Herdecke. Eine Notdurftverrichtung auf Spielplätzen oder an Kirchen wird richtig teuer. Auch in Sachen Alkohol gibt es vor der Maiwoche eine Verschärfung.
Jedes Stadtfest hat auch seine Schattenseiten, die meist durch erhöhten Alkoholkonsum zu Tage treten. Im Zusammenhang mit der Herdecker Maiwoche denken viele sicher sofort an den Bleichstein und die Uferwege, wo sich in der Vergangenheit häufig zahlreiche junge Leute tummelten und immer wieder für Ärger sorgten.
Im Fachausschuss erfuhren Politiker kürzlich, dass auch jetzt zum Start des heimischen Stadtfestes am 17. Mai wieder ein umfangreiches Sicherheitskonzept greifen soll. Und zwar auf der Basis der Vorjahres-Maßnahmen. „Das hat gut geklappt. Wir sperren die Bleichstein-Wiese nicht ab, sind aber auf Ansammlungen dort und in der Nähe vorbereitet“, sagte Lars Heismann als zuständiger Fachbereichsleiter der Verwaltung. Konkret: An den vier Veranstaltungstagen gilt neben dem Freibad sowie im nahen Umfeld erneut ein Glas- und Alkoholverbot. „Wir werden mit Teams das Gelände intensiv bestreifen.“
Abschreckung als Ziel
Eine wesentliche Änderung gegenüber 2022: Die Stadt will durch erhöhte Verwarnungs- und Bußgelder für mehr Abschreckung sorgen. Wichtig dabei: Diese strengeren Sanktionsoptionen gelten dauerhaft und nicht nur während oder auf der 47. Maiwoche, wie Ordnungsamtsleiter Dennis Neunzig im Gespräch mit der Redaktion erläutert. „Wir wollen darüber keine Mehreinnahmen für die Stadtkasse erzielen, sondern passen die Beträge nur an Regelungen in Großstädten an. Düsseldorf hat das zum Beispiel erfolgreich angewendet.“
Die Sicht der Polizei
Im Fachausschuss nahm auch Dietmar Trust als Verantwortlicher von der Polizeiwache in Wetter (bekanntlich auch für Herdecke zuständig) Stellung zur Maiwochen-Problematik.
„Für die Polizei im Ennepe-Ruhr-Kreis ist das jedes Jahr regelmäßig eigentlich der größte Einsatz, den es vorzuplanen gilt und der eine starke Kräftekonzentration mit sich bringt“, so Trust, der selbst oft Einsatzleiter während der Maiwoche war.
Das Sicherheitskonzept mit einem erhöhten Kontrolldruck habe sich bewährt. „2018, so ehrlich muss man sein, haben wir Glück gehabt und sind mit einem blauen Auge davon gekommen. So konnte es nicht weitergehen.“ Die Zusammenarbeit zwischen Polizei und Stadt laufe aus seiner Sicht gut.
Beispiel: Wildpinkeln kostete in Herdecke bisher 35 Euro, laut neuer Verordnung nun aber 100 Euro. 150 Euro zahlen jene, die an einer Kirche oder auf einem Spielplatz erwischt werden – sei es bei der dortigen Notdurftverrichtung oder beim Konsum von Alkohol.
Der könnte nun während der Maiwoche auch wieder eine Hauptrolle am Bleichstein spielen. Daher hat die Stadt – für einen fünfstelligen Betrag – einen Sanitätsdienst mit der Versorgung auf der Schotterfläche neben den Kleinspielfeldern beauftragt. Ehrenamtlich lässt sich das nicht mehr organisieren. Zudem stellen das Ordnungs- und Jugendamt Zweier-Teams (mit freiwilliger Unterstützung aus anderen Verwaltungsabteilungen) für häufige Kontrollgänge zusammen. Und zwar sowohl am Freizeitzentrum an den Uferwegen wie auch auf dem eigentlichen Festgelände im Zentrum. Unterstützung kommt wie gewohnt vom hier bekannten privaten Sicherheitsdienst und von der Polizei, die sich rund um Christi Himmelfahrt auf Herdecke konzentrieren kann und nicht durch Hattingens Altstadtfest abgelenkt wird.
Sicherheitskonzept als Kraftakt
„Das Einsatzaufkommen dürfte wieder vom Wetter abhängig sein. Wobei wir aufgrund der Vorjahreserfahrungen sagen, dass wir auch jetzt wieder Herr der Lage sein werden“, meint Neunzig und setzt auch auf eine Art Lerneffekt, dass sich unter den jungen Leuten die strengere Herangehensweise im Vergleich zu früheren Freiheiten herumgesprochen haben könnte. Dazu lockt ja wieder eine Jugendbühne mit DJ-Musik womöglich viele Interessierte in die Fußgängerzone.
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Abstimmungen gab es im Vorfeld auch mit dem Technischen Hilfswerk (THW), den Technischen Betrieben Herdecke zwecks Absperrungen oder Aufräumarbeiten und auch mit Nahverkehrsunternehmen, da sich die zwei Bushaltestellen Hengsteyseestraße zu später Stunde oft als Problemzone erwiesen haben. Dort plant das Ordnungsamt verstärkt Streifengänge.
Merke: Hinter dem Konzept steckt wieder viel Aufwand. „Sicherheit kostet auch Geld“, sagt Neunzig. Der Ordnungsamts-Leiter denkt aber auch die städtische Fürsorgepflicht.