Wetter. .

Das erste Schloss hieß „Iron Rock“ - eiserner Fels. Der erste Prospekt, in dem es zu finden war, wurde gleich in vier Sprachen gedruckt. August Bremicker und Söhne drängten von Anbeginn auf den Weltmarkt. Mit Erfolg. 80 Jahre später steht ABUS rund um den Globus für Sicherheit.

„Vom Hersteller des ABUS-Vorhängeschlosses, das fast jeder kennt, hat sich das Unternehmen in weniger als hundert Jahren zum Anbieter umfassender Sicherheitssysteme entwickelt“, lobt Brigitte Drees von der EN-Agentur. An einer großen Weltkugel vorbei hat sie den Weg zur Anmeldung genommen. Im Treppenhaus ist sie die Stufen an einem Riesenfoto von ABUS Hongkong emporgestiegen. In einer Vitrine liegt das „Lexikon der deutschen Weltmarktführer“. Heute will sie gemeinsam mit der Redaktion diesen Weltmarktführer kennenlernen.

Bunte Welt der Schlösser
Bunte Welt der Schlösser © WR Theo Schmettkamp

Vom Empfang geht’s quer über das Firmengelände am Nielande. „ABUS war Ende der sechziger Jahre der erste Betrieb hier im neuen Gewerbegebiet“, weiß Marketingleiter Michael Bräuer. Das war vor seiner Zeit. Aber Bräuer ist auch schon 20 Jahre dabei. Fünf große Hallen gibt’s derzeit. Eine sechste soll folgen. Gleich neben dem heimlichen Juwel der ABUS-Zentrale. Mitten auf dem Gelände steht die flache Pagode. Tische und Stühle drinnen und draußen lassen an ein Café denken. Kaffee gibt’s tatsächlich im FCC, dem Freizeit-Creativ-Center. Außerdem: Einen kombinierten Fußball- und Tennisplatz sowie eine Minigolf-Anlage. Neun Löcher. Immerhin. Und viel Wiese für befreite Gedanken.

„Die Wohlfühloase kommt bestens an“, sagt Michael Bräuer. Bei den Kunden genau so wie bei den eigenen Mitarbeitern. 250 sind es am Nielande, vor allem in der Logistik. Produziert wird in Wetter nur noch in der Hegestraße. 60 Menschen finden hier Beschäftigung. Geforscht und entwickelt wird im Westerwald. Seit Ende der fünfziger Jahre bereits hat ABUS hier ein Standbein. Damals waren Arbeitskräfte knapp. In Wetter mehr noch als im strukturschwachen Westerwald. Nach der Wende wurde ein Werk im Erzgebirge übernommen. Die ABUS Hongkong Ltd. gibt es seit 1969. Für 1000 Beschäftigte in Deutschland und 2500 weltweit werden Lohnzettel geschrieben.

Die globale Ausrichtung allein begründet natürlich nicht den Erfolg von August Bremicker und Söhnen samt Nachfahren. ABUS verkauft im einheitlich blauen Design mit dem roten ABUS-Riegel als Logo nämlich in erster Linie ein Gefühl: Sicherheit. „The good feeling of security“ steht auf den Verpackungskisten für den englischsprachigen Markt. Die direkte Übersetzung des deutschen ABUS-Leitspruchs vom „guten Gefühl der Sicherheit“.

Weiterbildung
für die Polizei

In zwei Bereichen wird das vor allem vertrieben, mit handfester Sicherheitstechnik natürlich: „Im Bereich der Vorhang- und Zweiradschlösser ist ABUS Weltmarktführer“. So steht’s im Lexikon der deutschen Weltmarktführer. Türzylinder, Fensterschlösser und Riegel finden sich in den Shops, die ABUS in andere Shops stellt. „Vom Haussicherheitsanbieter Hanisch in Herdecke bis hin zu den Baumärkten“, wie Michael Bräuer weiß. Auch Fahrradhelme und ausgeklügelte Diebstahlsicherungen für schwere Motorräder tragen das ABUS-Zeichen.

Vom legendären Diskusschloss bis zur Videoüberwachung ist ein weiter Weg, aber dieser wurde konsequent beschritten. „Möglichst viel selber machen“ ist eine der Regeln, an die sich ABUS seit 1924 hält. Die Aufzeichnungsgeräte für die Videokameras sind folglich eigene Entwicklungen und nicht einfach auf dem Weltmarkt zugekauft.

Präzisionsarbeit
Präzisionsarbeit © WR Theo Schmettkamp

Türschlösser ersteht man eher fürs Leben und nicht für den täglichen Bedarf. ABUS muss also in den Köpfen der Kunden präsent sein, wenn gebaut wird oder die eigenen vier Wände besser gegen Langfinger gesichert werden sollen. Seit zehn Jahren hilft dabei das Fernsehen. ABUS präsentiert „Aktenzeichen X Y“ und hat damit eine Millionenpublikum für die eigene Werbebotschaft gekauft. Auch sonst tut das Unternehmen einiges, dass ABUS und Sicherheit zu Begriffen werden, die sich untereinander austauschen lassen. Etwa in der Weiterbildung der Polizei.

„Im Vertrauen
auf Gott geführt“

Diebe sind einfallsreich. Die Vordenker bei ABUS wollen noch einfallsreicher sein. Mit Säge, Hammer oder Kuhfuß werden die eigenen Schlösser bearbeitet, um die Wiederstandskraft zu prüfen. Schlagetest, Kneiftest oder Sägetest helfen dabei, den Dieben eine Nasenlänge voraus zu sein. Das ist in einigen Bereichen gar nicht so schwer. Drei bis vier Sekunden braucht ein geübter Einbrecher, um durch ein handelsübliches Fenster einzubrechen. Ein ABUS-Mitarbeiter macht’s in einem TV-Beitrag vor. „Die Absicherungsquote bei Häusern ist sehr gering“, sagt Bräuer. Ein Markt also mit Wachstumsmöglichkeiten.

Global denken, wenig aus der Hand geben, gezielt Aufmerksamkeit suchen und bei allem die Mitarbeiter als Menschen sehen - so zeigt sich der Weltmarktspieler in einem Imagefilm. Ziemlich am Anfang wird erwähnt, „dass das Unternehmen nach christlichen Prinzipien und im Vertrauen auf Gott geführt wird.“ Wie sich das zeigt? Jedenfalls nicht in der Frage nach der Religion beim Einstellungsgespräch, versichert Michael Bräuer, stattdessen in der Selbstverpflichtung der Firmeninhaber. Folge der christlichen Philosophie sei „ein friedliches tägliches Miteinander - bei 250 Beschäftigten keine Selbstverständlichkeit.“

Halle 6 neben dem Freizeit-Creativ-Center soll Schauräume und ein Museum beherbergen. Schon jetzt gibt es einen Raum für die Erinnerungsstücke aus der Firmengeschichte. Irgendwann einmal wird dort auch das jüngste Brandschutzprodukt stehen: Ein Feuerlöscher als Spray, nicht viel größer als ein Backofenreiniger. Bei ABUS werden sie sagen: Sicherheit aus der Dose.