Wetter. Für den Rewe-Markt in Grundschöttel werden Alternativen gesucht. Eine Expertin spricht von kleinteiliger Lösung mit Metzger oder Hofläden.
- Die Kaufkraft in Wetter ist im vergangenen Jahr so hoch gewesen wie noch nie.
- Der Umsatz im Einzelhandel ist weiter gestiegen, obwohl es weniger Geschäfte gibt.
- Spezialisierte Läden sind an einigen Stellen im Stadtgebiet wünschenswert.
Immer mehr Leerstände in Wetter. Immer weniger Geschäfte. Dieses Gefühl, das einige Wetteraner haben, wenn sie durch die Innenstadt und die Ortsteile ziehen, wird nun auch mit Zahlen belegt. In der jüngsten Sitzung des Wirtschaftsförderungsausschusses stellte Monika Kollmar, Büroleiterin der GMA Köln, einige relevante Daten, Einschätzungen und Ideen zum Einzelhandelskonzept für Wetter vor. Dabei im Blick: der geplante neue Supermarkt am Demag-Gelände und die Schließung des Rewe-Marktes in Grundschöttel.
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Grundsätzlich ist festzuhalten, dass die Zahl der Einzelhandelsgeschäfte seit 2016 zurückgegangen ist. Während Wetter 2016 noch 99 Geschäfte verzeichnen konnte, waren es 2022 nur noch 85. Trotzdem ist der Einzelhandelsumsatz in der Stadt gestiegen – von 78,8 Millionen Euro auf 184,8 Millionen Euro. Das hängt laut Expertin vor allem mit der gestiegenen Kaufkraft der Kunden in den vergangenen Jahren zusammen, die sich auf ein Plus von 20,5 Millionen Euro beläuft und somit zwölf Prozent höher liegt als 2016.
Nahversorgungslagen
Kollmar hat sich die Nahversorgungslagen in den einzelnen Ortsteilen angeschaut. Während sie in Volmarstein mit den wesentlichen Betrieben wie Cap-Markt, Bäckerei und Buchhandel eine gute Versorgungssituation für die südöstlichen Teilbereiche Volmarsteins sieht, ebenso wie an der Königsstraße mit Lebensmittelgeschäft, Bäckerei, Kiosk und Blumengeschäft und dort lediglich eine Sicherung des Standortes empfiehlt, wird es in Grundschöttel schon kniffeliger.
Sicherung der Grundversorgung
Eigentlich müsse dort die Versorgungsfunktion für die Wohnbevölkerung der Ortsteile Grundschöttel und Oberwengern übernommen werden. Doch durch die Schließung des Rewe-Marktes Mitte 2023 blieben dort lediglich Bäckereien sowie ein Kiosk übrig. Kollmar empfiehlt, die Sicherung der Grundversorgung zu prüfen, beispielsweise durch eine Nachnutzung des Rewe-Marktes.
Neue Ideen
Nun ist die Empfehlung nichts Neues für die Politiker. Schließlich haben sich die Parteien schon Gedanken darüber gemacht, wie es denn in Grundschöttel ab Mitte des Jahres weitergehen könnte. Der Cap-Markt hatte, wie bereits berichtet, dankend abgewunken. „Es ist eine schwierige Sache, aber grundsätzlich glaube ich, dass man dort eine Grundversorgung erhalten kann“, sagt Kollmar und schiebt auch direkt einige Anregungen hinterher. Ich könnte mir vorstellen, dort auch mehrere Läden zu integrieren. Beispielsweise einen Metzger, der weitere Angebote wie Obst und Gemüse beispielsweise von lokalen Erzeugern hat. Eine weitere Möglichkeit wäre, bei den Landwirten in der Region nachzufragen, die beispielsweise einen Hofladen haben. Vielleicht möchten die ihre Produkte dort anbieten. Oder auch internationale Lebensmittelläden könnten dort ein Gewinn sein“, so Kollmar.
Mindestverkaufsflächen
Die Hoffnung auf einen neuen Supermarkt an gleicher Stelle nahm sie den anwesenden Lokalpolitikern direkt, in dem sie auf die Standortanforderungen von Lebensmittelmärkten einging. Nahversorger und Supermärkte würden eine Mindestverkaufsfläche von 500 bis 1500 Quadratmetern brauchen. „Die 500 Quadratmeter beziehen sich allerdings auf Rewe-Märkte, die beispielsweise in Großstädten wie Köln im Bahnhof untergebracht sind“, betont Kollmar. Hinzu kommt in Grundschöttel die Schwierigkeit, dass das Ladenlokal über zwei Ebenen gehe. „Das ist einfach nicht mehr zeitgemäß“, so Kollmar. Und bei allen Wünschen: Die Stadt ist nicht Eigentümer der Immobilie.
Demag-Gelände
Ein weiteres Thema brannte den Politikern jedoch unter den Nägeln, und wenn die Expertin schon einmal vor Ort ist, kann man ja auch direkt mal nachfragen: Wenn der neue Rewe-Markt auf dem ehemaligen Demag-Gelände gebaut wird, zieht der dann Kunden aus den anderen Geschäften wie beispielsweise dem Kaufland weg? Diese Frage konnte Monika Kollmar verneinen. „Dort wird ja zum einen nicht nur ein neuer Markt gebaut, sondern auch viele neue Wohnungen. Das heißt, es kommt neue Kaufkraft hinzu“, erklärt sie. Außerdem wisse sie aus Erfahrung, dass Kunden spezielle Vorlieben beim Einkaufen hätten und dementsprechend bestimmte Läden favorisierten. „Manche Menschen kaufen am liebsten im Aldi ein, andere im Kaufland, bei Penny oder Lidl. Das wird sich auch nicht gravierend ändern, wenn ein neuer Markt gebaut wird“, so die Expertin.
Der Sachstandsbericht zur Fortschreibung des Einzelhandelskonzeptes im Teilbereich Nahversorgung wurde dementsprechend vom Ausschuss zur Kenntnis genommen. Die Lokalpolitiker stimmten einstimmig dafür, das Beteiligungsverfahren analog zur Beteiligung der Öffentlichkeit durchzuführen.