Herdecke. Ein Kneipenbesuch ohne Nachwirkungen? Mit alkoholfreiem Guinness, Gin und Wein ist das möglich. So wächst der Trend in Herdecke.

Wein, Bier oder auch ein Gläschen Gin Tonic – allseits beliebte Getränke, sei es am Wochenende oder auch zum Einklang des Feierabends. Wer jedoch den unschönen Nachwirkungen des Alkohols aus dem Weg gehen, aber den Genuss nicht missen will, greift gerne zur Null-Prozent-Variante. „Vor zehn Jahren waren die alkoholfreien Getränke nicht so spannend und haben auch nicht wirklich gut geschmeckt“, sagt Nathaniel Stott, Inhaber des Shakespeare Pubs in Herdecke. Heutzutage sieht das anders aus. In seiner Kneipe bietet er mittlerweile acht Bier- und vier Gin-Sorten ohne Alkohol an. Eine Art alkoholfreies Bier oder Weizen steht so gut wie auf jeder Kneipenkarte, aber immer öfter kommen auch Spirituosen und Weine dazu. Neu im Shakespeare: Das Null-Prozent-Guinness.

Jüngere konsumieren bewusster

Aber woher kommt der Trend eigentlich? Laut einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung geht der regelmäßige Konsum von Alkohol unter den 12- bis 17-jährigen Jugendlichen und den 18- bis 25-jährigen jungen Erwachsenen in Deutschland seit den 1970er-Jahren zurück. Das merkt auch Nathaniel Stott in seinem Pub. „Das Bewusstsein im Umgang mit Alkohol hat sich verändert. Junge Leute, die gerade ihren Führerschein gemacht haben, greifen lieber zu einem Bier ohne Alkohol, Tee oder Kaffee. Und das, ohne zu zucken“, erzählt der Wirt. Zu seiner Zeit sei das auffällig gewesen, heute bleiben die Blicke von der Seite aus. Auch Gäste, die von weiter weg kommen greifen gerne zur Gin-Sorte der anderen Art. „Wir haben immer wieder Besucher aus anderen Städten, Herne zum Beispiel. Die Fahrer haben Lust auf einen erfrischenden Gin Tonic und so können sie trotzdem Auto fahren“, sagt Stott.

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Seit mehreren Jahren wächst die Nachfrage und so wächst auch das Angebot. Mittlerweile gibt es eine stattliche Auswahl an Alternativen und laut dem Pub-Besitzer schmecken sie auch. Die Redaktion hat den Geschmackstest gewagt und ein Guinness mit und eins ohne Alkohol bestellt. Das Fazit: Die null-prozentige Variante schmeckt leicht süßlich im Gegensatz zur herkömmlichen Version, aber dennoch waren die geschmacklichen Unterschiede nur gering. Vom Aussehen gibt es keinerlei Abweichungen – schwarz und eine kleine Schaumkrone. Wer also den Geschmack und den Anblick des irischen Bieres nicht missen möchte, kann bedenkenlos zur alkoholfreien Variante greifen.

An Feiertagen besonders beliebt

„Vinos y mas“ ist eine Anlaufstelle für Weinliebhaber in der Innenstadt von Herdecke. Über 250 verschiedene Sorten bietet Sommelier und Inhaber Abdel Ajaoud in seiner Handlung an und auch hier versteckt sich die ein oder andere alkoholfreie Version. Erst seit Kurzem stehen die Getränke des Berliner Jungunternehmens „Kolonne Null“ – besonders bekannt für Prosecco und Weißwein – in den Regalen an der Hauptstraße 54. „Wir haben immer wieder Kunden, die sich nach Alternativen erkundigen“, erzählt Miriam Buschmann, die Ehefrau des Besitzers. Gerade zur Weihnachtszeit und an anderen Feiertagen sei die Nachfrage besonders hoch, damit auch die Familienmitglieder oder schwangere Frauen ein Glas Wein genießen können, die keinen Alkohol zu sich nehmen.

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Trotz des großen Interesses denkt Kneipen-Besitzer Nathaniel Stott nicht, dass Produkten von „Kolonne Null“ und Co. die prozenthaltigen Flaschen bald aus dem Regal drängen könnten. Es werde weiterhin über den Tresen gehen, aber so werden es auch die „normalen“ Biere, Weine und Gins auf der Karte.