Herdecke. Das Freibad bleibt im Sommer geschlossen. Es gibt zu wenig Mitarbeiter. Neue Angestellte zu finden, wird für Herdecke besonders schwer.

  • Mehrere Stellen sind nicht besetzt
  • Ausschreibung bisher ohne Erfolg
  • Bevorstehender Umbau schreckt ab

Eine schlechte Nachricht für die 17.447 Besucherinnen und Besucher im Herdecker Freibad. So viele waren es jedenfalls im vergangenen Jahr. Wie es aussieht, wird das Freibad in diesem Jahr geschlossen bleiben. Es wäre das letzte Jahr vor dem großen Umbau gewesen. Dass vermutlich nicht aufgemacht wird, hat etwas mit dem anstehenden Umbau zu tun.

+++Auch interessant: „Oben ohne“ schwimmen nur Männer in Herdecke und Wetter+++

Bereits letzter Jahr geringere Öffnungszeiten

Die Mitteilung vom Beigeordneten Dennis Osberg in der Ratssitzung hatte es in sich: Bereits im vorherigen Sommer war Personalmangel Grund dafür, dass nicht im gewohnten Umfang geöffnet werden konnte. Nun haben sich die Personalprobleme noch einmal verschärft. Aktuell läuft der zweite Versuch, neue Mitarbeiter für den Bäderbetrieb zu finden. Die Stellen wurden sogar in höheren Entgeltgruppen ausgeschrieben. Für Osberg ist es dennoch „nicht unwahrscheinlich, dass wir ohne Erfolg weiter suchen.“

Kündigung und Krankheit

Der angestellte Schwimmmeister der Stadt hat zum Ende letzten Jahres gekündigt. Eine Fachangestellt für Bäderbetriebe ist langzeiterkrankt. Ein Rettungsschwimmer ist nicht mehr fit für eine vorgegebene Prüfung. „Somit sind derzeit drei Vollzeitstellen vakant“, stellt Osberg fest und gibt an: Für den Betrieb an fünf Tagen in der Woche werden vier bis fünf Personen gebraucht. Die Stadt habe rechtzeitig ausgeschrieben. Das Ergebnis ist ernüchternd: In einem Fall gab es eine Absage des Bewerbers, in einem zweiten läuft die Kündigungsfrist ab, wenn die Badesaison schon vorbei ist.

Fahrdienst nach Hagen

Dieter Kempka (Die Linke) zeigte sich „wahnsinnig entsetzt über diese Hiobsbotschaft kurz vor dem Saisonstart.“ Und auch Irmingard Schewe-Gerigk (Grüne) sprach von einer „katastrophalen Situation.“ Ob die Stadtverwaltung schon mal daran gedacht habe, für Kinder und Jugendliche im Sommer vielleicht einen Zubringerdienst zum Schiffwinkel auf halbem Weg zum Hengsteybad auf der Hagener Seite der Ruhr zu organisieren, wollte sie wissen. Bisher nicht.

Allgemeines und spezielles Problem

Sascha Rolf Lüder (CDU) regte an, auf der Suche nach Rettungsschwimmern das Rote Kreuz im Ennepe-Ruhr-Kreis anzusprechen. Enric Tange von der FDP brachte angehende Sportlehrer als mögliche Kräfte im Freibad ins Gespräch. Schon versucht, kam von der Verwaltung zur Antwort. Das Personalproblem ist aus ihrer Sicht ein allgemeines und ein spezielles. Allgemein gebe es immer mehr Ausschreibungen ohne einen einzigen Bewerber, auch bei Ingenieuren oder Verwaltungsstellen. Und speziell hat es Herdecke aktuell besonders schwer, Personal fürs Freibad zu finden.

Sanierung im kommenden Jahr

Das Herdecker Freibad soll ab dem nächsten Jahr mit Millionenaufwand saniert werden. Die anstehende Saison sollte die letzte mit alter Technik sein. Der Tüv hat sogar schon die große Rutsche abgenommen. Allein: Wer sich jetzt auf eine Stelle bewerbe, könne diesen Sommer noch als Schwimmmeister arbeiten, müsse sich dann aber auf zwei Jahre mit Hausmeisterposten oder irgendeine andere Warteposition einstellen, zeigt Bürgermeisterin Dr. Katja Strauss-Köster Verständnis für die Zurückhaltung. Mitarbeiter für die Bäder fehlen nicht nur in Herdecke. Auch in an-deren Städten sind sie stark nachgefragt. Hier aber werde niemand abgeschreckt von der Vorstellung, zwei Jahre nicht in seinem eigentlichen Beruf arbeiten zu können.

AfD meint, Gründe zu kennen

Die AfD dagegen hat eine tiefere Ursache für die Personalnot ausgemacht. In einer Presseerklärung nach der Ratssitzung heißt es: „Die Altparteien haben es über Jahrzehnte versäumt, eine aktivierende Familienpolitik zu betreiben.“ Grundvoraussetzung für das Funktionen einer Gesellschaft sei, dass die folgende Generation mindestens so groß sei wie die vorhergehende.

Letzte Runde

Die neuerliche Ausschreibungsrunde ist gerade eingeläutet. „Wir versuchen noch diese letzte Runde“, sagt Katja Strauss-Köster, „ohne Erfolg bleibt das Bad dicht.“