Wetter/Herdecke. . Mobiles Reisen ist ein Wachstumsmarkt, von dem auch Wetter und Herdecke profitieren können. Aber bei den Wohnmobil-Stellplätzen hapert es.

  • Wetter und Herdecke haben für mobil Reisende viel zu bieten
  • Nur die Stellplätze lassen zu wünschen übrig
  • In Herdecke gibt es keine Pläne, in Wetter stehen Verbesserungen an

Sie kommen aus Berlin, Süddeutschland oder den Niederlanden. Auch an der Ruhr machen Menschen mit dem Wohnmobil für einen oder zwei Tage Rast. Auf der Suche nach Erholung, kulturellen Erlebnissen, nach schmucken Städtchen und schöner Natur. All das können Herdecke wie Wetter und die Umgebung bieten – nur bei den Stellplätzen für die mobilen Reisenden hapert es. Herdecke bietet nur drei Plätze, etwas versteckt auf der Hagener Ruhrseite, ohne Strom und Entsorgungsmöglichkeiten. Wetter hat zwar inzwischen mehr Plätze im Angebot, komfortabel sind diese aber auch nicht.

Dass sich auf dem Wohnmobil-Markt viel tut, zeigen die Anmelde-Zahlen für die rollenden Campingwagen, die seit Jahren steigen. 2015 gab es mit 28 348 neu zugelassenen Reisemobilen im fünften Jahr einen Rekordwert, verkündet der Caravaning Industrie Verband. 2016 wird dieser wieder überboten. Bis September waren es schon 31 334 neu zugelassene Wohnmobile. Fast 25 Prozent mehr als im Vorjahr. Mobiles Reisen ist also ein Wachstumsmarkt. Davon könnten auch die beiden Ruhrstädte profitieren. Während sich die Verwaltung in Wetter für die Zukunft vornimmt, den Stellplatz an der Ringstraße ansprechender zu gestalten und technisch besser auszurüsten, gibt es in Herdecke keine konkreten Pläne.

Im Gegenteil. Seit das Ruhrufer dort überplant worden ist, sind die Wohnwagen, die auf dem Gelände des Kanuclubs stehen, vielen ein Dorn im Auge. In mehreren Ausschuss-Sitzungen ist darüber diskutiert worden. Das Thema Wohnmobilstellplatz ist damit aber nicht ganz vom Tisch. Für einen Platz ein Stück außerhalb des Ortskerns habe es nun eine Anfrage gegeben. Allerdings: Nach Auskunft der Stadt liegt die Fläche im so genannten Außenbereich, ist also strengen Auflagen was die Nutzung und Bebauung angeht, unterworfen. „Um dort einen Stellplatz einzurichten, müsste der Bebauungsplan geändert werden“, erklärt Stadtsprecher Dennis Osberg. „Da müsste die Politik entsprechend reagieren.“

„Eine wichtige Geschichte“

„Wohnmobile sind ein Wirtschaftsfaktor“, kann sich SPD-Fraktionsmitglied Gustav Müller durchaus vorstellen, das Thema Stellplatz wieder anzugehen. Das Mitglied des Ausschusses für Wirtschaftsförderung und Tourismus erinnert sich daran, dass vor allem der frühere Ratsherr Peter Schlusnus schon vor Jahren auf eine Verbesserung des Angebotes gedrängt habe.

Auch in den Augen von Georg Torwesten, für die CDU als Ausschussvorsitzender in Sachen Wirtschaft und Tourismus aktiv, ist Tourismus für Herdecke „eine wichtige Geschichte“. Angesichts der Überlegungen, die Ufer der beiden Ruhrseen künftig besser für die Freizeitnutzung auszubauen, kann er sich vorstellen, das Thema Stellplatz noch einmal aufzugreifen. „Im Rahmen der Planungen zum Freizeitrevier Ruhr wird sicher einiges neu angefasst“, sagt er mit Bezug auf das zu verändernde Planungsrecht.

Was die grundsätzliche Nutzung einer Fläche für Wohnmobilisten angeht, ist die Stadt Wetter weiter. Seit Jahren gibt auf dem Ringplatz am Obergraben eine Fläche, die für die Übernachtung zugelassen ist. Und auch wenn der Stellplatz lange Zeit wenig attraktiv war, genutzt wurde er dennoch. Jetzt investiert die Stadt nach und nach und will so noch mehr Touristen anlocken.

Von Berlin nach Wetter

Auf einem der Stellplätze machte kürzlich eine Familie aus Berlin Halt. „Mit meinem Mann und meinem Sohn reisen wir seit zwei Wochen durch Deutschland Richtung Süden. Jetzt sind wir wieder auf dem Weg Richtung Heimat“, erzählt Rina Lang. Die 41-Jährige wirkt entspannt. „Es gefällt uns gut, denn hier ist kaum jemand, und daher ist es ruhig.“ Die Berlinerin hat recht, denn auf dem großen Gelände sind gerade mal vier weitere Wohnmobile zu sehen. „Mit unserem Sohn bleiben wir nie mehrere Tage an einem Platz. Allerdings wäre es hier auch gar nicht möglich, denn es gibt keine Stromversorgung.“

An ihrem Wohnmobil sind außen Fahrräder angebracht. Doch die Nachricht, dass wenige Meter hinter ihrem Mobil der Ruhrtalradweg verläuft, überrascht die Besucher. Ihr Ausblick beschränkt sich auf Bäume und einen Parkplatz.

„Noch in diesem Jahr wird die Stellplatzanlage ein Zusatzschild erhalten ,Nur für Wohnmobile’. An der Rampe zum Ruhrtalradweg soll auch auf die Wegeverbindung hingewiesen werden“, erklärt Stadtsprecher Jens Holsteg. Die Schautafel des Stadtmarketing (derzeit an den Containern) werde ebenfalls an die Rampe umgestellt.

Für 2017 gibt es weitere Pläne: Müllbehälter und eine „Hundestation“ sollen aufgestellt werden, die vorhandenen Böschungen werden wohl weitgehend abgetragen. „Die Bepflanzung soll abgeräumt werden, um offene Räume zu schaffen; es sollen keine „toten Winkel“ verbleiben“, so Holsteg. Was die technische Aufrüstung angeht, fehlt aber das Geld. Also haben die Gäste keine Möglichkeit, ihr Wohnmobil mit Strom zu versorgen oder die Chemietoilette fachgerecht zu entsorgen. Das geschieht derzeit – wenn auch illegal – noch oft im Gebüsch.