Herdecke. Eine Herdeckerin sammelt 554 Unterschriften für Erhalt der Einrichtung, politische Mehrheit entscheidet anders. „Keine Sternstunde des Rates“.

Katharina Sauer hat gekämpft. Für den Erhalt der Stadtbücherei Herdecke hat die Bürgerin Unterschriften gesammelt. 554 Einträge stehen auf einer Liste, zudem hat sie mit Bürgermeisterin Katja Strauss-Köster gesprochen. Auch über diese Lokalzeitung hat sie an die heimische Politik appelliert, diesen wichtigen Ort etwa zur Lesekompetenz-Förderung von Kindern weiter zu öffnen. Die Bemühungen der zweifachen Mutter führten zu keinem Sinneswandel. Mit großer Mehrheit (28:5) beschloss der Rat, die defizitäre Einrichtung zu schließen.

Änderungen im kommenden Jahr

Umgestaltung des Leseangebotes in der Stadt Herdecke ab 2024: So stand es über der Vorlage, die Nadja Büteführ (SPD) bezüglich Klarheit kritisierte. Es gehe ja nicht darum, „Bücher von links nach rechts zu schieben, sondern de facto um die Schließung der Stadtbücherei. Das fällt uns schwer.“ Parteikollege Klaus Klostermann stimmte ihr zu. „Schöner wäre, wenn wir uns das weiter leisten könnten.“

Alternativ-Möglichkeiten

Andreas Disselnkötter von den Grünen sprach von einem „Verlust symbolischer Art“, schließlich habe die Verwaltung Alternativ-Möglichkeiten aufgezeigt. „Ich verstehe die Reaktionen, wenn etwas wegbricht. Aber der beschrittene Weg ist richtig. Zumal wir hier mehr als nur die Stadtbücherei haben, wir stärken sogar das Leseangebot für Kinder und Jugendliche.“ Nico Fischer (Die Partei) widersprach. Er halte die besagte Institution für wichtig, das belege ja auch die Anzahl der gesammelten Bürger-Unterschriften. „Wir sollten daher weiter nachdenken und nach einer anderen Lösung suchen.“

Zahlen sprechen gegen Erhalt

Enric Tange von der FDP interpretierte das anders. Eine (Protest-)Unterschrift scheine Leuten leichter zu fallen als die Nutzung der Stadtbücherei, sagte er und verwies auf die Zahlen. 281 Leserinnen und Leser hat die Einrichtung 2023 registriert, 2020 waren es 405. Der Zuschussbedarf stieg in den vergangenen Jahren auf nun 93.540 Euro an. „Wir müssen angesichts der Haushaltslage irgendwo anfangen, zu sparen.“

Gute Schulbüchereien

Patrick Wicker von der CDU lobte den Bürger-Protest, gab aber auch zu bedenken: „Nur ein kleiner Teil von denen, die da unterschrieben haben, dürfte die Stadtbücherei mal von innen gesehen haben. Niemand schließt solch eine Einrichtung gerne, aber wir haben Alternativen benannt.“ Zudem seien Schulbüchereien besser ausgestattet als die Anlaufstelle der Kommune, so dass Kinder und Jugendliche weiter gute Angebote vorfinden.

Fünf Gegenstimmen, Mehrheit für Schließung

Die Partei, die AfD und der Linken-Vertreter stimmten für den Erhalt der Stadtbücherei, alle anderen befürworteten die Schließung. „Die Nutzerzahlen sprachen dafür“, sagte Bürgermeisterin Strauss-Köster und erinnerte auch an die Insolvenz der Herdecker Buchhandlung vor der Thalia-Übernahme. „Ich bin mit Frau Sauer einig, was die Wertigkeit des Buches anbetrifft, gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Pisa-Studie. Von daher handelt es sich jetzt um keine Sternstunde des Rates.“

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Der genaue Schließungstermin und Zeitpunkt der Mietkündigung, so hieß es auf Nachfrage in der städtischen Pressestelle, stehe noch nicht fest. Die Stadt fange nun an, den Bestand in die Fläche zu geben und Gespräche mit Kooperationspartnern zu vertiefen. In Kürze öffne die Stadtbücherei (dann nur noch mit einem Mitarbeiter, eine zweite Stelle wird ab 1. Januar eingespart) nur noch so, dass die besucherstärksten Zeiten abgedeckt werden.