Herdecke. Fataler Personalmangel sorgt für die Schließung des Freibads am Bleichstein. Facebook-Nutzer stellen Badegäste und Verantwortliche an den Pranger

Während in anderen Städten hitzig über das Baden „Oben-ohne“ diskutiert wird, haben die Herdecker ganz andere Sorgen: Das Freibad am Bleichstein bleibt vermutlich diesen Sommer ganz geschlossen. Es wäre das letzte Jahr, vor dem großen Umbau gewesen. Die mögliche Schließung hat etwas mit dem anstehenden Umbau zu tun. Drei vakante Stellen, Kündigungen, ausbleibende Bewerbungen – Beigeordneter Dennis Osberg blickt pessimistisch in die Zukunft: „Es ist nicht unwahrscheinlich, dass wir ohne Erfolg weiter suchen.“ Bereits im vorherigen Sommer war Personalmangel Grund dafür, dass nicht im gewohnten Umfang geöffnet werden konnte. Nun haben sich die Personalprobleme noch einmal verschärft. Aktuell läuft der zweite Versuch, neue Mitarbeiter für den Bäderbetrieb zu finden.

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Die 17.447 Besucherinnen und Besucher, die das Freibad am Bleichtstein letzte Saison besucht haben, müssen sich wohl oder übel in anderen Städten umgucken. Die Resonanz der Herdecker und Herdeckerinnen ist wie zu erwarten negativ. Unter dem Facebook-Post der Redaktion machen Leser ihrem Ärger Luft.

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Kritik an Stellenausschreibungen

Girun Sauer kritisiert die Art und Weise, wie nach Personal für die vakanten Stellen gesucht wird und schreibt: „Die Stellenausschreibungen sollten erst mal überdacht werden. Entweder man sucht Rettungsschwimmer, Kassenpersonal oder jemanden für Hausmeister-Tätigkeiten und schreibt nicht alles in eine Ausschreibung. Auch über die Öffnungszeiten sollte nachgedacht werden. Erst mittags öffnen da möchte ich nicht wissen, wie viele Herdecker Bürger - mich eingeschlossen - dann halt woanders hinfahren. Na ja, den Weg dahin könnte ich Fragenden noch erklären.“ Auch Markus Kecker kann nicht nachvollziehen, wieso sich niemand finden lässt und kommentiert: „Ganz banale Dinge wie ein Freibad sind nicht mehr möglich. Wieso gibt es dafür kein Personal? Dafür braucht man nun wirklich keine Raketenwissenschaftler.“

Fehlendes Personal für den Badebetrieb sei keine Seltenheit, das hat bereits Herdeckes Bürgermeisterin Dr. Katja Strauss-Köster als Reaktion auf die Schließung gesagt. Andreas Fieberg teilt diese Meinung. Er befürchtet, dass es die Nachbarstadt auch treffen könnte und schreibt: „Personal fehlt auch in Hallenbädern. Werden wir in Wetter äußerst wahrscheinlich leider auch erleben.“

Fehlverhalten der Badegäste

Für einige Nutzer habe die erfolglose Suche nach Mitarbeitern jedoch offensichtliche Gründe: das Verhalten der Badegäste. Daniel Barteldrees schreibt dazu: „Bei dem Verhalten der jungen Badegäste ist es kein Wunder das Personal fehlt.“ Auch Nutzer Michael Range versteht das Ausbleiben der Bewerbungen und kritisiert in einem Kommentar jüngerer Besucher: „Zu dem normalen Bäderpersonal braucht man neuerdings ja auch Security.“ Zahlreiche andere Leser und Leserinnen sprechen von Sicherheitspersonal, das notwendig sei, um ein entspanntest und sicheres Baden zu ermöglichen. Noch gibt es ein Funken Hoffnung für die Öffnung des Freibads am Bleichstein.

Ein letztes Mal sucht die Stadt Bewerber für die offenen Positionen. „Wir versuchen noch diese letzte Runde“, sagt Katja Strauss-Köster, „ohne Erfolg bleibt das Bad dicht.“ Falls das Vorhaben jedoch erfolgreich sein sollte, äußern einige Facebook-Nutzer Wünsche an den Umgang mit der kommenden Badesaison. Ein wichtiges Thema: Anpassungsfähigkeit. Darunter Anne Krabbe. Sie schreibt: „Flexibilität auch abends wäre mega: Wenn man sich noch bis 20.30 Uhr ins Becken stürzen könnte - das würde ganz sicher man ein Berufstätiger gerne nutzen. Auch hier sind flexible Modelle und Einsatzzeiten für Kontrolleure erforderlich.“

Reaktionen der Politik

Auch seitens der Politik gab es bereits weitere Reaktionen. Marc Schulte, Vorsitzender der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) Herdecke-Wetter, schreibt: „Mit großem Bedauern müssen wir uns in dieser Saison eingestehen, dass Personalmangel dazu führt, dass unser Freibad am Bleichstein geschlossen bleiben wird. Sehr schade, denn es ist ein attraktiver Erholungsort, was die vielen Gäste aus der Nachbarstadt bewiesen haben.“ Grundsätzlich werde der Fach- und Personalkräftemangel noch viel gravierendere Auswirkungen haben, denn überall, in Verwaltung, Industrie und insbesondere im Dienstleistungsbereich, fehlten motivierte, engagierte Mitarbeiter, prophezeit er. Deshalb würden die Forderungen aus dem MIT-Bundesprogramm immer drängender. Dazu gehöre, das Zuwanderungsrecht arbeitgeber- und fachkräftefreundlich zusammenfassen.

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Für mittelständische Arbeitgeber als auch für Interessenten aus dem Ausland sei das Recht oft unübersichtlich und bürokratisch. Ausländische Abschlüsse müssten zudem schnellstmöglich anerkennt sowie Fachkräften ohne anerkannten Abschluss eine Einwanderung ermöglicht werden, wenn sie eine Beschäftigung nachweisen können und der Arbeitgeber Sicherheiten biete.