Volmarstein. Die AVU baut in den Ruhrauen von Volmarstein eine moderne Anlage, um die Versorgung sicherzustellen. Das Wasserwerk nebenan hat bald ausgedient.
Unscheinbar wirkt ein Neubau neben der B226 und Güterzugstrecke. Rein optisch entsteht der Eindruck: außen pfui, innen hui. 800 Meter vom Wasserwerk Volmarstein entfernt, hat die AVU viel Technik in einem Gebäude installiert und mehr als eine Million Euro ausgegeben. Und zwar für ein modernes Pumpwerk, von dem aus künftig Trinkwasser in mehrere Richtungen fließt. Von der Straße In der Aue lässt sich voraussichtlich ab Frühsommer nicht nur ganz Wetter versorgen. Die Leitungen führen sowohl den Berg hinauf als auch ins benachbarte Witten und Hagen.
Außen grau, innen blau: Die für die Wasserwirtschaft typische Farbe dominiert in dem Funktionsbau, der das alte Werk an der Ruhr in Volmarstein bald – im wahrsten Wortsinn – überflüssig machen soll. „Dieses brauchen wir voraussichtlich ab 2025 nicht mehr“, erklärt Markus Kosch. Der Prokurist und technische Verantwortliche der zuständigen AVU Netz GmbH erzählt beim Rundgang durch das fast fertig gestellte Pumpwerk, das das Unternehmen zur Sicherstellung der Versorgung einen weiteren elementaren Baustein benötigt: Dabei handelt es sich um neue und erweiterte Leitungen ins Verbund-Wasserwerk Witten. „Die erstellen wir in mehreren Abschnitten und sollten Mitte oder Ende 2024 bereit stehen.“ Abgeschlossen sind die langjährigen Arbeiten zur Anbindung an das Hagener System von Mark-E.
Ersatz für Versorgungsgebiet
Ehe all die Themen durcheinander schwimmen, erst einmal Grundsätzliches: Das Rohwasser für alle Häuser in Wetter, Gevelsberg, Schwelm, Ennepetal, Breckerfeld und Sprockhövel kommt meistens aus der Ennepetal-Sperre. Damit daraus Trinkbares entsteht, erfolgt eine Aufbereitung im Werk Rohland. Als Ergänzung dazu steht die alte Anlage in den Volmarsteiner Ruhrauen bereit. Diese nutzt die AVU hauptsächlich zur Entlastung des Reservoirs in der Talsperre, sie dient aber auch als wichtige Reserve bei einem Ausfall der Technik in Breckerfeld. Um wiederum das Wasserwerk Volmarstein ersetzen zu können, braucht der regionale Versorger Anschlüsse in benachbarte Netze (Witten und Hagen).
Die Planungen für das neue Pumpwerk, das künftig auch als Verteilerstation dient, im Stadtteil von Wetter begannen 2016. Der Bau startete 2019, es folgten laut Kosch aber „erhebliche Verzögerungen wegen Kampfmitteln. Wir mussten ein Loch buddeln lassen, damit Taucher dort suchen konnten. All das war auch wegen Spezialbohrmaschinen und der benachbarten Zugstrecke sehr kompliziert.“
Nun aber steht der Ingenieur in diesem besonderen und quasi tiefergelegten Bau (acht Meter hoch und kann 30 Meter lang). „Wir wollten natürlich auch die Höhe ausgleichen. Für einen Druckverlust durch einen Leitungssprung müssten wir ja unnötig Energie aufwenden“, erläutert Kosch und denkt dann an ausstehende Testläufe oder Desinfektionsverfahren, ehe die neue Anlage in Betrieb gehen kann. Diese ist die zentrale Anbindung zum Wasserturm Loh oben in Volmarstein und im Fortlauf zum Drehkreuz Schwelm-Linderhausen. Logischerweise braucht es leistungsstarke Pumpen, damit Trinkbares nicht nur den Hang herab, sondern auch bergauf fließen kann. „Wir müssen hier den Höhenunterschied mit 19 Bar überwinden“, sagt Kosch zu physikalischen Berechnungen für die zwei Leitungen aus dem Tal zum höchsten Punkt von Wetter in der Von-der-Recke-Straße.
Weitere Planungen
AVU Netz ist eine 100-prozentige Tochter der AVU AG, in deren Gebiet sei das neue Pumpwerk Volmarstein eine eine der größten Anlagen.
Das Unternehmen plant bei der großen Baumaßnahme zur Netzkopplung mit Witten ein weiteres, aber vergleichsweise kleines Pumpwerk auf Wetters Stadtgebiet. Vorhandene Leitungen und Technik reichen zur künftigen Versorgungssicherheit nicht aus.
Um einen Schaden auffangen zu können, hat die AVU zwei Pumpen installiert. Bei einem Ausfall des Wasserwerks Rohland in Breckerfeld lassen sich aus Volmarstein bis zu 1,2 Millionen Liter pro Stunde durch die Rohre jagen. Ferngesteuert aus der Leitwarte, plant der Versorger normalerweise mit rund 850.000 Litern in 60 Minuten, um den Regelbetrieb zu stützen. In einigen Jahren soll eine dritte Pumpe das Ensemble ergänzen, um die Effektivität der neuen Anlage zu erhöhen und beispielsweise in trockenen Sommermonaten das Talsperren-Volumen zu schonen.
„Wir wollen hier den Durchfluss unseres Top-Trinkwassers sicherstellen“, so Kosch. Viele technische und statische Fragen bedurften der Klärung. Bei einem Stromausfall etwa sorgen zwei handgefertigte XXL-Kessel für einen Druckausgleich, damit die 2,5 Kilometer lange Leitung nach Hagen nicht explodiert.