Volmarstein. 20 von ursprünglich 60 Plätzen in den Wohngemeinschaften sollen erhalten bleiben. Die ESV erklärt die Hintergründe.
Die Evangelische Stiftung Volmarstein (ESV) reduziert ihre Plätze in den Demenz-Wohngemeinschaften. „Diese Wohnform wird leider immer weniger nachgefragt, weil sie für die Bewohner teilweise deutlich teurer ist als etwa der Platz im Seniorenheim. Die erheblichen Kostensteigerungen der vergangenen zwei Jahre haben dazu geführt, dass viele Menschen sich dieses Wohnangebot einfach nicht mehr leisten können“, so Christina Bösken, Bereichsleiterin der Spezialpflege in der ESV, zu der die Demenz-WGs gehören. Die Belegung sei deswegen kontinuierlich gesunken.
25 Plätze sind belegt
Derzeit sind von den ursprünglich 60 Plätzen gerade einmal 25 belegt – 18 Menschen leben in zwei Wohngemeinschaften in Hattingen, sieben in einer WG in Wetter am Wilhelminengarten. Von den Standorten in Haspe, Ennepetal-Voerde und Gevelsberg hat sich die ESV bereits getrennt. Bei den sogenannten Demenz-WGs handelt sich um kleine Wohngruppen mit, im Fall der ESV, maximal neun Nutzern je WG. Gerade für Menschen im Anfangsstadium einer Demenz ist das Wohnangebot ideal, um den Bedürfnissen gerecht zu werden. „Im eigentlichen Sinne lebt das Konzept aber auch von der Mitarbeit der Angehörigen – das hat sich in den letzten Jahren sehr stark reduziert, die meisten sind berufstätig und schaffen das einfach nicht mehr“, erklärt die ESV auf Nachfrage.
Fehlende Zeit und hohe Kosten
Die fehlende Zeit der Angehörigen und auch die Kostenfrage veranlasse viele Menschen, demenziell erkrankte Familienmitglieder eher im klassischen Seniorenheim unterzubringen. „In den stationären Wohnformen sinkt über die Verweildauer der sogenannte Eigenanteil. Da es sich bei den Demenz Wohngemeinschaften aber um ambulante Finanzierungen handelt, setzt dieser Effekt nicht ein“, erläutert die ESV auf Nachfrage. Dies führe dazu, dass sich zum Teil ein Delta von über 1000 Euro monatlich ergebe. Hinzukommt, dass die Wohngemeinschaften bei ihrer kleinen Größe einen verhältnismäßig höheren Personaleinsatz mit sich bringen als in den stationären Einrichtungen. „Außerdem reden wir hier von drei bis vier unterschiedlichen Verträgen, die abgeschlossen werden: Betreuungsvertrag (24 Stunden Personal), Vertrag mit dem ambulanten Pflegedienst, Mietvertrag und ggf. separater Vertrag für die Reinigung der WG. Zusätzlich zu diesen Kosten muss Haushaltsgeld gezahlt werden (nach den Preissteigerungen des letzten Jahres derzeit 350 € je Monat)“, so die ESV.
Plätze auf dem Prüfstand
Daher standen und stehen die Standorte in den Städten des EN-Kreises und in Hagen mit insgesamt ca. 60 Plätzen auf dem Prüfstand. In diesem Bereich ist die ESV seit 12 Jahren engagiert. „Unsere Mitarbeitenden haben großartige Arbeit geleistet und die Bewohner mit viel Empathie und Know-how betreut“, betont die Geschäftsbereichsleiterin Bösken. Ziel sei nun, ca. 20 Plätzen zu erhalten. Dies betrifft insbesondere das Angebot in Wetter. Die Standorte in Hagen und Gevelsberg sind bereits geschlossen. Gemeinsam mit den Angehörigen konnten individuelle Lösungen für alle Bewohner gefunden werden. In Ennepetal wurden die Demenz-WGs an einen anderen Betreiber übergeben.
Menschen mit Demenz weiter versorgt
Auch wenn die Stiftung künftig ihre Plätze bei den Demenz-WGs reduziert: Menschen mit Demenz werden weiterhin in Volmarsteiner Einrichtungen versorgt. „Unsere Tagespflegen, Seniorenheime und Einrichtungen der Spezialpflege bieten ein breit aufgestelltes und qualifiziertes Versorgungsangebot“, betont Vorstand Markus Bachmann.
Nachnutzungen
Für die aufgelösten WGs gibt es bereits Nachnutzungen, so ESV-Sprecherin Astrid Nonn: „Die WG in Haspe wird durch unseren Bereich der Behindertenhilfe nachgenutzt. Die WG in Ennepetal ist im Sinne eines Teilbetriebsübergangs an einen anderen Betreiber (DreiZett Plus aus Gevelsberg) übergegangen, die WG in Gevelsberg wird ein Folgekonzept im Sinne einer Senioren WG erhalten. Die WG in Witten soll Studierenden angeboten werden, hier bieten wir neben dem Wohnangebot auch Jobs.“