Herdecke. Sicherheitskonzept zur 46. Maiwoche Herdecke: Stadt und weitere Kräfte bereiten sich umfangreich auf Alkohol und Auswüchse am Bleichstein vor.

Die Wetterprognose für die am Mittwoch beginnende Maiwoche: durchwachsen (sonnig mit gelegentlichem Regen). Aus einem bestimmten Grund schauen einige Herdecker besonders interessiert zum Himmel. Denn zum Stadtfest im Zentrum gehörten in der jüngeren Vergangenheit vor den Corona-Absagen 2020 und 2021 auch immer Begleiterscheinungen mit betrunkenen jungen Leuten am Bleichstein oder Flussufer.

Daher hat die Stadt Herdecke als Veranstalterin erneut ein aufwendiges Sicherheitskonzept erstellt. „Das ist ähnlich wie jenes in 2019“, sagt Lars Heismann als zuständiger Fachbereichsleiter der Verwaltung. „Damals haben wir es nach unliebsamen Erfahrungen zuvor den Feiernden durch verschiedene Maßnahmen unbequem gemacht.“ In den Vorjahren tummelten sich während der Maiwoche schon mal mehr als 1000 Jugendliche und junge Erwachsene an einem Abend auf der Wiese am Bleichstein oder im Umfeld – manche fielen alkoholisiert oder aggressiv auf.

Hoher Aufwand für zwei Ämter

Ordnungsamt-Leiter Dennis Neunzig berichtet von mehr als 30 Sitzungen und fast zehn großen Runden mit allen Beteiligten, in denen Vertreter der Stadt, Polizei und von Hilfsorganisationen das Vorgehen bei den Ansammlungen am Sport- und Freizeitgebiet neben dem Ruhrtalradweg besprachen. „Für uns bedeutet das einen großen Aufwand. Es geht um Vorkehrungen, Absperrungen, Einsatzpläne, Kommunikation und auch die Einbeziehung des Jugendamtes“, erklärt Neunzig.

Konkret: Auch in diesem Jahr gilt ein Glas- und Alkoholverbot auf den Flächen rund um die Bleichsteinwiese. Dort sollen sich Sportler austoben können und nicht am Tag nach ausufernden Feiern in Scherben treten. Neue Maßnahme: Da es in der Vergangenheit vor allem spät abends oft Probleme an der Haltestelle Hengsteyseestraße (ehemals Kaufpark) gab, stoppt dort nun während der Maiwoche 2022 von 18 Uhr bis zum nächsten Morgen kein Bus. Weder in die eine noch in die andere Richtung. Ersatzweise soll der Ein- und Ausstieg über die Mühlenstraße erfolgen. „Dort lässt sich das für uns und die Polizei besser abwickeln“, sagt der Ordnungsamt-Leiter und denkt vor allem an die Dunkelheit.

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Heismann weist auf eine Lockerung gegenüber 2019 hin. Damals richteten die Verantwortlichen an manchen Örtlichkeiten Zugangskontrollen ein. Der Effekt: Nur wenige tummelten sich auf der Bleichsteinwiese, der Verdrängungseffekt führte Gruppen mit jungen Leuten zum Ufer unterhalb des Zweibrücker Hofs bis Richtung Quartier Ruhraue. In Kürze sollen die Überprüfungen von Personalien oder das Mitführen von Alkohol bei Minderjährigen nicht mehr an festen Örtlichkeiten erfolgen. „Das gestalten wir jetzt flexibler.“ Durch eine intensive Bestreifung des Geländes wollen die Organisatoren Verstöße gegen das Jugendschutzgesetz, Straftaten und Ordnungswidrigkeiten verhindern oder ahnden.

Für all dies braucht es Personal und Hilfe. Die kommt zusätzlich von Ehrenamtlern, die auch spät abends wieder aktiv werden. Das Deutsche Rote Kreuz baut am Bleichstein-Schotterparkplatz erneut ein Behandlungszelt auf, das THW leuchtet nebenan Flächen aus, die DLRG sichert erstmals das Ufer. Darüber hinaus unterstützt ein privater Sicherheitsdienst (der bereits seit Jahren das Gelände rund um das Freibad im Auge behält) ebenso das Ordnungsamt wie die Polizei. Die habe zugesagt, mehr Kräfte zur Herdecker Maiwoche zu schicken, da das Hattinger Altstadtfest nun nicht (wie sonst) parallel stattfindet und somit mehr Kapazitäten zur Verfügung stehen.

Die Vorgeschichte

Als Rechtsgrundlagen für Vorkehrungen am Flussufer dienen eine entsprechende Allgemeinverfügung sowie die bereits 2019 ergänzte Ordnungsbehördliche Verordnung zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit im Gebiet der Stadt Herdecke. 2019 hatten die Verantwortlichen bereits mehr Befugnisse als in den Vorjahren.

In der Vergangenheit gab es einige Platzverweise, Behandlungen von Alkoholisierten (umgangssprachlich „betreutes Saufen“), gelegentlich Körperverletzungen und Schlägereien.

Sicherheitskräfte fanden auch mal ein Messer bei den jungen Leuten, die von nah und fern kamen.

Zwei wichtige Zielsetzungen: Vandalismus und über Prävention bekannte Phänomene wie „Komasaufen“ verhindern. „Wir werden auch noch Gespräche mit Geschäften führen, damit Minderjährige dort keinen Alkohol erhalten“, meint Neunzig und denkt zum Beispiel an den Schulshop am Sonnenstein. Ein Vorteil: Durch das Aus des früheren Kaufpark-Getränkemarkts (heute Action-Filiale) fällt eine zentrale Bezugsquelle weg. Zudem lockt vielleicht das ausgeweitete Programm der Jugendbühne verstärkt Interessierte zur DJ-Musik zum Stelenbrunnen in die Fußgängerzone unterhalb der Stiftskirche.

Ungewissheit bezüglich Ansturm

Das grundsätzliche Problem bleibt: Niemand weiß, wie viele junge Leute jetzt zum Nebenschauplatz des Herdecker Stadtfestes kommen und ob sich die intensive Vorbereitung auszahlt. „Es ist unklar, wie dynamisch die Lage sein wird. Wir wollen aber durch die überbehördliche Zusammenarbeit bestmöglich vorbereitet sein und blicken daher auch nicht nervös auf die Maiwoche“, sagt Dennis Neunzig. Lars Heismann rechnet mit dem höchsten Bleichstein-Aufkommen am Mittwochabend vor dem Feiertag Christi Himmelfahrt und ergänzt: „Es geht ja auch darum, die zentrale Veranstaltung zu schützen, das wollen wir abends über verschiedene Streifendienste erreichen.“

Das Duo dankt vorab den Ehrenamtlern und hofft schlicht auf ein schönes, friedliches Fest. Die Zahl der Besucher im Zentrum und am Bleichstein hängt auch vom Wetter ab. Also abwarten und nichts Hochprozentiges trinken.