Volmarstein. Internationale Gartenausstellung 2027: Pläne und Wünsche zur neuen Nutzung für das Wasserwerk Volmarstein liegen vor, doch die Entwicklung stockt
Der Unterschied ist eklatant: Für die Internationale Gartenausstellung (IGA) 2027 hat die Stadt Wetter auf der Ebene „Unsere Gärten“ die Projekte Burgruine in der Freiheit und das alte Wasserwerk an der Ruhr benannt. Während die Abteilung Bauwesen die wesentlichen Vorarbeiten für das historische Viertel oberhalb des Harkortsees – wie berichtet – erledigt hat, klemmt es weiterhin bei den Planungen für den Gebäudekomplex am Fluss in Volmarstein.
Eine kurze Bestandsaufnahme: Die AVU hat als Eigentümerin des Wasserwerks Volmarstein vor längerer Zeit angekündigt, dass sie diese Anlage mittelfristig nicht mehr benötige. Diese wolle das Versorgungsunternehmen nach aktuellem Stand 2025 aufgeben, wobei es in der Vergangenheit einige Terminverschiebungen gab. Unterdessen berichtete im Januar 2022 diese Lokalredaktion, dass der Regionalverband Ruhr (RVR) ein Kaufinteresse habe und beide Seiten miteinander verhandeln. Dafür hatte der Umlage-Verband, der auch Geld aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis erhält, zwei Millionen Euro im Investitionsplan für das Jahr 2022 vorgesehen.
Viele Ideen für den Standort
Das Wasserwerk plus Areal wollen die Beteiligten für die IGA und darüber hinaus in einen Ort der Umweltbildung, Erholung und Begegnung umwandeln. Zugleich soll am Kaltenborn ein außerschulischer Lern- und Erlebnisort mit vielen niederschwelligen Angeboten und einer kleinen Gastronomie entstehen. Die Biologische Station im Ennepe-Ruhr-Kreis möchte gerne in die Volmarsteiner Anlage einziehen. Zudem sollen dort bessere Anknüpfungen an das Alltags- sowie Freizeitradwegenetz entstehen, die Stadt möchte dieses Infrastrukturprojekt weiter qualifizieren und hofft – wie berichtet – auf Fördergeld zum Bau einer autofreien Brücke vom Schöntal-Skatepark hinüber zur Ruhraue.
Soweit die Pläne. Doch nun ist Sand im Getriebe. AVU-Sprecher Jörg Prostka erklärt auf Nachfrage, dass das Versorgungsunternehmen diesbezüglich weiterhin mit dem RVR in Kontakt stehe und auf eine Entscheidung des Verbands warte. „Unsere Position ist klar: Wir bauen die Ersatzleitung nach Witten fertig und können dann das Wasserwerk Volmarstein aufgeben.“
Warten auf Konzept für Seilhängebrücke
Keinen neuen Sachstand kann die AVU als Eigentümerin zur geplanten Sanierung der maroden Seilhängebrücke am Wasserwerk Volmarstein verkünden.
Das Versorgungsunternehmen hat – wie berichtet – ein Ingenieurbüro beauftragt, ein konkretes Konzept für die aufwendige Reparatur des unter Denkmalschutz stehenden Bauwerks über die Ruhr vorzulegen.
Diese Ende 2021 angefragten Fachleute haben aber, so teilt es die AVU auf Anfrage der Lokalredaktion mit, seit Monaten viel zu tun.
„Die kümmern sich auch um Brücken auf Autobahnen, diese haben gegenüber unserem Projekt in den Ruhrauen von Volmarstein verständlicherweise Priorität“, so AVU-Sprecher Jörg Prostka.
Bei ihrem Besuch in der Freiheit von Wetter hat kürzlich RVR-Regionaldirektorin Karola Geiß-Netthöfel erläutert, wieso der Kauf auf sich warten lasse und der Verband bei dem Projekt zögere. „Wir haben das geschoben, da wir einige Haushaltsprobleme haben und uns Ausgaben genau angucken müssen. Unser Kämmerer hat uns einiges ins Buch geschrieben.“ Gleichwohl habe sich nichts an den grundsätzlichen Absichten geändert. „Wir stehen als Umlage-Verband den Kommunen gegenüber in einer Verantwortung und gehen manches nun stückchenweise an. Wir müssen uns investiv zurücknehmen. Ich hoffe, dass es nächstes Jahr wieder besser wird.“
Frank Hasenberg bringt für diese Zurückhaltung Verständnis auf. Mit dem Krieg in der Ukraine habe sich seit Februar vieles in der Welt geändert. „Seither kann nicht alles so weiterlaufen wie gedacht, auch andernorts müssen viele Abstriche machen“, meint Wetters Bürgermeister. In Sachen Wasserwerk sei es doch aber gut, weiterhin „ein Ziel vor Augen zu haben. Nun müssen wir gucken, wie es da weitergeht. Umso glücklicher ist der Umstand, dass wir in der Freiheit sehr weit vorangekommen sind, wobei wir ja auch da noch einige Kostenfragen zu klären haben“, sagt Hasenberg und denkt nach der Fördergeldzusage an den Eigenanteil der Stadt.
2027 „ein bisschen zeigen“
Horst Fischer, Geschäftsführer der IGA 2027 GmbH und damit in viele Projekte eingebunden, dämpft ebenfalls Erwartungen am Wasserwerk. „Vielleicht lässt sich dort bis 2027 nicht alles wie gewünscht entwickeln.“ Der Bürgermeister verdeutlicht: „Wir sollten eher eine längere Strecke einkalkulieren und wären froh, wenn wir 2027 ein bisschen von dem zeigen können, was dort möglich sein kann. Damit lässt sich ja auch die Phantasie anregen.“
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Grundsätzlich bestehen auch bei der Realisierung weiterer IGA-Projektideen in anderen Städten noch „einige Sorgen, aber das bekommen wir hoffentlich vielfach gelöst“, meint Geiß-Netthöfel und relativiert damit das schleppende Verfahren am Wasserwerk. „Ich spüre dennoch vielerorts Vorfreude und Begeisterung, wenn es um die IGA geht, auch wenn nicht alles realisierbar sein wird. Erfreulich ist, dass dadurch viele Prozesse in Gang gekommen sind und mit diesem Projektrahmen viele Kommunen in der Region Unterstützung erhalten.“ Darauf hofft auch weiterhin die Stadt Herdecke, deren IGA-Pläne am Koepchenwerk ebenso stocken wie jene rund um das Wasserwerk.