Herdecke. Es gibt Vorwürfe, der Ordnungsdienst würde zu rabiat vorgehen. Dem widerspricht der Ordnungsamts-Leiter und erklärt das Vorgehen.

Langeweile kommt im Ordnungsamt der Stadt Herdecke so gut wie nie auf, irgendwas ist immer zu tun. Für Kontrollgänge am Bleichstein und Quartier Ruhraue oder während der Maiwoche erhalten die Angestellten aber seit einigen Jahren Unterstützung von einem Sicherheitsdienst.

Mitarbeitende dieser Firma standen kürzlich – wie berichtet – in einem Fachausschuss im politischen Fokus. Einerseits, so hatte es Dennis Neunzig als Leiter des Herdecker Ordnungsamtes berichtet, nehme die Respektlosigkeit gegenüber Einsatzkräften bei Streifen-Rundgängen zu. Andererseits kam der Verdacht auf, dass auch Vertreter des Sicherheitsdienstes womöglich zu rabiat ihren Aufgaben nachgehen. „An diesen Vorwürfen ist nichts dran“, berichtet Neunzig, der diesbezüglich lange mit dem Chef der Firma gesprochen habe.

Grundsätzlich haben sich den Angaben zufolge sowohl das Ordnungsamt als auch der Sicherheitsdienst „ein deeskalierendes Verhalten auf die Fahnen geschrieben, das ist auch die Grundlage bei allen Seminaren“. Toleranz und Offenheit seien auch künftig wichtige Kriterien bei der Ansprache von auffälligen Personen. „Es kommt aber immer wieder mal vor, dass uns Bürgerinnen oder Bürger nicht wohlgesonnen sind. Sie bestimmen den Tonfall, wir sprechen sie wertfrei an, einige werden dann aber verbal renitent. Dann kommen sowohl unsere als auch die externen Mitarbeitenden an einen Punkt, an dem Freundlichkeit nicht mehr weiterhilft und wir mit Bestimmtheit auftreten“, so Neunzig.

Gemeinsam auf Streife

Im Blick haben demnach beide Gruppen, die oft gemeinsam auf Streife gehen („Wir sehen uns als Kollektiv“), bei einem Einschreiten die Verhältnismäßigkeit. „Wir erhalten eine verschwindend geringe Anzahl an Beschwerden, was Kritik an den Einsätzen anbetrifft, das ist nicht mal zweistellig im Jahr. Streitigkeiten bei Parkverstößen beschäftigen uns wesentlich mehr“, berichtet der Amtsleiter. „Wir müssen in bestimmten Situationen auch schon mal in Bürgerrechte eingreifen, das tun wir nach bestem Wissen und Gewissen.“

Maiwochen-Konzept belastet Haushalt der Stadt

Derzeit laufen erneut Planungen für ein Sicherheitskonzept zur diesjährigen Maiwoche.

Im vergangenen Herbst hatte die Stadt Herdecke mitgeteilt, dass die Kosten von 3000 Euro in 2017 auf mehr als 31.000 Euro im Jahr 2022 gestiegen seien.

Dabei gehe es um städtische Gelder für Security auf dem Maiwochen-Gelände und am Ruhrufer (inklusive THW) sowie für das Deutsche Rote Kreuz. Nach langer ehrenamtlicher Arbeit stellte das DRK im vergangenen Jahr 18.630 Euro für seine Dienste in Rechnung.

Angesichts gesellschaftlicher Entwicklungen sinke bei manchen und eher bei den Jüngeren die Hemmschwelle, kolorierte Einsatzkräfte herablassend zu behandeln. „Wir dürfen uns einiges anhören. Natürlich sollte man da prinzipiell drüber stehen. Es gibt auch für uns gewisse Grenzen.“ Vor allem während der Maiwoche zeige sich, dass es mit verbalen Auffälligkeiten beginne und sich dann schon mal steigere. Nicht nur während des Stadtfestes leisten die kommunalen und externen Mitarbeitenden „eine gute Arbeit. Die Zahlen geben uns Recht, wir setzen weiter auf die funktionierende Partnerschaft.“

Eine neue Qualität betrifft das Filmen. Viele zücken laut Neunzig mittlerweile das Handy und nehmen Situationen auf. Das müssen die Ordnungshüter rechtlich akzeptieren, gleichwohl verkompliziere sich die Lage dadurch. „Die Anspannung nimmt zu. Es steigt auch die Angst, Fehler zu machen.“

Body-Cams kein Thema

Erfahrung und Menschenkenntnis helfe sehr in heiklen Situationen. So genannte Body-Cams für hiesige Mitarbeitende kann sich Dennis Neunzig – im Gegensatz zur Stadt Wetter (wie berichtet) – nicht vorstellen. „Die ergeben eher in Großstädten Sinn, in Herdecke würden wir damit aus meiner Sicht über das Ziel hinausschießen.“

Auch interessant

Mit Blick auf die Fürsorgepflicht für Angestellte und deren Eigenschutz überlegt aber auch die Stadt Herdecke, neue Sicherheitswesten für die Mitarbeitenden anzuschaffen. Die sollen die bisherigen Stichschutzwesten ersetzen. Und abschließend kann Neunzig noch eine gute Nachricht verkünden: Das Ordnungsamt freut sich ab dem 1. April über zwei personelle Verstärkungen für den Außendienst.