Wetter. Hangrutsch: Seit Heiligabend fährt wegen der gesperrten Kaiserstraße nur noch der Bürgerbus in dem Stadtteil. Ab 8. Januar wird es etwas besser.

In der Zeit rund um den Jahreswechsel und in den Weihnachtsferien geht es generell etwas ruhiger zu. Wenn jetzt am Montag wieder die Schule beginnt und viele wieder zur Arbeit müssen, ändert sich das. Umso wichtiger ist dann, dass der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) funktioniert. Das ist in Alt-Wetter wegen des Hangrutsches und der Vollsperrung der Kaiserstraße am Ortsausgang nahe Gut Schede bekanntlich nicht der Fall. Die folgende Analyse zeigt die dramatische Lage für jene, die kein Auto haben und auf Busse angewiesen sind.

Acht Haltestellen verwaist

Ein kompletter Stadtteil ohne Linienbus: Seit Heiligabend fallen in Alt-Wetter gewohnte Verbindungen aus. Kein ÖPNV-Anschluss an den Haltestellen Bahnhof, Stadtsaal, Freiheit, Kaiser- und Ruhrstraße. Das wirkt sich (wie berichtet) bis nach Herdecke aus, auch an den Stopps Zillertal, E-Werk und Dörken geht wegen der Anbindungsprobleme in der Harkortstadt momentan nichts mehr. Einzig der Bürgerbus bedient seit Weihnachten die gewohnten Stellen in Alt-Wetter. Wer den nicht nutzt und vom Harkortberg los will, muss das Ziel zu Fuß oder mit dem Pkw erreichen.

Überörtliche Auswirkungen

Pendlerinnen und Pendler, die nach der Weihnachtspause mit Regionalbahnen in Richtung Ruhrgebiet rollen wollten und nun wegen des Ausfalls der Linie RE 16 oder Einschränkungen der RB 40 auf den Schnellbus 38 ausweichen wollten, müssen ebenfalls umplanen. Diese Verbindung von Ennepetal über Wetter Bahnhof bis Hattingen fährt derzeit hier vom Haltepunkt Oberwengern direkt zum Stopp Wengern Nordstraße. Ab Montag, 8. Januar, können Fahrgäste nach Angaben des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR) zusätzlich am Bahnhof Oberwengern ein- oder aussteigen.

Bahnhof Oberwengern als neues Drehkreuz

Da nördlich der Ruhr im besagten Stadtteil also fast nichts mehr geht, rückt eine Haltestelle auf der anderen Seite des Flusses in den Mittelpunkt. Am Bahnhof Oberwengern (nicht weit vom Geschwister-Scholl-Gymnasium oder dem Hallenbad entfernt) beginnen und enden zudem die Fahrten der Linien 591, 592 sowie 593. Wer dann zum Einkaufen, Wochenmarkt, zum Regionalverkehr auf der Schiene oder zur Stadtverwaltung nach Alt-Wetter möchte und zurück muss, hat bei Wind und Wetter einen Fußmarsch über den Bürgersteig der maroden Overwegbrücke vor sich. Sofern benötigte Rollstühle, Rollatoren und Kinderwagen weniger als 7,5 Tonnen wiegen, mehr ist dort seit Monaten nicht zugelassen. Manche nehmen mittlerweile ein Taxi.

Problematische Linie 595

Die größten Diskussionen in sozialen Netzwerken entwickelten sich in den letzten Tagen rund um die Linie 595. Ein Leser berichtete, dass dieser Bus kurz nach Weihnachten noch wie gewohnt durch Alt-Wetter fuhr. Auch am Busbahnhof signalisiere laut Augenzeugen die Anzeige, dass die 595 unterwegs sei und auch die sechs Stationen im Wohngebiet Harkortberg bedient. Dem ist derzeit nichts so. Für viele unverständlich. Grund: Diese Linie gehört zu einer Art Ringsystem im Verbund mit der 591 und 593, dabei geht es um Abstimmungen bezüglich Transportmittel, Fahrer und Pausen. Der zuständige Betreiber (Busverkehr Rheinland, kurz BVR) hatte wegen organisatorischer Probleme daher vorübergehend den Betrieb eingestellt. Erfreuliche Perspektive: Ab dem 8. Januar fährt die 595 wieder als einzige Linie durch Alt-Wetter.

Schülerverkehr

Die Sekundarschule Wetter liegt unter aktuellen Gesichtspunkten quasi auf der falschen Seite der Ruhr. Der gewohnte Halt Harkortsee an der Wilhelmstraße entfällt. Dafür haben die Verantwortlichen, wie berichtet, eine Lösung gefunden. Die Einsatzwagen fahren ab Montag aus Richtung Volmarstein/Grundschöttel über Oberwengern Bahnhof zum Halt Ringstraße/Harkortsee auf der Friedrichstraße. Die genauen Abfahrtszeiten stehen im Internet (https://ver-kehr.de/aktuelles/umleitungen-baustellen).

So sieht es beim Bürgerbus aus

In den vergangenen eineinhalb Wochen war einzig der Bürgerbus in Alt-Wetter unterwegs. „Wir hatten etwas mehr Fahrgäste als sonst, aber nicht gravierend“, so der Vereinsvorsitzende Gerd Michaelis.

Der Bürgerbus stellte aufgrund der voll gesperrten Kaiserstraße unterhalb von Gut Schede vorübergehend auch die letzte Etappe der Strecke bis zum Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke ein. „Seit Mittwoch, 3. Januar, fahren wir aber wieder dorthin. Mit unserem Fahrzeug können wir über die Overwegbrücke und dann über die B226 in Richtung Ende“, so Michaelis.

Zudem teilt die Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr mit, dass die Linie 584 zur Wilhelm-Kraft-Gesamtschule in Sprockhövel-Haßlinghausen baustellenbedingt um 7.15 Uhr am Bahnhof Oberwengern losfährt (sonst 7.10 Uhr ab Wetter Harkortsee). Auf den Rückfahrten von Haßlinghausen in Fahrtrichtung Harkortstadt hält der Bus zusätzlich an der Ringstraße/Harkortsee.

Weitere Folgen

Ein Leser meint: „Hier bahnt sich eine länger anhaltende Katastrophe für Menschen an, die auf den ÖPNV angewiesen sind.“ Immerhin zeichnet sich nun vage ab, wie lange die Vollsperrung der Kaiserstraße unterhalb von Gut Schede anhält. Neben den Auswirkungen für den Busverkehr drohen wirtschaftliche Folgen. Im Kiosk am Bahnhof etwa sei deutlich weniger los als gewohnt, berichtet ein Pendler und befürchtet langsam aufziehende Existenznöte.

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