Grundschöttel/Ennepe-Ruhr. Bürger und SPD haben sich einen Cap-Markt gewünscht. Doch der arbeitet bereits im Dorf Volmarstein defizitär.

„Die Schließung des Rewe-Marktes in Grundschöttel ist dramatisch und für die Nahversorgung der Bürgerinnen und Bürger eine Katastrophe. Besonders für diejenigen, die nicht mehr so mobil sind“, sagt Esther Berg. Sie könne sich sehr wohl vorstellen, dass das zu Aufruhr führe, fährt die Geschäftsführerin der Awo Ennepe-Ruhr fort. Und so waren ihr auch die Idee bzw. der Wunsch aus der Bevölkerung, dort möglicherweise einen zweiten Cap-Markt einzurichten, nicht neu. Im Gespräch mit der Lokalredaktion erklärt Esther Berg, was diesbezüglich geht – und was nicht.

Einzelhandel nicht Kerngeschäft

„Den Cap-Markt in Volmarstein haben wir vor zehn Jahren in dem ehemaligen Netto eröffnet und mussten uns da wirklich reinfuchsen. Denn Einzelhandel gehört für uns als Wohlfahrtsverband nicht zum Kerngeschäft. Es war eine sehr intensive Zeit, uns da hineinzuarbeiten“, erklärt sie vorweg. Und ergänzt, dass sie annehme, der Rewe in Grundschöttel schließe nicht, weil er so erfolgreich sei: „Wenn er Rendite machen würde, würde er nicht weggehen.“

Esther Berg, Geschäftsführerin der Arbeiterwohlfahrt Ennepe-Ruhr, schließt einen zweiten Cap-Markt in Grundschöttel aus.
Esther Berg, Geschäftsführerin der Arbeiterwohlfahrt Ennepe-Ruhr, schließt einen zweiten Cap-Markt in Grundschöttel aus. © Bernd Henkel www.berndhenkel.com

Grundsätzlich sei für die Awo als Wohlfahrtsverband zwar nicht primär die Rendite ausschlaggebend, sondern die Frage, „welche Angebote können wir unseren Klienten machen“. So sei der Cap-Markt Volmarstein Teil der Awo-Werkstatt für behinderte Menschen. „Für die Werkstattbeschäftigten ist es toll, dort arbeiten zu können. Sie nehmen das als ersten Arbeitsmarkt wahr und haben großen Spaß, dort zu arbeiten. Es gibt eine hohe Identifikation mit dem Markt, und wenn man dort einkaufen geht, merkt man das auch“, so Esther Berg weiter. Im Volmarsteiner Cap-Markt gebe es eine Beratung wie in anderen Supermärkten oftmals nicht.

Markt ist defizitär

„Fakt ist aber auch“, erklärt die Awo-Geschäftsführerin, „dass der Markt immer noch defizitär ist. Das ändert sich mal zeitweise, etwa in der Vorweihnachtszeit. Aber übers ganze Jahr hinweg besteht immer noch ein Defizit. Deswegen werde ich nicht noch an einem anderen Standort einen weiteren Markt mit einem weiteren Defizit aufmachen. Das können wir uns als Wohlfahrtsverband nicht leisten.“ In Bezug auf den Cap-Markt in Volmarstein werde die Awo als Betreiber sehr wohl begleitet und beraten, „aber wir können aus unserer Sicht nicht weiter optimieren“.

Kein zweites Defizit

Da drängt sich die Frage auf, ob das Konsequenzen für den Cap-Markt im Dorf Volmarstein habe? „Das begleitet uns ja seit zehn Jahren. Und aktuell leben wir damit. Nur ein zweites Defizit wollen und können wir uns nicht leisten“, stellt Esther Berg unmissverständlich fest. Und ergänzt: „Wir erwarten als Wohlfahrtsverband keinen großen Gewinn, aber eben auch kein weiteres Defizit. Und ich befürchte, dass das im Fall eines Cap-Marktes in Grundschöttel so sein würde.“ Grundsätzlich sei die Awo gerne bereit, weitere Arbeitsplätze zu schaffen, bei denen Menschen mit Behinderungen das Gefühl hätten, sich auf dem ersten Arbeitsmarkt zu bewegen. Und im Zuge von Inklusion sei der Cap-Markt ein sehr gutes Projekt. Esther Berg: „Aber es muss finanziell zu stemmen sein. Und in diesem Fall können wir das nicht.“

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