Herdecke. Warum die für Herdecke so wichtige Entwicklung von Bauland Am Berge ins Stocken geraten ist und wo sie ergänzend Fahrt aufnehmen könnte
Erst kürzlich stand in diesem Lokalteil wieder ein Bericht über fehlenden Wohnraum in Herdecke. Viele suchen, kaum jemand findet Passendes. Somit wächst natürlich auch die Bedeutung von den wenigen Flächen, die Stadtplaner für eine konkrete Baulandentwicklung in den Blick nehmen können.
Am ehemaligen Standort der Grundschule im Dorf in Ende, wo früher nebenan in der Albert-Schweitzer-Einrichtung auch Förderunterricht stattfand, haben die Bagger längst das Kommando übernommen. Die Stadt Herdecke als Grundstückseigentümerin will – das ist bekannt – hier in der Straße Am Berge mit dem Kooperationspartner NRW Urban eine Fläche für rund 100 Wohnungen in verschiedenen Häusern vorbereiten. Bis zum Frühjahr dauerte der Abriss der alten Gebäude. Doch nun gibt es Probleme, wie Daniel Matißik als Leiter des städtischen Bau- und Planungsamtes kürzlich im Fachausschuss mitteilte.
Kein Angebot zur Erschließung
„Wir konnten die ausgeschriebene Leistung der Erschließungsplanung leider nicht vergeben“, sagte Matißik. „Von den angefragten Büros wurde kein Angebot abgegeben.“ Die Stadt will nun eine zeitintensivere öffentliche Ausschreibung auf den Weg bringen und hofft dadurch, ein geeignetes Planungsbüro zu finden.
Nicht die einzige schlechte Nachricht: Der zeitliche Verzug habe auch Auswirkungen auf das weitere Verfahren, da die konkrete Höhenlage der Erschließungsstraßen, das Entwässerungskonzept und die zukünftigen Geländehöhen für Festsetzungen im Bebauungsplan benötigt werden. Die Verantwortlichen suchen nun nach Möglichkeiten, trotz der Verzögerung die entsprechenden Behörden als Träger öffentlicher Belange wie vorgeschrieben beteiligen zu können.
Matißik musste noch etwas berichten: „Darüber hinaus gibt es Schwierigkeiten mit dem Abbruchunternehmen, den Rückbau der Gebäude abzuschließen.“ Konkret handele es sich um Verhandlungen zu Nachträgen und Behinderungsanzeigen. Anwohner konnten in den vergangenen Tagen beobachten, dass am Berge keine Bagger mehr die aufgetürmten Schuttberge beiseite räumten. Die städtische Verwaltung hofft aber, dass die Bauarbeiter nach erfolgreicher Beendigung der Dissonanzen die Aktivitäten bald wieder aufnehmen. „Wir hinken dem Zeitplan meilenweit hinterher“, gab der Amtsleiter zu. Matißik ging jedoch nicht weiter darauf ein, wann zum Beispiel die Vermarktung für potenziell interessierte Häuslebauer und die Gebäudeaufteilung starten kann. Anvisiert wurde der Sommer 2022.
Unterdessen soll das städtische Bau- und Planungsamt auch eine andere Fläche unter die Lupe nehmen. Die Koalitionäre von CDU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP haben im Fachausschuss (sowie später im Rat) einen Prüfauftrag für eine mögliche Wohnbebauung neben den Straßen Am Semberg, Vaerstenberg und der Hangstraße eingereicht. Nach ihren Erkenntnissen, so begründete es Christopher Huck von den Freien Liberalen, gebe es in Herdecke vor allem zu wenig Platz für neue Einfamilien-, Doppel- und Reihenhäuser.
„Es gibt eine Diskrepanz zwischen dem angebotenen Wohnraum und dem, was die Leute suchen. Also haben wir auf die Karte geguckt und halten den Semberg für geeignet“, sagte Huck. Dort gebe es auf einer unbebauten Fläche angesichts der angrenzenden Siedlungen gute Anschlussmöglichkeiten, auch das vorhandene Kanalnetz dürfte demnach für weitere Häuser ausreichen.
Zustimmung für Semberg-Idee
Die SPD stimmte dem Antrag zu. „Wir begrüßen diesen Vorstoß sehr, das Gebiet am Semberg ist extrem gut geeignet für eine ortstypische Bebauung“, meinte Jan Schaberick und wunderte sich nur, dass auch die Grünen die Versiegelung dieser Fläche scheinbar befürworten.
Matißik wiederum fragte, ob es eine Festlegung auf die skizzierten Grenzen des potenziellen Wohngebiets oder ob es da Spielraum gebe. „Natürlich kann es da noch zu Anpassungen kommen, es müssen ja auch Vorgaben zum dortigen Landschaftsschutzgebiet beachtet werden“, antwortete Huck.
Sollte der Rat zustimmen, will das Amt bald zweigleisig ein angestrebtes Bauleitverfahren vorbereiten. Einerseits stehen Gespräche mit dortigen Grundstückseigentümern an. Andererseits bedarf es einer Änderung des Flächennutzungsplanes. „Das Problem ist, dass der aktuell vorliegende Regionalplan-Entwurf genau dieses Gebiet nicht als Allgemeinen Siedlungsbereich vorsieht“, sagte Matißik. „Auch mit dem Regionalverband Ruhr müssen wir das also besprechen.“
Stadt kritisiert Regionalplan
In ihren zwei Stellungnahmen zum Regionalplan-Entwurf hatte die Stadt Herdecke betont, dass sie die ablehnende Haltung des Regionalverbands Ruhr bezüglich einer Bebauung des besagten Areals neben der Straße Am Semberg nicht nachvollziehen kann.
Dort, südlich der Straße Vaerstenberg, handele es sich um eine der letzten Potenzialflächen zur Entwicklung eines größeren zusammenhängenden neuen Wohnbaugebiets in dieser Stadt. Dabei gelte es auch, die prognostizierte Bevölkerungsentwicklung für die hiesige Kommune zu berücksichtigen. Zudem weise das dortige Gelände eine für Herdecker Gegebenheiten einfach zu bebauende Topografie auf. Obendrein ermögliche die Straße Am Semberg weiteren Anliegerverkehr.