Herdecke. Namen nennt der Insolvenzverwalter noch nicht. Aber die ESV ist als Retter für einen Teil der Convivo-Heime in Herdecke im Gespräch.

Die bisherigen Convivo-Standorte Ruhraue, Nacken und Goethestraße werden kurzfristig an neue Betreiber übergeben. Das haben die beiden vorläufigen Insolvenzverwalter des in finanzielle Schieflage geratenen Seniorenheim-Konzerns Convivo auf Anfrage mitgeteilt. In der Aufzählung fehlt das Seniorenhaus Kirchende. Hierzu heißt es: „Kirchende führen wir für voraussichtlich drei Monate fort, um in dieser Zeit Lösungen für möglichst viele Bewohner und Mitarbeiter zu erarbeiten.“ Die Verunsicherung hier ist entsprechend groß.

Ende Januar war bekannt geworden, dass Convivo mit Sitz in Bremen auf eine Insolvenz zusteuert. Der Konzern war Betreiber aller Seniorenheime in Herdecke. Beim Seniorenhaus Ruhraue und der Parkanlage Nacken ist die Seniorenwohnprojekte GmbH in Hilden Vermieter, bei Convivo Parks an der Goethestraße Thomas Schmidt-Hansen aus Hagen, das Seniorenhaus Kirchende hat einen eigenen Immobilienbesitzer. Schon frühzeitig hatte der Geschäftsführer der Seniorenwohnprojekte GmbH erklärt, er habe Interessenten an der Hand, falls Convivo ausscheide. Und auch Dr. Malte Köster, einer der beiden vorläufigen Insolvenzverwalter, hatte im Rat erklärt, dass es für jedes der Convivo-Heime mehr als einen Interessenten gebe.

Interressenten an der Hand

Für die Standorte Ruhr­aue, Nacken und Goethestraße scheint das nun zu einem Ergebnis geführt zu haben. Nach der Formulierung, die die beiden vorläufigen Insolvenzverwalter gewählt haben, werden die Einrichtungen aber nicht wie bisher in einer Hand bleiben. Ob es zwei oder sogar noch mehr verschiedene Betreiber für die Häuser gibt, ist bei den Insolvenzverwaltern nicht in Erfahrung zu bringen. Die Verteilung auf mehrere Betreiber entspricht allerdings einem Wunsch, den die Ratsmitglieder Malte Köster mit auf den Weg gegeben haben. Endlich wäre Herdecke nicht mehr von nur einem Anbieter abhängig. Schon vor Convivo war das der Fall gewesen, als die Herdecker Heime noch zum Gemeinnützigen Verein für Sozialeinrichtungen (GVS) gehörten.

Pflegekräfte heiß begehrt

Obwohl Malte Köster Anfang März im Rat erklärt hatte, für alle Herdecker Einrichtungen gebe es mehr als einen Interessenten, hat beim Seniorenhaus Kirchende offenkundig noch niemand angebissen. Der besondere Renovierungsstau hier ist bekannt. Ein neuer Betreiber müsste viel Geld in die Hand nehmen, um den Standort auf das Niveau der übrigen bisherigen Convivo-Einrichtungen zu bringen. Sie sind mehr oder weniger neu. Und auch beim Personal scheint es schwierig, ausreichend Mitarbeiter für vier Heime in Herdecke zu finden. Bei dreien wäre das einfacher auf dem hart umkämpften Markt der Pflegekräfte, zumal noch zwei weitere Einrichtungen in Herdecke vor dem Start sind: An der Goethestraße hat die Seniorenwohnprojekte GmbH für eine Pflegeheim und einen Wohnkomplex rund 20 Millionen Euro investiert. Ursprünglich sollte Convivo auch hier der Betreiber sein.

Eine Suche nach „Lösungen für möglichst viele Bewohner und Mitarbeiter“ kann vieles bedeuten. Zunächst einmal sind drei Monate Zeit gewonnen, um doch noch einen Betreiber zu finden. Möglich wäre aber auch eine Verkleinerung. Unter den Beschäftigten wird aber eher erwartet, dass das Seniorenhaus Kirchende komplett abgewickelt wird. Einem voranschreitenden Auszug von Bewohnern könnte ein entsprechender Abbau bei den Beschäftigten folgen. Zur Zeit sind es etwas unter hundert Bewohnerinnen und Bewohner und etwa ebenso viele Beschäftigte.

Die Nervosität wächst

Nicht nur bei den kurzfristigen Übernahmen taucht das Seniorenhaus Kirchende nicht auf. Auch beim Flurfunk unterscheiden sich die Signale: Sowohl im Seniorenhaus Ruhraue als auch in der Parkanlage Nacken gehen die Beschäftigten davon aus, dass die Evangelische Stiftung Volmarstein der neue Betreiber wird. Mitarbeitende der ESV wurden bereits in den Einrichtungen gesehen, was zumindest auf Interesse an einer Übernahme schließen lässt. Auf die konkrete Frage, ob an der Übernahmeabsicht etwas dran ist oder es sich um eine Falschinformation handelt, heißt es bei der ESV „kein Kommentar“. Aber auch die beiden vorläufigen Insolvenzverwalter wollen zum jetzigen Zeitpunkt ja nicht sagen, wer denn die Betreiber sein werden, an die kurzfristig übergeben werden soll.

Aus den betreffenden Einrichtungen ist zu hören, dass die Beschäftigten sehr nervös sind, weil es immer noch keine offiziellen Informationen über den Nachfolgebetreiber gibt. Bis Ende des Monats sind die Gehälter über das in Gang gesetzte Verfahren gesichert. Für die Zeit unmittelbar danach hatten die beiden vorläufigen Insolvenzverwalter erklärt, alle vier vorhandenen Einrichtungen in Herdecke weiter führen zu wollen.

Erinnerung an Abwerbeaktion

Sollte tatsächlich die ESV bei einem oder mehreren der jetzigen Convivo-Seniorenheime in Her­decke zum Zuge kommen, haben vermutlich die Arbeitnehmervertreter eine Reihe von Fragen. Bisher gibt es Betriebsräte in den einzelnen Einrichtungen. Bei der Stiftung als Arbeitgeber müssten womöglich stattdessen Mitarbeitervertretungen gebildet werden. Diese sind aber mit anderen Rechten ausgestattet. Als Arbeitgeber für Convivo-Beschäftigte hatte sich die ESV schon gleich nach Bekanntwerden der Zahlungsprobleme ins Gespräch gebracht. Die Abwerbeaktion von Pflegepersonal hatte viel Kopfschütteln und Kritik ausgelöst.

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