Herdecke/Wetter/Ennepe-Ruhr. Die Unfallstatistik weist den EN-Kreis als sicher aus. Dennoch ist die Polizei nicht mit allen Verkehrsteilnehmern gleichermaßen zufrieden.

Mit Blick auf Verkehrsunfälle zählt der Ennepe-Ruhr-Kreis zu den sichersten Gebieten landesweit. Im Jahr 2022 landet die Kreispolizeibehörde NRW-weit auf Platz „zwei“, davor liegt nur Hagen. Zwar ist die Anzahl der Verkehrsunfälle im vergangenen Jahr auf 6923 angestiegen, dennoch sind es weniger Unfälle als in den „Vor-Corona-Jahren“. Der Anstieg sei wie auch bei den Kriminalfällen auf den „pandemiebedingten, überproportionalen Rückgang der Unfallzahlen im Jahr 2020“ zurückzuführen.

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Insbesondere die Lockdown-Phasen hatten dort einen Anteil, erklären Landrat Olaf Schade und der Leiter der Direktion Verkehr, Mario Klein, bei der Vorstellung zur Polizeilichen Verkehrsunfallstatistik für das vergangene Jahr. Bei den knapp 7000 Verkehrsunfällen im EN-Kreis sind insgesamt 552 Menschen verletzt worden. Vier Menschen kamen in Folge zu Tode. Hinzukommen weitere 132 Personen, die im Straßenverkehr verunglückt sind (-6,5 Prozent im Vergleich zu 2019). Hier bezieht sich Mario Klein auch auf Fahrradfahrer und Fußgänger. Den Vergleich zieht Mario Klein mit dem Jahr 2019. „Es ist das erste Nach-Corona-Jahr. Ein Vergleich mit den Lockdown-Jahren 2020 und 2021 würde dem nicht gerecht werden“, erklärt er. Und auch jetzt bewege man sich in der Statistik noch nicht auf dem Vor-Corona-Niveau. Der Leiter der Direktion Verkehr betont: „Die Zahlen werden weiter steigen, das ist normal. Außer man schafft das Auto ab.“ Dennoch gebe es derweil keine extremen Probleme im Kreisgebiet.

Wetter

In Wetter verzeichnet die Polizei im vergangenen Jahr 807 Unfälle. Allgemein sind im wetterschen Straßenverkehr 2022 insgesamt 65 Menschen verunglückt. Und somit 15 weniger als im Jahr 2019 (2020 lag die Zahl bei 45 und 2021 bei 56). Viele denken oftmals, dass insbesondere junge Menschen gern „rasen“, sagt Mario Klein. Dieses Problem zeichne sich im gesamten EN-Kreis nicht ab. „Bei uns ist die Lage überragend gut“, zieht er eine Bilanz. Der Rückgang der 18- bis 24-Jährigen, die bei Unfällen verletzt wurden, liegt bei knappen 48 Prozent. „Natürlich gibt es bei uns auch Raser, die treffen sich aber meist woanders“, erklärt der Verkehrs-Direktions-Leiter zudem. So liegt die Geschwindigkeit als Ursache für Unfälle im EN-Kreis mit 13 Prozent auf Platz 3 hinter Abbiege-/Wendeunfällen (44 Prozent) und missachteter Vorfahrt/Vorrang (26 Prozent).

Ein größeres Problem seien Motorradfahrer und Senioren - und zwar kreisweit. In der Polizeilichen Verkehrsunfallstatistik zählen Menschen ab einem Alter von 65 Jahren zu Senioren. Hier gibt es eine allgemeine Erhöhung der Fälle von 95 auf 109 (+14,7 Prozent). Das liegt vor allem auch daran, dass immer mehr ältere Menschen Fahrrad fahren. Viele seien beispielsweise lange Zeit gar nicht Rad gefahren, sind unsicher. „Hier gibt es auch häufig Alleinunfälle“, so Mario Klein. In Schwelm wurden vergangenes Jahr insgesamt neun Senioren bei Unfällen verletzt. Hinzukommen zehn Menschen, die bei Roller- oder Motorradunfällen verunglückt sind und acht, die sich bei Rad- und Pedelecunfällen verletzt haben.

Herdecke

630 Verkehrsunfälle zählte die Polizei im vergangenen Jahr in Herdecke. 66 Menschen haben sich bei den Unglücken verletzt und somit deutlich mehr als noch im Jahr 2019 (51). Darunter sind acht junge Erwachsene, zehn Senioren und neun Motorradfahrer und zwölf Rad-, beziehungsweise Pedelecfahrer.

Insgesamt, so sind sich Landrat und Polizei einig, sei die Gefahr, im EN-Kreis Opfer eines Verkehrsunfalls zu werden, weiterhin durchaus gering. Um das beizubehalten, setzt die Behörde auf Präventionsmaßnahmen wie die Radfahrerausbildung, Puppenbühne oder aber der Crash Kurs NRW. Dieser ist ein landesweites Projekt, das sich vor allem an junge Erwachsene richtet, um diese Zielgruppe mit Ursachen und Folgen von Unfällen vertraut zu machen. Zudem soll die Präventionsarbeit bezüglich Senioren und Radfahrern weiter ausgebaut werden. Auch will die Polizei erkannte Verkehrsverstöße weiter konsequent verfolgen, flächendeckende Geschwindigkeitsüberwachungen durchführen, direktionsübergreifende Sondereinsätze, den gewerblichen Güter- und Personenverkehr überwachen und Kooperationen weiterführen. Ein weiteres wichtiges Anliegen, das auch Landrat Olaf Schade betont: „Der wichtigste Appell ist die gegenseitige Rücksichtnahme im Straßenverkehr.“