Wetter/Herdecke. Ein Klarer zum Bier hat Tradition, aber ein Klarer aus Bier? Den lässt nun ein Trio destillieren – zur Rettung des Hopfengetränks in der Pandemie.

Das zeichnet wahre Freunde des Bieres aus: In der Pandemie hatten drei Männer Sorge, dass viele Brauereien ihr Bier würden vernichten müssen – weil Kneipen und Restaurants geschlossen waren und das Bier folglich irgendwann ablaufen würde. Da kam dem Trio die zündende Idee, all das Bier zu retten und daraus einen Brand herzustellen. Frei nach dem Motto „lieber machen als immer nur reden“ machte sich das Trio ans Werk. Jetzt, Monate später, ist es vollbracht: Der „Waldbrand“ ist da. So heißt der neue Hochprozentige aus Hopfen und Malz. Seine Erfinder sind die Bierbrandbrüder B3: Dr. Lutz Aschke und Matthias Krahn aus Wetter und Nathaniel Stott aus Herdecke.

Große Sorge ums Bier

Wie alles begann: „Als die Iserlohner Waldstadt-Brauerei kurz vor der Pandemie in finanzielle Schwierigkeiten geriet, haben sich 13 Gesellschafter zusammengetan, um sie am Leben zu erhalten. Zu denen gehören Nathaniel Stott und ich“, erzählt Lutz Aschke aus Wetter, den man als Physiker und Finanzchef eines großen Konzerns nicht unbedingt bei einer Brauerei verorten würde. Dann schon eher den Biersommelier und Gastronom Nathaniel Stott, Inhaber des Pubs „The Shakespeare“ in Herdecke. Und als die beiden wieder mal mit ihrem Freund und Grafikdesign-Experten Matthias Krahn, Inhaber der Werbeagentur Artservice und Freude in Wetter, zusammensaßen und sich Gedanken machten über all das Bier, das womöglich vernichtet werden müsste, kam die Idee, das Bier zu destillieren und einen Brand herzustellen.

Verschiedene Proben

„Wir hatten einfach Sorge, dass Brauereien ihr Bier wegschütten müssen, weil es irgendwann abgelaufen ist“, erklärt Matthias Krahn. Und Lutz Aschke outete sich einmal mehr als Mann der Tat: „Es fallen ja oft Sätze wie ,Man sollte mal’ oder ,Gute Idee, man müsste’. Ich habe deswegen gleich gesagt, lasst uns lieber machen als reden. Daraus ist dann ein Produkt von uns Dreien entstanden.“ Probeweise ließ das Trio verschiedene Biersorten destillieren.

Alles Handarbeit: Matthias Krahn (links) und Lutz Aschke beim händischen Abfüllen des Hochprozentigen.
Alles Handarbeit: Matthias Krahn (links) und Lutz Aschke beim händischen Abfüllen des Hochprozentigen. © Privat

„Dabei kamen uns Nathaniels Erfahrung auf der einen Seite und die Kontakte zu einer Brennerei in Bremen auf der anderen Seite zugute“, erzählt Matthias Krahn.

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Destillieren ließ das Trio sowohl das malzigste als auch das hopfigste Bier. Krahn: „Wir haben jeweils einen Liter Bier nach Bremen geschickt und bekamen danach die Proben aus dem Brand zurück. Übereinstimmend waren und sind wir der Meinung, dass der Brand aus dem hopfigsten Bier, dem pale Ale, am besten schmeckt.“ Nathaniel Stott ergänzt: „Der Brand aus dem malzigen Bier schmeckte eher muffig. Bei dem Brand aus dem hopfigen erkennt man klar die Hopfennote. Man findet das Bier im Geschmack des Brandes wieder.“

Ein Kessel zusätzlich

Als schließlich die Sorte für das Destillat feststand, gab es nur eines nicht: überflüssiges Bier. Also stellte die Iserlohner Brauerei 450 Liter Sondersud her, was auch nicht mal eben gemacht war; denn die Produktion des Sonderkontingents blockierte in der Brauerei einen ganzen Kessel. In Fässern fuhren die Männer das Bier nach Bremen. „Eineinhalb Wochen später konnten wir dann 38 Liter Bierbrand in zwei Kanistern abholen. Alles, was in dem Bier drin war, steckt jetzt in den Flaschen“, sagt Matthias Krahn schmunzelnd und zeigt auf eine Kiste voller Waldbrände. Abgefüllt wurde der ganz unkonventionell – händisch und bei noch sommerlichen Temperaturen daheim auf der Terrasse von Bierbrandbruder Lutz Aschke. Das Design von Flaschen und Etiketten stammt aus der Agentur Artservice und Freunde.

38 Liter Destillat

Dass aus 450 Litern Bier nur ganze 38 Liter Destillat entstehen, erklärt Nathaniel Stott so: „Das Ausgangsmaterial hat eben wenig Alkohol.“ Oder wie Matthias Krahn es formuliert: „Man braucht viel, um am Ende wenig herauszubekommen.“ Ob der Hochprozentige ankommt, darüber kann das Trio derzeit allerdings nur spekulieren. Sollte sich der „Waldbrand“ allerdings zu einem regelrechten Flächenbrand entwickeln, dann lässt sich der Klare auf jeden Fall nachproduzieren.

Hochprozentig

Der 43-prozentige „Waldbrand“ der Bierbrandbrüder B3 ist in großen Flaschen zu je 350 ml (30 Euro) und in kleinen zu je 35 ml (5 Euro) zu haben.

Verkauft wird er in der Bücherstube Draht in Wetter, im Shakespeare-Pub von Nathaniel Stott in Herdecke, in der Waldstadtbrauerei in Iserlohn und privat bei jedem Bierbrandbruder.