Herdecke. Vor sechs Jahren waren die gleichen Altenheime von der Insolvenz betroffen. Trotzdem ist es für die Heimaufsicht keine Routine.

Die Insolvenz vom Pflegeheimbetreiber Convivo stellt sowohl Mitarbeiter als natürlich auch Bewohner und ihre Angehörigen vor viele Fragen. Bernd Biewald ist Abteilungsleiter Soziales beim Ennepe-Ruhr-Kreis und somit auch zuständig für den gesamten Bereich Wohn- und Teilhabegesetz (WTG). Er hat bereits die GVS-Insolvenz 2016/2017 in Herdecke begleitet und beruhigt die Betroffenen.

+++Nichts mehr verpassen: Hier gibt es den kostenlosen Newsletter aus Wetter und Herdecke+++

„Ich bin ganz gelassen“, erklärt er zu Beginn des Gesprächs. Der Grund: „Kein Bewohner oder Angehöriger muss Angst vor einer sofortigen Kündigung haben“, erklärt er. Der Betrieb in den Heimen und auch in der Tagespflege laufe erstmal ganz normal weiter. „Wir stehen in regelmäßigen Kontakt mit den Heimleitungen und erkundigen uns nach der Situation vor Ort“, erklärt Biewald. Seitens der Heimleitung wurde ihm berichtet, dass derzeit alles seinen normalen Gang gehe.

Insolvenz von Convivo in Herdecke: Leiharbeiter werden aus Altenheimen abgezogen

Eine Mitarbeiterin hatte der Redaktion berichtet, dass nach der Insolvenz nun auch die Mitarbeiter der Leihfirmen abgezogen wurden. Die verbliebenen Mitarbeiter seien aber daher noch enger zusammengerückt, um für die Bewohner da zu sein. Bernd Biewald wird auch dazu Kontakt zu den Heimleitungen aufnehmen. „Wir müssen gucken, dass die Dienstpläne ausreichend besetzt sind“, sagt er. Eventuell müsse hin und wieder auch ein Notdienstplan ausreichen. „Ich kann mir ja keine Mitarbeiter aus den Rippen schneiden“, gibt Biewald offen zu. Im Notfall hieße das aber dann eben auch einen Aufnahmestopp für die Pflegeheime auszusprechen oder, wenn es gar nicht mehr anders ginge, zu schauen, ob stark pflegebedürftige Menschen in den Krankenhäusern unterkommen könnten. „Das machen wir aber nur im äußersten Notfall und äußerst ungern“, so Biewald. „Die Seniorenheime sind das Zuhause der Menschen. Da wollen wir niemanden rausreißen.“

Herdecke: Verständnis für besorgte Bewohner und Angehörige

Er verstehe, dass Mitarbeiter, Bewohner und Angehörige derzeit besorgt sind, wie es weitergeht. „Natürlich ist es ein ungutes Gefühl und es tut mir sehr leid für die Betroffenen“, sagt Biewald. Aber er ist sich aufgrund der zurückliegenden GVS-Insolvenz, die die gleichen Häuser betraf, auch sicher, dass eine Regelung gefunden werden wird. Zumal durch das Insolvenzgeld beispielsweise die Gehälter noch bis März gesichert seien. „Bis dahin entscheidet ein Gericht, wie es weitergeht. Und aus der Erfahrung mit dem GVS weiß ich, dass eine solche Insolvenz ein monatelanger Prozess ist“, beruhigt er.

+++ Lesen Sie auch: Senioreneinrichtung in Herdecke insolvent – die Folgen +++

Biewald hatte zudem aktualisierte und offiziell bestätigte Bewohnerzahlen aus den Einrichtungen genannt. Die Zahlen von der Internetseite von Convivo seien nicht richtig. Offiziell gibt es am Kirchender Dorfweg 114 Bewohner. Da sei die Gerontopsychische Abteilung bereits integriert. Im Haus Ruhraue gibt es 85 Bewohner, am Nacken haben 63 Menschen ihr Zuhause, dort soll über einen Anbau aber bald auf 80 Plätze aufgestockt werden. In der Tagespflege an der Goethestraße befinden sich 28 Plätze.

Die übrigen Einrichtungen (Wohngruppen an der Goethestraße, Tagespflege am Nacken, betreutes Wohnen in Ende, am Nacken, an der Goethestraße sowie die ambulante Pflege) unterliegen nicht der Heimaufsicht des Kreises. Konkrete Zahlen liegen daher nicht vor.