Herdecke. Vor der Sanierung 2024 kehrt Schwimmmeister Michael Schröder aus dem Ruhestand zurück an den Beckenrand. Auch Frank Herbach von der DLRG hilft.
Lange sah es so aus, als ob das Freibad am Bleichstein 2023 gar nicht öffnet. Personalnot. Aus diesem Grund blieb die städtische Anlage bereits in der Saison 2022 an zwei Tagen zu Beginn einer jeden Woche geschlossen. Und dann steht ja auch noch die große Sanierung an: Sollte diese dank Fördergeld voraussichtlich 2024 beginnen, ruht der Betrieb für eine längere Zeit.
Angesichts dieser Gemengelage startete die zuständige Amtsleiterin Jessica Rausch vor einigen Monaten eine Rettungsmission und suchte etwa Rettungsschwimmer, um den Badespaß in diesem Jahr doch noch zu ermöglichen. Mit Erfolg: „Die Vorbereitung war sehr anstrengend, wir haben nun aber genug Leute für die Freibadöffnung ab dem 31. Mai und an sieben Tagen in der Woche.“
Drei unbesetzte Stellen
Zum Jahresende 2022 waren drei Freibadstellen unbesetzt. Zwar meldeten sich Interessierte auf die Ausschreibungen, doch dann sprangen manche ab, andere erwiesen sich als nicht ausreichend qualifiziert. „Die Stadtverwaltung hat aber vielfach die Bitte vernommen, doch einen Saisonbetrieb zu ermöglichen. Dabei halfen uns dann Glück und Zufall“, so Rausch. Eine Fachangestellte für Bäderbetriebe beispielsweise zieht nach Herdecke und fängt im August am Bleichstein an. Für die Kasse am Eingang sagte erst jemand zu, vor zwei Wochen aber wieder ab. Neue Lösung: Ein junger Mann kümmert sich künftig um die Eingangsmodalitäten und verlangt von den Gästen die gleichen Preise wie im letzten Jahr.
Zeiten, Preise und Imbiss
Das Herdecker Freibad öffnet ab dem 31. Mai täglich von 13 bis 19 Uhr, in den Sommerferien ab 12 und dann an den Wochenenden von 10 bis 19 Uhr.
Der Eintritt kostet nach einer Erhöhung im vergangenen Jahr nun auch wieder für Erwachsene fünf, für Kinder ab drei Jahren 2,50 Euro. Es gibt auch Saisonkarten.
Der Herdecker Imbissbetrieb von Michael Smith stellt wieder einen Wagen auf das Gelände, Sohn Connor engagiert sich zudem als Rettungsschwimmer.
Und dann sind da noch zwei Herdecker Urgesteine, die als Retter im Verbund mit dem städtischen Angestellten Nils Schnathorst den technischen Betrieb ermöglichen: Der langjährige Schwimmmeister Michael Schröder und Frank Herbach von der heimischen DLRG kennen sich seit ewigen Zeiten. Und verstehen sich gut. Als sie von den Personalproblemen in ihrem wertgeschätzten Freibad hörten, sagten sie ihre Saison-Hilfe in Vollzeit zu.
40 Jahre lang stand Michael Schröder ununterbrochen in jeder Saison am Bleichstein-Beckenrand, ehe der Schwimmmeister 2016 in Rente ging und sich verstärkt seinen Bonsai-Bäumen widmen wollte. Nun die Anfrage zur temporären Rückkehr und – nach Überlegungen mit seiner Frau – die Zusage. „Ich hatte mit dem Kapitel Freibad komplett abgeschlossen. Als ich aber kürzlich dann wieder zum ersten Mal hier hin kam, war es so, als wäre ich nur vier Wochen weg gewesen“, sagt der gebürtige Herdecker.
Schröder erhält viel Lob von seinen Mitstreitern. Bei ihm sitze jeder Handgriff, mit seinen klaren Ansagen kommen alle gut klar, er sei wieder mit viel Herzblut dabei. Der Rentner selbst will vor allem heimischen Kindern eine Schwimmmöglichkeit bieten, daher sein Engagement. Das Team funktioniere gut, Schnathorst und Herbach haben demnach bereits eine bemerkenswerte Vorarbeit bei der speziellen Technik geleistet. Seit dem 1. März laufen die Vorbereitungsarbeiten in den Becken und auf dem Gelände, einen Wasserrohrbruch konnte das Trio mittlerweile beheben.
DLRG mit wichtiger Rolle
Wer die Herdecker Ortsgruppe der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft kennt, kam sicher auch schon mal mit Frank Herbach in Kontakt. Der Bäderbeauftragte der DLRG betont stets die Bedeutung der Bleichstein-Anlage für die Stadt und Bürgerschaft. Wegen beruflicher Umstände könne er nun in dieser Saison Dienste an der Hengsteyseestraße schieben, um dort auch weiter Rettungsschwimmer auszubilden. „Davon fehlen weiterhin viele, daher denke ich auch perspektivisch“, sagt der Familienvater, dessen Tochter im Freibad ebenfalls aushilft. Obendrein haben weitere DLRG-Mitglieder ihre ehrenamtliche Unterstützung für den Betrieb in dieser Saison zugesagt.
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Nachdem Rausch und Schnathorst lange Zeit alleine dastanden, steht nun der Dienstplan (nötig ist stets mindestens eine Fachkraft mit allen Unterweisungen). Dazu leisten die Technischen Betriebe wertvolle Arbeit, auch sie setzen sich für die Öffnung ein. „Der Wunsch vieler hat uns motiviert, diesen Kraftakt zu stemmen. Badegäste sollten aber die Social-Media-Kanäle im Auge behalten, womöglich müssen wir kurzfristig mal auf Ausfälle oder Krankheiten reagieren und Zeiten anpassen“, sagt die Amtsleiterin, die von einer guten Stimmung im Betriebs-Team berichtet. Davon profitieren nun auch Vereine, die am Bleichstein trainieren. Herbach: „Das Freibad ist eine der wichtigsten Einrichtungen in der Stadt.“