat für den guten Zweck drei unterschiedlich große Motive angefertigt, die den Cuno-Turm aus historischer Perspektive zeigen und die sie mit echten Bruchstücken des Schornsteins garniert hat. Bilder dieser limitierten Sonderedition in bunter und schwarzweißer Aufmachung können Interessierte als Unikat in der Hagener Volme-Galerie für 50, 100 oder 300 Euro kaufen. Zu sehen sind die Darstellungen in dieser Woche auch auf dem hiesigen Werksgelände an der Wetterstraße. Der Erlös kommt der Bürgerstiftung zugute, die laut Vorstandsmitglied Andreas Schüren die Zuwendungen dankbar wohl in Umweltprojekte stecken werde.
Die Bruchstein-Aktion, die auch auf eine Initiative von Bürgermeisterin Strauss-Köster zurückgeht und aus der Mark-E kein Profit schlagen möchte, vergleicht Marketing-Chef ten Hompel mit dem Fall der Berliner Mauer. „Unsere Mitarbeitenden, vor allem die Älteren, sind auch sehr interessiert.“ Vorstandschef Erik Höhne betont, dass das Unternehmen an seinem ältesten Standort Herdecke die Energiepartnerschaft fortsetzen werde. Eine Photovoltaikanlage soll nach dem Abriss des Schornsteins in rund 18 Monaten auf dem Gelände daneben entstehen, eine Baugenehmigung stehe aber noch aus.
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Gespannt sind die Beteiligten, wie hoch die Nachfrage ausfällt. Zumal laut Bürgermeisterin rund 50 Prozent der hiesigen Bevölkerung einen Verbleib des Schornsteins befürworten. „Er ist gleichermaßen verhasst wie beliebt“, so Strauss-Köster, die ein geschenktes und „sehr schönes“ Cuno-Bild von der bekannten Hagener Künstlerin Beba Ilic im Rathaus aufhängen will.
Wie bekannt der weithin sichtbare Cuno-Schornstein ist, zeigt laut ten Homepl eine weitere Anfrage. Das Haus der Geschichte habe sich nach einem Fernsehbeitrag bei Mark-E ebenfalls nach einem Cuno-Erinnerungsstein erkundigt. „Das scheint die Menschen zu bewegen.“ Insofern können sich Interessierte vom 19. bis 24. März ein historisches Relikt sichern.