Volmarstein. Erfolgsstory seit 1924: Mit Gottvertrauen und wenig Geld stellten August Bremicker und Söhne in einer Volmarsteiner Kellerschmiede Schlösser her.

Das Leitmotto lautet: „das gute Gefühl der Sicherheit“. Mit diesem Grundsatz vertreibt Abus aus Volmarstein weltweit verschiedene Produkte. Mit Schlössern fing alles an, ab 1924 fertigten Mitglieder der Familie Bremicker diese unter einfachen Bedingungen in einer Kellerschmiede. Zum 100-jährigen Bestehen blickt der Sicherheitsexperte mit internationaler Ausrichtung nun auf eine bewegte Geschichte zurück und hat markante Eckdaten veröffentlicht.

Ein Schloss namens „The Iron Rock“

Mit geringem Kapital, aber einer großen Portion Gottvertrauen ausgestattet, stellten August Bremicker und einige seiner Söhne Vorhangschlösser aus Blech und Stahl her. Das Credo lautete schon damals: Sicherheit braucht Qualität. Also arbeiteten der Schlossmacher und seine Nachkommen von morgens früh bis abends spät, auch Nachtschichten gehörten regelmäßig dazu, nur der Sonntag galt als strikter Ruhetag. Trotz des großen Einsatzes warf der Betrieb zunächst nur kärgliche Löhne ab, weshalb in den ersten Jahren drei der vier beteiligten Söhne zusätzlich in anderen Unternehmen tätig waren und noch nach Feierabend für ihr Familienunternehmen arbeiteten. Ungeachtet dieser Herausforderungen hielten die Bremickers den Angaben zufolge an ihrem Traum – der Selbstständigkeit – immer fest.

100 Jahre Abus: Emma mit ihrem Mann August Bremicker, dem Firmengründer (Foto aus den 1920er Jahren)
100 Jahre Abus: Emma mit ihrem Mann August Bremicker, dem Firmengründer (Foto aus den 1920er Jahren) © WP | Abus

In dieser harten Anfangszeit war deshalb jede helfende Hand willkommen. So kümmerte sich Emma Bremicker um kaufmännische Themen. Die Ehefrau des Gründers fuhr mit dem Fahrrad und einem Musterkoffer ins Ruhrgebiet, um Eisenwarenhändlern verschiedene Vorhangschlösser vorzustellen. „Das Durchhaltevermögen, die sukzessive Erschließung von Auslandsmärkten, die zum Teil strapaziöse Zugreisen bis nach Indonesien erforderte, und die Einführung automatisierter Fertigungsprozesse machten sich bezahlt“, schreibt Abus in einer aktuellen Mitteilung. Bereits Ende der 1930er Jahre lag der Exportanteil demnach bei 80 Prozent. Diesen Erfolg erlebte der Firmenvater noch mit. Nach seinem Tod 1938 übernahmen seine Söhne das Zepter – allen voran Werner Bremicker, der erste Vollzeit-Mitarbeiter des Unternehmens.

Zweiter Weltkrieg als Einschnitt

Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges brach ein Großteil des zuvor erfolgreich aufgebauten Auslandsgeschäftes weg, die Produktion wurde im weiteren Verlauf komplett eingestellt. Familie Bremicker ließ sich von diesen Ereignissen nicht entmutigen und leitete ab 1947 trotz verschärfter Konkurrenzsituation einen umfassenden Neuanfang mit 79 Mitarbeitern ein, der „bis in die Gegenwart richtungsweisend für den Erfolg des Unternehmens sein sollte“. Sie entwickelte neue Produkte wie das international bekannte Diskus-Schloss zum 25-jährigen Firmenjubiläum und produzierte schon sehr früh erste Fahrradschlösser.

Der Produktionsstandort Hegestraße in den 1940er Jahren.
Der Produktionsstandort Hegestraße in den 1940er Jahren. © WP | Abus

1957 eröffnete Abus als weiteren Standort in Deutschland ein Zweigwerk in Rehe im Westerwald, das heute neben der Serienproduktion eine Forschungs- und Entwicklungsabteilung sowie ein Schulungszentrum umfasst. Neben den Bestrebungen, am deutschen Markt Fuß zu fassen, gründeten die Verantwortlichen fortwährend Tochtergesellschaften im In- und Ausland, die sich bis nach Asien und Amerika erstreckten. In Hongkong erfolgte ab 1979 die Kooperation mit internationalen Partnern unter der Leitung von Abus-Mitarbeitern, dieses Dualitätsprinzip adaptierten die Volmarsteiner für alle Auslandsmärkte.

Produktpalette wächst sukzessive

Die Zahl der Niederlassungen und Produkte stieg steig an – nicht zuletzt „dank diverser erfolgreicher Übernahmen und visionärer Entscheidungen“, heißt es mit Blick auf Standorte wie Augsburg und Pfaffenhain im Erzgebirge oder das Jahr 2021, als mit Maxi Studio ein langjähriger Produktionspartner aus Italien (Hersteller hochwertiger Fahrradhelme) hinzukam. Das Ziel dieser strategischen Zukäufe folgt dem Grundgedanken: „Wir wollen das Leben ein Stück sicherer machen“, zitiert Christian Bremicker, aktueller Chef und Mitgesellschafter von Abus, seinen Urgroßvater. Entsprechend vielfältig fällt das heutige Portfolio aus und bietet Technik für Gebäude, Brand- sowie Arbeitsschutz oder mobile Sicherheit.

Ein Messestand von Abus in den 1950er Jahren.
Ein Messestand von Abus in den 1950er Jahren. © WP | Abus

Vorhang- und Zweiradschlösser, Fahrrad- und Reithelme gehören auch noch dazu. In Sachen Digitalisierung forciere das Familienunternehmen die Entwicklung smarter Sicherheitsprodukte. So lassen sich diverse Schlösser per Smartphone oder Fingerprint öffnen. Heute sei die Abus-Gruppe in einigen Produktbereichen vielfach ausgezeichneter Marktführer und mit rund 4000 Beschäftigten weltweit in mehr als 100 Ländern aktiv.

Fünf deutsche Standorte

Mit fünf heimischen Produktionsstätten und Dependancen bekenne sich Abus zum Industriestandort Deutschland. Die Familie lege auch Wert auf ein ökologisches und soziales Denken sowie Werte wie Langfristigkeit und Nachhaltigkeit. Zur Unterstützung von internationalen Sportlern, Para-Athleten und lokalen Einrichtungen geselle sich auch das Engagement in der Stiftung „savemybrain“ (Prävention von Kopfverletzungen).

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„Wir schauen mit Respekt und Dankbarkeit auf die harten Anfänge zurück, blicken mit Zuversicht und im Vertrauen auf Gott in die Zukunft“, so die Inhaberfamilie. „Wir sehen uns dabei auch in der Verantwortung, das Erbe unserer Vorfahren aktiv zu bewahren und weiterzuentwickeln, alles unter dem Unternehmensgrundsatz ,An Gottes Segen ist alles gelegen‘. Und so sind heute auch Nachfahren von August Bremicker aus der vierten und fünften Generation der Familie in leitenden Funktionen im Unternehmen eingebunden.“ 2024 sollen ein Festakt im Juni und weitere Feierlichkeiten stattfinden.