Herdecke/Volmarstein. Eine Senioreneinrichtung von Convivo muss geschlossen werden. Bis zum 30. Juni soll für die dortigen Senioren ein neues Zuhause gefunden werden.
Das Gerücht war schon seit Tagen im Umlauf, nun bestätigen die Convivo-Insolvenzverwalter, dass die Evangelische Stiftung Volmarstein rückwirkend zum 1. April 2023 die Senioreneinrichtungen Ruhraue sowie die Parkanlage Nacken in Herdecke übernimmt. Zudem wird die Stiftung die neue Pflegeeinrichtung an der Goethestraße betreiben, die im Juni ihre Arbeit aufnehmen wird. Nicht mit dabei ist die Seniorenwohnanlage in Kirchende. Zu groß sei der Sanierungsstau.
Vereinbarung unterzeichnet
Wie die beiden Insolvenzverwalter bei Convivo Dr. Malte Köster (Kanzlei Willmerköster) und Dr. Christoph Morgen (Kanzlei Brinkmann & Partner) jetzt mitteilten, wurde eine entsprechende Übernahmevereinbarung bereits unterzeichnet. Mit der Vereinbarung sind die 175 Arbeitsplätze sowie die Versorgung von 148 Bewohnern gesichert. Dr. Malte Köster und Dr. Christoph Morgen: „Die Gespräche, die wir in den letzten Wochen geführt haben, waren intensiv, aber stets konstruktiv. So konnte ein Pflegenotstand vermieden werden. Wir sind froh, dass wir mit der Ev. Stiftung Volmarstein eine stabile Lösung für die Fortführung der Seniorenheime gefunden haben. Die Stiftung ist in der Region verwurzelt und ein starker Arbeitgeber. Zudem verfügt sie über umfangreiche Erfahrung in der Seniorenhilfe“, erklären sie in einer Mitteilung.
Sanierungsstau zu groß
Und weiter: „Leider müssen wir auch feststellen, dass wir für die Senioreneinrichtung in Kirchende keinen neuen Träger finden konnten. Der Sanierungsstau in dieser Einrichtung ist einfach zu groß. Ein Weiterbetrieb ist daher nicht möglich.“
Kreis finanziert Kirchende
An dieser Stelle ist dann die Kreisverwaltung gefragt. „Natürlich“, so Bernd Biewald, Abteilungsleiter Soziales der Kreisverwaltung, „wäre es am besten gewesen, wenn alle pflegebedürftigen Menschen in ihrem gewohnten Umfeld hätten bleiben können. Dies wird nun immerhin in zwei von drei Fällen möglich sein. Das mangelnde Interesse an einer Übernahme der Einrichtung in Kirchende ist dabei äußerst bedauerlich. Zusammen mit dem Insolvenzverwalter bemühen wir uns nun aber darum, auch für diese Bewohner Lösungen zu finden. Die Gespräche laufen bereits.“ Ziel sei es, die Einrichtung bis zum 30. Juni 2023 weiter zu betreiben, um für jeden Betroffenen ein adäquates Zuhause zu suchen. Hierzu hat der Kreistag des Ennepe-Ruhr-Kreises finanzielle Mittel bereitgestellt.
Umfangreiche Kompetenzen
Am Montag hat die Stiftung laut Pressemitteilung die Herdecker Mitarbeitenden, die Betriebs- und Heimbeiräte vor Ort informiert und Mitarbeitende und Beiräte hatten Gelegenheit, Fragen zu stellen. Am selben Tag sind auch die Bewohner und Bewohnerinnen informiert worden. „Die Pflege und Betreuung von Senioren verstehen wir als evangelische Stiftung als eine unserer wesentlichen Aufgaben. Wir haben in diesem Bereich viel Erfahrung und umfangreiche Kompetenzen. In der akuten Notlage in Herdecke mussten wir als christlicher Träger handeln, um die Versorgung der pflegebedürftigen Menschen sicherzustellen und auch die Arbeitsplätze zu erhalten“, erklärt Vorstand Markus Bachmann das Engagement der Stiftung. „Die Zeitspanne zwischen Entscheidung und Übernahme der Verantwortung ist tatsächlich sehr kurz. Im Interesse aller Betroffenen – Bewohner, Angehörige und Beschäftigte – und aus Verbundenheit zur Region haben wir uns aber ganz bewusst so entschieden“, berichtet Nicolas Starck, Geschäftsbereichsleiter der Seniorenhilfe in der Ev. Stiftung Volmarstein.
In Gesamtstrategie einbetten
In naher Zukunft werde es nun darum gehen, die neue Entwicklung in eine Gesamtstrategie einzubetten und auf diese Weise die Versorgung der pflegebedürftigen Menschen und die Arbeitsplätze langfristig zu sichern. „Parallel“, verspricht Starck, „werden auch wir im Blick behalten, wie wir den Bewohnern in Kirchende helfen können.“ Das Seniorenhaus in Kirchende wird die Stiftung nicht übernehmen, da laut Mitteilung der Sanierungsbedarf nicht absehbar sei. Darüber hinaus gebe es auch in Bezug auf den Brandschutz viele offene Fragen, die den Betrieb der Einrichtung durchaus infrage stellten. Das habe nicht zuletzt auch der Insolvenzverwalter selbst öffentlich festgestellt.
Risiko ist zu hoch
Nicolas Starck erklärt hierzu: „Wir können und wollen dieses Risiko nicht eingehen. Und es gehört durchaus zu unserer Verantwortung als Träger vieler sozialer Einrichtungen, klar zu zeigen, wo unsere Grenzen sind. Denn wir haben eine Verpflichtung den Einrichtungen gegenüber, die wir betreiben und für die Investitionen geplant sind, um den Bewohnern und Bewohnerinnen ein schönes Zuhause und den Mitarbeitenden einen guten Arbeitsplatz zu bieten. Wir bemühen uns aber gerade auch darum, so vielen Bewohnern wie möglich, neue Wohnmöglichkeiten anzubieten.“