Herdecke. Hobby: Christian Symalla aus Herdecke stellt in seiner Garage selbst Bier her. Mit Gleichgesinnten richtet er nun einen Brauer-Stammtisch ein.

Nach einem schönen Sommertag schmeckt abends ein kühles Blondes richtig gut. Auch jetzt sind die Temperaturen noch angenehm warm. Zeitlich passt daher die Initiative einer kleinen Gruppe um die Herdecker Christian Symalla und Sebastian Robl, die sich am 7. September erstmals bei einem Brauer-Stammtisch mit Gleichgesinnten treffen möchten. Also mit Leuten, die Bier sowie den Herstellungsprozess zu schätzen wissen und womöglich regelmäßig darüber reden wollen.

Christian Symalla, den viele Herdecker als Inhaber des Rewe-Supermarktes in Ende oder über die Bürgerstiftung und den Lions-Club kennen, bezeichnet sich selbst als Hobby-Brauer. „Damit habe ich im Dezember 2021 angefangen“, sagt der Geschäftsmann. Aus dem Ansatz, seinen Auszubildenden den Brauprozess näher zu bringen, wurde mehr. „Ich hätte nie gedacht, dass mir das ganze Thema so viel Spaß macht. Daher habe ich – ohne kommerzielle Hintergedanken – eine kleine Hausbrauerei gegründet und beim Zoll offiziell angemeldet.“

Fertigmischung für Braukessel

Der 46-Jährige kaufte sich einen „Thermomix für Männer“ (O-Ton) und stellte diesen Braukessel in seine Garage. „Man kann nach vorgegebenen Rezepten dort Zutaten hineingeben, der Automat kocht dann einen Sud.“ Das höre sich einfacher an, als es tatsächlich sei. „Bier brauen ist angesichts der vier Zutaten Malz, Hopfen, Hefe und Wasser eigentlich simpel. Aber man hat beinahe unendlich viele Möglichkeiten, Einfluss zu nehmen und Variationen herzustellen, auch exotische Experimente.“

Im Januar konnte der Herdecker seine erste eigene Fertigmischung probieren, ein Festbier. Seine Beschreibung: „süffig, viel Bumms“. Ein guter Start. Also weiter machen. Viel lesen und stöbern. Über die Reihenfolge der Schritte oder die Einstellung der Kühlung nachdenken. Vier Mal habe er bisher etwas angesetzt. „In der Brauer-Sprache heißt es: Bier wird’s immer. Aber das Ergebnis ist schwer vorherzusehen. Mal schmeckt ein Sud zunächst super, nach der dann folgenden Vergärung und Reifung aber nicht mehr. Und umgekehrt.“

Craftbier-Trend setzt sich fort

Craftbier erobert seit einiger Zeit die Regale in den USA, Großbritannien, den Niederlande, Dänemark oder Schweden, seit einigen Jahren nimmt dieser Trend auch in Deutschland zu. „Viele Biertrinker schätzen die Abwechslung beim Biergenuss und sind bereit, dafür den einen oder anderen Euro mehr auszugeben“, so Symalla und Robl.

Diesem Thema widmet sich auch Nathaniel Stott als Betreiber des Herdecker Pubs „The Shakespeare“ (Hauptstraße 38) und Miteigentümer der Waldstadtbrauerei Iserlohn. Der Biersommelier experimentiert gerne und hat bereits verschiedene Sorten selbst (oder mit anderen) entwickelt beziehungsweise dann auch hergestellt.

Der 46-Jährige habe jedenfalls Spaß an der Sache, er will seinen Azubis weiterhin Pils und Co. näher bringen. Von seinen Angestellten wolle sich auch jemand bald zum entsprechenden Sommelier qualifizieren. Symalla wiederum übernahm zwischenzeitlich auch die Organisation sowie die Logistik für ein Bier zum 111-jährigen Bestehen der TSG Herdecke. Das gebe es noch bei ihm im Laden, verdeutliche aber die Ausgangslage. Das TSG-Getränk stellt die in der hiesigen Region recht bekannte Privatbrauerei Vormann in Hagen-Dahl her, „die haben technisch ganz andere Mengen-Möglichkeiten als unser einer. Ich kann bis zu 100 Liter herstellen, bei denen sind es viele Tausende.“

Durch das Brauen lernte er auch den Herdecker Kardiologen Sebastian Robl (Leitender Oberarzt am Mops-Krankenhaus in Haspe) näher kennen. Die beiden Hobby-Brauer sprachen oft über das deutsche Lieblingsgetränk, tauschten sich über Rezepturen und Bierstile aus. Natürlich verköstigten sie auch den einen oder anderen Schluck aus eigener Produktion. Zu dieser kleinen Gruppe gehört auch Georg Schlomberg, der Führungsaufgaben im Rewe-Supermarkt in Ende wahrnimmt.

Die Herdecker haben nach eigenen Angaben mittlerweile zahlreiche Bierstile ausprobiert und sind weiter auf der Suche nach neuen Ideen sowie frischen Rezepten. Und besonders interessiert am Austausch und an der Erfahrung Gleichgesinnter. Daher richten sie in Zusammenarbeit mit dem Gastronomen Nathaniel Stott vom Kultur-Pub „The Shakespeare“ einen neuen Treffpunkt ein. Einmal im Monat wollen die Bierbegeisterten nun zusammenkommen, um „eben jenen Austausch und Inspiration zu finden, damit sie sich und ihre Biere weiter entwickeln können“.

Mittwochs-Treffen im Kultur-Pub

Eingeladen seien alle, die ebenso für die Braukunst schwärmen. Das beinhalte Anfänger wie Fortgeschrittene und natürlich auch jene, die sich diesem Hobby womöglich zuwenden wollen und Tipps für die Erstausstattung benötigen. „Denn gerade am Anfang tauchen viele Fragen auf“, heißt es. „In der Zukunft könnten so gemeinsame Brauprojekte entstehen“, so Symalla und Robl.

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Das Duo möchte jedenfalls das schöne Hobby für Andere zugänglich machen, vielleicht motiviere der neue Stammtisch manch einen. „Es ist schwer einzuschätzen, wie viele Leute zur Premiere kommen. Wenn es nur wenige sind und dort ein netter Austausch erfolgt, ist das auch völlig in Ordnung“, sagt Symalla. Geplant ist ein Treffen jeweils am ersten Mittwoch im Monat im Shakespeare-Pub in der Herdecker Fußgängerzone. Die erste Zusammenkunft beginnt am 7. September um 19 Uhr. Die Organisatoren: „Interessierte sind natürlich willkommen.“ Auch, um einfach nur ein kühles Blondes zu trinken.