Herdecke. Die Stadt Herdecke will am Vorhaller Weg die Anzahl der Stellplätze für motorisierte Camper erhöhen und Schilder aufstellen. Es gibt Gegenwind.

Auf der städtischen Internetseite finden Touristen Hinweise, wo sie in Herdecke übernachten können. Nach der Auflistung von verschiedenen Unterkünften befindet sich ganz unten die Information, dass es drei Stellplätze für Wohnmobile am Vorhaller Weg gebe. Nahe der Tennishalle befinden sich aber keine Möglichkeiten zur Ver- und Entsorgung, immerhin koste das eintägige Parken ohne Reservierung auch nichts. Vor allem im Sommer platzieren viele Ausflügler oder Urlauber ihre Fahrzeuge dort am Flussufer, aufgrund der teils hohen Frequenz weichen manche auf angrenzende Flächen aus. So heißt es in einer Vorlage für die Fraktionen.

Keine Alternative

Nach einem politischen Beschluss hat die Verwaltung weitere Flächen im Stadtgebiet geprüft, ob sich an anderer Stelle eine Anlage für Wohnmobilstellplätze einrichten lasse. Ergebnis: Alternativ-Standorte erschienen „aufgrund verschiedener Begebenheiten“ als ungeeignet. Folge: Fünf weitere Parkbuchten sollen die drei bestehenden Haltepunkte, die sich allesamt auf städtischem Boden befinden, ergänzen. Durch eine leicht veränderte Anordnung entstehe Platz für neun Fahrzeuge. Damit lasse sich auf steigende Zahlen der motorisierten Camper reagieren, während gegenüber vor dem Haus des Sportfischerei-Vereins weiter Pkw stehen können.

So gute wie keine Infrastruktur

Ergänzend zur Ausweitung auf der bereits asphaltierten Fläche will die Stadtverwaltung etwas mehr für die Infrastruktur dort tun und neue Schilder aufstellen. Wohnmobilisten sollen so Hinweise zur maximalen Parkdauer, Müllentsorgung und zu Verhaltensregeln erhalten. Hinzu kommen ein Abfallsystem und touristische Karten, um die Gäste über die angrenzende Brücke in die Herdecker Innenstadt zu locken. All das haben die zuständigen Amtsvertreter mit dem dortigen Sportfischerei-Verein besprochen und vereinbart, dass sich bei Veranstaltungen der Angler die Stellflächen für Camper auf vier Rädern vorübergehend sperren lassen. Im Haushalt 2024 stehen 45.000 Euro bereit, um am Vorhaller Weg „handlungsfähig“ zu sein, wie Kämmerer Dennis Osberg erklärte.

Lärm und Geld

Aus den Reihen der Fraktionen kam Kritik. Nico Fischer (Die Partei), der beruflich ganz in der Nähe beheimatet ist, betrachtet die Stellplätze aufgrund des Lärms von der angrenzenden Bundesstraße als „Hölle“, das hätten ihm viele seiner Kunden bestätigt. „Die markierten Pkw-Plätze hinter dem Friedrich-Harkort-Gymnasium wären deutlich besser geeignet.“ Ähnlich argumentierte Carsten Adametz von der SPD, der die fehlende Infrastruktur ansprach und einen Münzautomaten für Strom oder ähnliches vorschlug. Osberg entgegnete, dass die Örtlichkeit gut angenommen werde und die Stadt für eine ordentliche Camping-Ausstattung mehr als 45.000 Euro bräuchte. Daher regte der Kämmerer an, vor größeren Ausgaben erst einmal die Resonanz auf die fünf neuen Stellplätze mit vergleichsweise geringem Aufwand abzuwarten. Sylke Gröne von der SPD befürwortete das vorsichtige Vorgehen angesichts der schlechten Haushaltslage.

Resonanz abwarten

Irmingard Schewe-Gerigk schlug eine zweijährige Probephase vor, um dann gegebenenfalls nachsteuern zu können, und erhielt Zustimmung seitens Osberg. Zuvor hatte die Grünen-Politikerin von Gesprächen mit dem Sportfischerei-Verein berichtet, wonach dieser mit der Erweiterung nicht einverstanden sei und auf der direkt daneben liegenden Fläche oft Aktivitäten mit Jugendlichen stattfinden. Katharina Biermann als zuständige Amtsleiterin räumte ein, dass die Angler nicht glücklich über weitere Wohnmobil-Stellplätze seien. Doch das vorliegende Ergebnis sei ein tragfähiger Kompromiss. Der Kämmerer („Der Verein hat nicht Hurra geschrien“) sprach sich zudem gegen die Idee von Schewe-Gerigk aus, nur drei statt fünf neue Haltebuchten auszuweisen.

Horizontales Gewerbe

Bisher findet, so schreibt es die Stadt Herdecke, keine regelmäßige Kontrolle am Vorhaller Weg statt. Das soll sich nach der Ausweitung ändern. Zumal die Verwaltung verhindern will, dass manche die Buchten dauerhaft belegen.

Aus zwei Quellen erfuhr die Lokalredaktion, dass sich manchmal auch das horizontale Gewerbe am Flussufer antreffen lasse. Den Angaben zufolge bieten Frauen gelegentlich entsprechende Dienstleistungen in einem Fahrzeug am Vorhaller Weg an.

Im Gespräch mit der Lokalredaktion berichtet der 1. Vorsitzende des Sportfischerei-Vereins von einem gemeinsamen Ortstermin mit dem Amt. Matthias Gebehenne dachte zunächst, dass seine Meinung angesichts des städtischen Grundstücks ohnehin nebensächlich erscheine. Doch nach Rücksprache mit Vorstandskollegen und Mitgliedern solle er die ablehnende Haltung der Angler stärker zum Ausdruck bringen. „Wir haben schon jetzt häufig Stress mit Leuten, die hier übernachten und dann in die Büsche urinieren. Wir haben auch schon weitere Hinterlassenschaften oder gebrauchtes Klopapier vor unserer Tür gefunden. Vor allem im trockenen Sommer stinkt es deswegen hier des Öfteren.“

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Das sei umso unangenehmer, weil die Trainer neben der Parkreihe Jugendliche ausbilden. Gebehenne bestätigt, dass die Flächen oft belegt seien. „Wenn dann noch Wohnmobilisten teilweise ‘rumpöbeln und Müll hinterlassen, ärgert uns das zusätzlich. Zumal wir uns hier um Sauberkeit bemühen, schließlich fällt der optische Eindruck auf den Verein zurück.“ Während der Vorsitzende einerseits an eine gute Kooperation mit der Stadt bezüglich der gepflasterten Parkplätze zurückdenkt, kritisiert er andererseits die fehlenden Kontrollen des Ordnungsamtes. Daher habe der Verein zwei Stellungnahmen mit einer ablehnenden Haltung zum seit Jahrzehnten existierenden Standort verfasst, zumal sich dort auch Dauercamper hinstellen und manche mit einem recht lauten Stromaggregat für zusätzlichen Lärm sorgen. „Und wenn die ausgewiesenen Buchten belegt sind, stehen welche auf unseren Parkplätzen. Sprechen wir diese Leute daraufhin an, reagieren wenige einsichtig. Wobei es auch anständige Camper gibt, denen wir gerne zum Beispiel mit Wasser aushelfen.“