Wetter/Witten. Vertiefende Kooperation der AVU und Stadtwerke Witten: Trinkwasser aus Bommern soll nach dem Ende des Werks in Volmarstein nach Wetter fließen.
Doppelt gemoppelt hält besser. Dachte sich auch der Energiedienstleister AVU und fährt bezüglich der Stilllegung des Wasserwerks Volmarstein zweigleisig. Das Unternehmen präsentierte nun mit den Stadtwerken Witten eine Lösung, die die Anlage an der Ruhr in Bommern einbezieht und die Versorgung für Wetter sichern soll.
Die Ausgangssituation
Seit Jahren überlegt die AVU, wie sie ihre alte Einrichtung in Volmarstein außer Betrieb nehmen kann. Diese dient als Reservestation, Trinkwasser für sechs der neun Städte im Ennepe-Ruhr-Kreis kommt in der Regel aus dem Aufbereitungswerk Rohland und der Ennepetalsperre. 2017 vereinbarte das hiesige Versorgungsunternehmen mit Mark-E aus der Nachbarstadt Hagen, neue Leitungen bis zur Anlage in Hengstey zu verlegen, um so für Sicherheit zu sorgen und um das Wasserwerk hier in den Ruhrauen von Wetter abwickeln zu können.
Die Planänderung
Die Trockenjahre 2018 bis 2020 und das häufige Zuschalten des Werks in Volmarstein sorgten dann für ein Umdenken, wie AVU-Vorstand Uwe Träris im Pressegespräch – passenderweise am Weltwassertag – erläuterte. Im Laufe der Zeit reifte die Erkenntnis, besser auf ein „zweites Standbein und eine betriebswirtschaftlich sinnvollere Alternative“ zu setzen. Er betrachtet die Leitung nach Hagen-Hengstey, die in diesem Jahr fertig werden soll, als Notlösung. Der neue Ansatz biete sich durch das Verbund-Wasserwerk in Bommern, das der AVU und den Stadtwerken Witten zu gleichen Teilen gehört. „Wir können hier eine Kapazitätsausweitung vornehmen, ohne allzu viel investieren zu müssen. Die Voraussetzungen sind ideal“, sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Andreas Schumski und denkt an die bereits bestehenden Anschlüsse nach Wetter. Deren Vergrößerung kostet ca. 1,8 Millionen Euro, die AVU investiert rund 1,2 Mio. in ihre Leitungen sowie in eine neue Gebäudestation an der Stadtgrenze (nahe der Straße Am Jakob).
Hagen-Hengstey als Notlösung
Derzeit fördert das Verbund-Wasserwerk (VWW) ca. 6,8 Milliarden Liter im Jahr und versorgt ganz Witten sowie in geringer Menge Nachbarstädte wie Wetter. Zudem sind VWW-Mitarbeiter auch für die Betriebsführung der AVU-Werke zuständig.Die AVU möchte nach der Stilllegung in Volmarstein 750.000 Kubikmeter jährlich aus Bommern beziehen. „Solch eine Menge könnte es aus Hagen nicht geben, die Kollegen der Mark-E müssen sich wegen der trockenen Jahre auch zuvorderst um ihr Stadtgebiet kümmern. Für die Versorgung in Wetter bräuchte es da große Investitionen“, heißt es. Von dort könnten im Notfall kurzzeitig 1000 Kubikmeter fließen.
Die veränderte Sichtweise: In Hagen bei der Mark-E wäre die AVU ein Kunde und könnte je nach Lage der Dinge auch mal leer ausgehen, im Zusammenspiel mit Witten könne die AVU von der 50-prozentigen Beteiligung profitieren und habe vieles in der eigenen Hand. Landrat und AVU-Aufsichtsratsvorsitzender Olaf Schade freut sich über eine Intensivierung dieser interkommunalen Zusammenarbeit, die der Versorgungssicherheit der Wetteraner vor allem in Trockenzeiten diene. „Das Verbund-Wasserwerk ist technisch top-fit und hat ausreichend Kapazität, um neben Witten auch Teile des AVU-Gebiets zu versorgen“, lässt sich Bürgermeister Lars König zitieren.
Die nächsten Schritte
Da die Planungen zur Leitungsausweitung weitestgehend stehen, hofft Klaus Döhmen als Geschäftsführer des Verbund-Wasserwerks Witten (VWW) auf einen Baustart in 2023. „Hier lässt sich das auch einfacher umsetzen als bei der Anbindung nach Hengstey.“ Involviert seien auch die Bezirksregierung und der Ruhrverband. Ungefähr drei Jahre dauere es, ehe die bewährten Partner die neuen Kapazitäten nutzen können. „Wir hoffen, dass das Projekt Ende 2024 fertig ist und wir unser Wasserwerk in Volmarstein 2025 abschalten können, wobei bei solchen Bauunterfangen auch Unwägbarkeiten zu beachten sind“, sagt Uwe Träris. Zwischen der AVU und den Stadtwerken Witten gebe es über das Verbund-Wasserwerk in Bommern seit mehr als 30 Jahren eine bewährte Gesellschaft. „Wir kennen und schätzen uns.“ Daher lasse sich über Anpassungen nun ein neues Kapitel aufschlagen, um die Ennepe-Talsperre als wichtigsten Speicher auch mal schonen zu können. Wobei die Wittener Stadtwerke wirtschaftlich von der neuen Abnahme der AVU profitieren. „Das passt aber vor allem fachlich und angesichts der bisherigen Projekte auf vielen Ebenen“, meint Geschäftsführer Schumski.
Perspektive für Stadt Wetter
Bürgermeister Frank Hasenberg betonte einerseits die Bedeutung der Versorgungssicherheit für die Bevölkerung. Andererseits möchte die Stadt Wetter bekanntlich das Gelände am Volmarsteiner Wasserwerk wie auch die Freiheit mit Burgruine bis 2027 für die Internationale Gartenausstellung herrichten und darüber hinaus nachhaltig für Freizeit sowie Tourismus. „Eine vollumfängliche Neunutzung wird bis zum Start der IGA wohl nicht möglich sein.“ Baufachbereichsleiterin Birgit Gräfen-Loer erklärte, „dass sich ab 2025 ja auch in Teilschritten etwas umsetzen lässt. Ein Umbau des Wasserwerk-Gebäudes ist bis 2027 aber nicht realistisch, wenngleich wir bis zur IGA dort schon etwas präsentieren können.“ Landrat Schade denkt in diesem Zusammenhang an die Biologische Station des Ennepe-Ruhr-Kreises, die sich auf gewissen Abschnitten des Areals Am Kaltenborn in Wetter ansiedeln könnte.
Bei all diesen Überlegungen brauche es nach Ansicht der Beteiligten natürlich auch die Rückkopplung mit dem Regionalverband Ruhr, der die Volmarsteiner Anlage bekanntlich erwerben möchte und dafür eine siebenstellige Summe in seinem Finanzhaushalt eingeplant hat. „Wir setzen uns das nächste Mal Anfang April mit dem RVR zusammen“, kündigt AVU-Vorstand Uwe Träris an.