Herdecke. Die SPD in Herdecke will die Schotterfläche am Bleichstein für Wohnmobilstellplätze ausweisen. Andere Fraktionen und HSG-Handballer sind dagegen.

Immer mehr Deutsche verreisen mit einem Wohnmobil. Wer nach Herdecke möchte, kann das Fahrzeug bisher am Vorhaller Weg in unmittelbarer Nähe an der Ruhr abstellen. Dort stehen allerdings keine Strom- und Wasseranschlüsse zur Verfügung. Die SPD hält diesen Standort an der Tennishalle nahe der B54 für unattraktiv und hat daher die Schotterparkplätze am Bleichstein als neue Örtlichkeit vorgeschlagen.

Der Vorteil: Unterhalb der Hengsteyseestraße gebe es neben den Kleinspielfeldern aufgrund der Toiletten als Anbau an der Bleichsteinhalle bereits eine gewisse Infrastruktur für Wohnmobilisten, sagte nun Gustav Müller von der SPD. Im Ausschuss für Wirtschaftsförderung und Tourismus konkretisierte er, dass sich die Sozialdemokraten nach einer Abwägung ungefähr vier oder fünf Stellplätze auf dem unbefestigten Parkplatz vorstellen können. „Immer mehr Menschen sind mit Wohnmobilen unterwegs, das ist auch aus anderen Kommunen zu hören. Unser Ziel ist es, die Innenstadt zu beleben“, erläuterte Müller.

Grundsätzlich sei auch die CDU für eine Aufwertung der Wohnmobilstellplätze in Herdecke, entgegnete André Moldenhauer für seine Fraktion. „Wir sollten aber nicht vorpreschen und bei diesen Überlegungen auch das städteübergreifende Tourismuskonzept für das mittlere Ruhrtal berücksichtigen“, sagte er und verwies auf die interkommunalen Arbeitsgemeinschaft mit Vertretern aus Hagen, Herdecke, Wetter, Witten und Hattingen, die für die Internationale Gartenausstellung (IGA) 2027 kürzlich 142 DIN-A-4-Seiten vorgelegt haben. Da die Christdemokraten obendrein den Standort für ungeeignet halten, wollten sie dem SPD-Antrag nicht zustimmen.

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Ähnlich argumentierte auch Andreas Disselnkötter. Der Fraktionsvorsitzende der Grünen betonte, dass die Schotterparkplätze wichtig für Veranstaltungen seien und dachte dabei an Heimspiele von Herdecker Sportvereinen oder Stadtfeste. „Wir sollten die vorgeschlagene Fläche besser innerhalb eines Parkgesamtkonzeptes entwickeln, aber nicht für Wohnmobile.“

Daraufhin erwiderte Gustav Müller, dass die Idee zur Aufwertung für fahrende Campingwagen ja schon seit Jahren durch Herdecke „geistere“ und vier oder fünf fehlende Parkplätze Sportveranstaltungen doch nur unwesentlich betreffen würden.

Parkplatznot am Sportzentrum

Dem widersprach Werner Kreft. Der stellvertretende Vorsitzende der HSG Herdecke/Ende erläuterte der Lokalredaktion, dass immer wieder zahlreiche Autos auf der Schotterfläche am Bleichstein stehen und viele auswärtige Besucher diese ansteuern. „Uns haben Zuschauer berichtet, dass sie nahe der Halle keinen Parkplatz gefunden haben. Das Problem ist umso größer, wenn neben uns Handballern auch die TSG-Fußballer ein Heimspiel haben“, so Kreft.

Aus Vereinssicht könnten fehlende Parkplätze zu Einbußen bei den Einnahmen führen, Kreft spricht sogar von einem möglichen „größeren wirtschaftlichen Schaden“. Der Verein habe über die Schwierigkeiten und über bessere Lösungen auch schon mit der Stadtverwaltung gesprochen, der SPD-Antrag „konterkariert“ das aber. „Wenn wir – und davon gehe ich aus – demnächst erfolgreich spielen, locken wir vermehrt Zuschauer an“, meint das HSG-Vorstandsmitglied. „Daher wehren wir uns gegen den Vorschlag, am Bleichstein Stellplätze für Wohnmobile herzurichten.“

Situation nicht optimal

Auch aus Sicht der Stadtverwaltung ist das bisherige Angebot von Wohnmobilstellplätzen in Herdecke „nicht optimal“, wie Beigeordneter Dennis Osberg sagte. Auch die Versorgungsmöglichkeiten am Bleichstein müssten unter die Lupe genommen werden.

In dem Prüfauftrag für die Stadtverwaltung ist keine Anzahl von Stellplätzen enthalten, es geht um generelle Fragen.

Im Zuge der Ausschuss-Diskussion schlug dann Dennis Osberg als 1. Beigeordneter der Stadtverwaltung vor, neue Wohnmobilstellplätze ortsneutral zu prüfen und dann im Laufe der Untersuchungen einen Standort vorzuschlagen. Auch unter der Berücksichtigung des städteübergreifenden Tourismus-Konzepts, zu dem auch Übernachtungsmöglichkeiten gehören.

Diesen Vorstoß und folgenden Änderungsantrag befürworteten schließlich alle Fraktionen, wobei Sylke Gröne von der SPD forderte: „Der Platz sollte nicht in einem Randgebiet liegen und die Innenstadt fußläufig erreichbar sein.“