Herdecke. Aus diversen Gründen kann die Stadt das Bleichstein-Bad nicht mehr öffnen. Die Saisonbilanz fällt mäßig aus, ein Verantwortlicher wird emotional.
30 Grad, Sonne, blauer Himmel – wer denkt da nicht an Freibäder? Während in Wetter die Saison bis weit in den September hinein andauert, ruht der Betrieb im benachbarten Herdecke seit dem 31. August. „Termingerecht“, wie die Stadtverwaltung auf Anfrage mitteilt. Hintergrund: Die Arbeitsverträge der Saisonkräfte liefen zu diesem Zeitpunkt aus. Zudem würden demnach durch die kühlen Nächte die Betriebskosten für das auf 24 Grad hochgeheizte Wasser stark ansteigen, etwa der Gasverbrauch. Das als Erklärung, warum sich die Anlage trotz bester Bedingungen jetzt „nicht mal eben“ öffnen lasse und der Stadt somit auch Besucher-Einnahmen entgehen.
In dem Zusammenhang erinnern sich manche auch an die Rettungsmission der Verwaltung, die erst spät eine Lösung für 2023 und ihre Anlage am Bleichstein fand. Aufgrund der Personalnot sprang der frühere Schwimmmeister Michael Schröder für eine Saison ein. Während der Rentner nun urlaubt, zieht DLRG-Urgestein Frank Herbach als weiterer Bad-Verantwortlicher seine Jahresbilanz: „Ich hatte eine super Zeit im Freibad und habe die Arbeit dort sehr genossen, da die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen sehr gut passte.“ Bei einigen Akteuren aus dem Freibad-Team wollte er das Potenzial fördern.
Harmonisch und beschaulich
Im Vergleich zu anderen Bädern sei es am Bleichstein harmonisch zugegangen. Vor allem der enge Kontakt zur Jugend gefiel Herbach, er habe bei der Ansprache wohl auch den richtigen Ton getroffen. Dabei musste er auch Ermahnungen und Platzverweise aussprechen, das hätte jedoch gereicht, die Polizei musste angesichts überschaubarer Schwierigkeiten nie kommen. Erfreulich stufte Herbach die Wasserqualität ein, die vielen Filterungen und Prüfungen hätten sich gelohnt. Generell hätten die Besucherinnen und Besucher neben dem Schwimmen auch die Liegewiesen sowie die schöne Atmosphäre an der Hengsteyseestraße genossen.
Das Lob von einigen Gästen für sein Auftreten wiederum löste Emotionen bei Herbach aus, wie ein Radiobeitrag belegt. Er selbst habe sich über den engen Kontakt zu den Gästen gefreut. Vor allem über den Dank und die Anerkennung, dass auch durch sein Engagement das Bad 2023 überhaupt öffnen konnte. Jetzt hofft er, dass die Sanierung schnell über die Bühne geht und auch er dann wieder durchstarten kann. Bekanntlich bleibt die Anlage wegen der Arbeiten 2024 voraussichtlich komplett geschlossen.
Bilanz in Zahlen
In den vergangenen Monaten passierten ca. 15.000 Besucher den Eingang. „Leider verlief die Saison aufgrund des Wetters nicht sehr gut“, bilanziert die Verwaltung. Es gab aber auch einige sehr warme Tage, an denen es sehr voll war. Laut Herbach schätzen viele Herdecker eben auch, „dass das Freibad nicht zu überlaufen ist und man nicht dicht an dicht auf der Wiese liegt.“
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In 2022 (montags und dienstags wegen Personalmangels geschlossen) kamen 17.500 Leute, 2021 waren es 15.500, 2020 ruhte der Betrieb wegen Corona. 2019 konnte sich die Stadt nach Öffnungsverzögerungen und Reparaturarbeiten über rund 29.000 Gäste freuen, die für 68.700 Euro Einnahmen sorgten. Im „Super-Sommer“ 2018 lag der Erlös bei mehr als 93.000 Euro, dank fast 38.000 Planschenden. All das ist weit entfernt von früheren Zeiten, als etwa im Jahr 1977 satte 100.000 Gäste ins Freibad kamen.