Ende. Ein Baustart für ca. 100 neue Wohnungen in Ende ist nicht in Sicht. Stadt Herdecke hat die Fläche zwischen Westender Weg und Am Berge aufgeteilt.

Herdecke und sein größter Stadtteil, das ist bekannt, brauchen Wohnraum. Viele Hoffnungen ruhen in dieser Hinsicht auf dem Baugebiet Am Berge in Ende. Auf dem früheren Schulgelände sollen – wie berichtet – neue Häuser mit rund 100 Einheiten entstehen. Als Erfolgsprojekt lässt sich dieses Vorhaben jedoch nicht bezeichnen. Auch aktuell tut sich nichts auf der Brachfläche neben dem Westender Weg.

Es gab schon während der Abrissarbeiten (immerhin seit einigen Monaten abgeschlossen) verschiedene Rückschläge, Zeitpläne veränderten sich, interessierte Häuslebauer warten noch auf einen Bebauungsplan. Weiteres Beispiel für Verzögerungen: Die Vermarktung der neuen Grundstücke hatten die Verantwortlichen der Stadt Herdecke, die das Projekt als „Kooperative Baulandentwicklung“ mit NRW Urban umsetzt, eigentlich für den Sommer 2022 anvisiert. Dieser Prozess hat aber noch nicht begonnen. Zur Aufteilung der Flächen liegt der Politik aber ein Konzeptentwurf vor. Und der beinhaltet spannende Aspekte.

Sechs Sektoren, drei Gruppen

Das gesamte Areal befindet sich bekanntlich im städtischen Besitz. Sechs Abschnitte gehören laut Vermarktungskonzept zum künftigen Baugebiet. Auf den beiden größten Flächen in der Mitte soll die Herdecker Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft Häuser errichten, somit erhalte der HGWG-Anteil eine zentrale Bedeutung (im wahrsten Wortsinn). Ursprünglich sollte eines dieser beiden Teilstücke an private Investoren gehen. Die wiederum sollen für die zwei Eckgrundstücke nahe Westender Weg infrage kommen. Parallel zu der Straße sehe die Planer eine Gemeinschaftsgrünanlage in zweiter Reihe vor.

Das Baugebiet Am Berge ist in sechs Abschnitte eingeteilt. Die Flächen B.1 und B.2 werden direkt an private Bauherren veräußert. Für C.1 und C.2 ist die Veräußerung an private Investoren geplant. Die größten Teile soll die HGWG übernehmen.
Das Baugebiet Am Berge ist in sechs Abschnitte eingeteilt. Die Flächen B.1 und B.2 werden direkt an private Bauherren veräußert. Für C.1 und C.2 ist die Veräußerung an private Investoren geplant. Die größten Teile soll die HGWG übernehmen. © Stadt Herdecke

Für die zwei verbleibenden Wohnflächen an der Straße Am Berge streben die Verantwortlichen Kaufverträge mit privaten Bauherren an. Die Stadt Herdecke führt nach eigenen Angaben eine Bewerberliste mit Personen, die sich für den Erwerb eines Grundstücks in den Bauabschnitten B1 und B2 interessieren. Diese sollen noch Auskünfte zum Verfahren erhalten.

Wer aber erhält den Zuschlag bei der Vergabe der Grundstücke? Dafür will die Stadtverwaltung die sogenannte Familienheimrichtlinie heranziehen. Diese sieht eine Punktvergabe für verschiedene Kriterien vor, wodurch eine Reihenfolge entsteht und nach der dann die Grundstücksvergabe erfolgen soll. Bei dieser Rangliste spielt beispielsweise auch das Haushaltseinkommen eine Rolle. Zur Erinnerung: Laut politischer Beschlusslage soll bei der Veräußerung der Flächen auch an private Bauherren ebenfalls eine Quote von 50 Prozent als geförderter Wohnraum mit gedeckelten Preisen gelten.

Grundsätzlich gilt: Bewerberinnen und Bewerber mit vielen Verbindungen nach Herdecke haben die größten Chancen auf eine hohe Einstufung. „Bei gleicher Punktzahl sind Familien mit jungen Kindern, zunächst aus Herdecke, dann von Auswärtigen zu bevorzugen“, heißt es im Vermarktungskonzept. Im vorliegenden Entwurf steht auch noch: „Bei Kaufinteressenten mit gleicher Punktzahl erfolgt die Entscheidung nach Eintragungsdatum in die Bewerberliste.“

Der Bebauungsplan soll ebenfalls viele Vorgaben enthalten, darunter etwa eine Pflicht zur Dachbegrünung, Farbgestaltung, Südausrichtung zur optimierten Solarnutzung, zu wasserdurchlässigem Pflaster (keine Schottervorgärten) und zur Festsetzung der Geschosse. Wer an ein künftiges Doppel- oder Einfamilienhaus denkt, sollte zwei weitere Aspekte berücksichtigen, und zwar hinsichtlich der Bauweise – Energieeffizienzstandard von mindestens KfW 40 – sowie Regenwasserspeicherung und Nutzung zur Gartenbewässerung.

50 Prozent geförderter Wohnungsbau

Die Fraktionen haben bereits beschlossen, dass der Satz für einen geförderten Wohnungsbau in Höhe von 50 Prozent für alle Flächen auf dem Gelände Am Berge gelten und gleichmäßig verteilt werden soll. Durch diesen Ansatz soll vermieden werden, dass der geförderte Wohnungsbau an einigen Stellen konzentriert wird. Ziel: eine ausgewogene Bewohnerstruktur in dem Ender Neubaugebiet.

Nach derzeitigem Stand verzichtet die Stadt aus verschiedenen Gründen (u.a. Kostenersparnis) auf ein Energiekonzept. Vorgaben zum Effizienzstandard der Gebäude oder die Nutzung von Photovoltaik sollen direkt in den Bebauungsplan bzw. die Grundstückskaufverträge einfließen. Die Versorgung soll über Wärmepumpen dezentral erfolgen, fossile Brennstoffe und Holz seien ausgeschlossen.

Und das Finanzielle? Die Stadt hat sich laut Vermarktungskonzept vom ursprünglichen Vorhaben verabschiedet, einen einheitlichen Bodenpreis von 225 Euro pro Quadratmeter aufzurufen. Durch die allgemeinen Marktentwicklungen lasse sich dieser Wert nicht halten. Auf der Basis eines Wertgutachtens aus 2022 soll der Quadratmeterpreis für Geschosswohnungen im Gebiet Am Berge bei 264 Euro liegen, der Bodenpreis für Doppelhäuser bei 285 und für ein Zweifamilienhaus bei 304,50 Euro. Für private Grünflächen kämen 16,90 €/m² hinzu.