Herdecke. Corona schränkt alle Bereiche des Lebens ein. So auch die Stadtbücherei Herdecke, die sich immer wieder an die neuen Corona-Regeln anpasst.
Corona bestimmt seit gut zwei Jahren unser alltägliches Leben. Ob im Sport, im Handel oder im Bereich der Kultur - Jeder muss sich einschränken. Manche Dinge sind dennoch unverzichtbar. So auch ein gutes Buch in der Hand zu halten, um seinen Alltag für eine gewisse Zeit zu vergessen. Normalerweise ist einer der ersten Anlaufpunkte, um bedrucktes Papier lesen zu können, die lokale Stadtbücherei Herdecke. Diese bietet ihren Lesern über 15.000 Medien. Im Mittelpunkt stehen dabei Bücher, aber es gibt auch andere Medien, wie Hörbücher, CD’s, Zeitschriften und ein paar Filme zum Ausleihen.
Corona hinterließ Spuren
Dennoch sind die vergangenen Jahre Corona nicht an der Herdecker Bibliothek vorbeigegangen. „Die allgemeine Situation kleinerer Büchereien hat sich durch Corona nicht gerade verbessert.“, erklärt Oliver Rost, einer der zwei Mitarbeiter. Doch wie massiv beeinflusst Corona das Leben der Stadtbücherei wirklich und in wieweit musste sie sich an die neue Situation anpassen? Die Bücherei durchlief verschiedene Phasen seit der Corona-Pandemie. „Der stärkste Einschnitt war im Jahreswechsel von 2020 zu 2021“, erinnert sich Oliver Rost. In dieser Zeit, drei Monate, musste die Bibliothek im Gesamten schließen. Daher gab es auch keine Ausleihe. Dies war der Corona-Verordnung verschuldet. Bis 2022 gab es weitere Maßnahmen zum Schutz der Leser. So wurde zwischendurch auf eine kontaktlose Ausleihe gesetzt. Auf Anruf wurden Bücher zusammengestellt, die dann im Flur abgeholt werden konnten. Zudem durfte nicht mehr innerhalb der Bücherei gelesen werden, wie es normal üblich ist. Heute ist es einfacher damit umzugehen. Seit Ende November gilt nämlich der 2G-Status in der Bibliothek. Dies meint, dass man sich auch in die Leseecke der Bücherei setzen darf. Dennoch muss eine Maske getragen werden und ein Mindestabstand von 1,50 Meter eingehalten werden. Zusätzlich kann maximal eine Anzahl von vier Haushalten in der Bibliothek Platz nehmen.
Neue Regeln bringen Veränderungen
Nach diesen neuen Regeln veränderte sich das Leseverhalten der Kunden ein wenig, da nur noch Wenige vor Ort lesen, sondern eher ausleihen. Diese präferierte Tendenz zum Ausleihen gab es jedoch auch schon unabhängig von Corona. So sind die Stammkunden der Bücherei geblieben, leihen aber primär aus. Doch um überhaupt etwas ausleihen zu können, braucht der Leser einen Benutzerausweis. Dieser kostet Erwachsenen zehn Euro und Kindern fünf Euro im Jahr. Sind durch Corona jedoch nun die Nachfragen nach diesen Ausweisen gestiegen oder gesunken? Auf diese Frage antwortete Oliver Rost, dass die Zahl der Kunden konstant geblieben sei. Vielmehr hat sich das Leihverhalten verändert, da dieses gesunken ist. Einzelne Leser sind beispielsweise auf die Online-Ausleihe umgestiegen, um mehr Vorsicht walten zu lassen. Dennoch erlebte die sogenannte Onleihe keinen extremen Schub seit Corona. Diese ist im Benutzerausweis inklusive und lässt sich über einen Link von Findus, der eigenen Seite der Stadtbücherei, aufrufen. Online lassen sich eBooks und eAudios herunterladen. Die Titel, die es im Präsenzbestand gibt, sind zum Teil auch auf der Seite auffindbar, jedoch kann sich der Online-Bestand zusätzlich auf andere Bücher berufen. Um auf das Online-Ausleihen zugreifen zu können, braucht man nur ein digitales Endgerät und den Code seines Benutzerausweises. Ob sich nun das Leihverhalten auf die verschiedene Medien neben der Anzahl an Benutzerausweisen verändert hat, beantwortetet Oliver Rost, dass dieses gleich geblieben wäre. Das wird natürlich auch von der Altersgruppe der Leser beeinflusst. Diese bildet die gesamte Einwohnerschaft Herdeckes ab, da die Altersspanne von Kleinkindern bis zu älteren Menschen über 90 Jahren reicht. Aus diesem Grund hat sich die Nachfrage nach verschiedenen Medien oder Genres bei Büchern auch nicht verändert. Die unterschiedlichen Altersgruppen haben immer noch ihre Bereiche. Unabhängig von dem Alter der Leser gibt es tatsächlich dennoch eine Ungleichheit innerhalb der Kundschaft - das Geschlecht. Dieser Bereich ist nicht ganz ausgewogen. Es gibt nämlich mehr Leserinnen in allen Generationen. Das hat sich mit dem Einzug von Corona aber nicht verschoben.
Trotzdem positive Entwicklung
Obwohl Corona die Situation der Stadtbücherei erschwerte, brachte es der Bibliothek trotzdem eine positive Erweiterung. „Die Bücherei hat ihren Präsenzbestand aufgestockt“, erklärt Oliver Ross. Vor der Pandemie lag der Schwerpunkt des Angebots auf Vorschulliteratur für Erstleser und Spannungsliteratur für Erwachsene. Doch nun bemüht sich die Bibliothek mit aktuellen Themen den Bestand zu vermehren, beispielsweise mit Büchern zum Impfen, den Wandel der Gesellschaft und die Klimakrise. Es wird jetzt also auch größeren Wert auf Sachliteratur gelegt, obwohl der Fokus weiterhin auf Romanen und Kinderbüchern liegt. „Diese Aufstockung fand statt, weil eine Bücherei die Pflicht hat, seine Bürger über aktuelle Themen zu informieren“, so Rost. Zusätzlich kommt einer Bücherei auch immer ein Bildungsauftrag zu, der sich allgemein an jeden Bürger richtet, jedoch auch stark an Leser, die sich keine eigenen Bücher leisten können. Dass die Bücherei trotz Corona weiterhin Bestand hat, ist für die Kultur in Herdecke bedeutend. Dies spiegelt sich anhand der interessierten Neubürger, die in die Bibliothek kommen, wieder. „Für diese Menschen gehört es dazu, dass Herdecke eine Bücherei hat“, freut sich Oliver Rost.