Grundschöttel. Schlechte Nachricht für den Ortsteil Grundschöttel. So reagieren Bürger auf das Aus des Supermarktes. Und so soll es weitergehen.

Immer wieder mal waberte es als Gerücht durch die Stadt. Jetzt ist es amtlich: Der Rewe in Grundschöttel schließt Mitte des Jahres. Arnim Schmitz als Leiter des Supermarkts sagt dazu kurz und knapp: „Ich habe 50 Jahre gearbeitet und gehe dann in Rente.“ Der 64-Jährige war – mit Unterbrechungen, wie er selbst sagt – ein Vierteljahrhundert in dem Rewe-Markt in Grundschöttel tätig. Über einen möglichen Nachfolger sagt er: „Dazu ist mir nichts bekannt; das wird wohl der Vermieter regeln.“

Vorgänger Heinz Herzog

Wann genau Arnim Schmitz die Türen zum Rewe-Markt endgültig abschließen wird, stehe noch nicht genau fest. Voraussichtlich Ende August, so der Marktleiter. Er führte den Laden an der Grundschötteler Straße bereits unter seinem Vorgänger Heinz Herzog mehrere Jahre und hatte nach dessen Tod im Jahr 2008 gemeinsam mit Rewe-Dortmund den ehemaligen Akzenta-Markt übernommen. Seit dem 1. September 2008 firmiert das Geschäft auch unter dem Namen Rewe, wobei die Rewe-Kette mit ihrer Zentrale in Dortmund auch vorher schon Lieferant war.

Auch Ort der Begegnung

Was sagen die Bürger vor Ort zur bevorstehenden Rewe-Schließung? Die Lokalredaktion hat sich umgehört und dabei erfahren, welche Bedeutung der Markt in vielerlei Hinsicht für die Bevölkerung hat. „Ich finde das nicht gut, vor allem für die alten Leute. Ich komme immer vom Schmandbruch hierher, weil auch die Parkplätze hier ideal sind und ich außerdem das Kaufland in Alt-Wetter nicht mag“, sagt Angelika Döpper. Sie meint, dass es unbedingt eine Nachfolge für den Lebensmittelmarkt geben müsse: „Vor allem, weil doch hier auch überall neue Siedlungen gebaut worden sind.“

Kunden äußern Bedauern

„Schade“, meint Kundin Anne Albrecht, „denn ich komme immer extra aus Wengern hierher, um mein Fleisch hier zu kaufen.“ Nicole Richter meint: „Ein großer Verlust wird das für meine Großeltern und meine Uroma und für alle, die kein Auto haben. Die können nicht mal eben runter nach Wetter fahren“, sagt sie und fügt hinzu: „Außerdem muss man das auch als Arbeitsplatz sehen. Da haben viele junge Leute an den Kassen gearbeitet. Ich finde es ganz schlimm, wenn der Markt schließt.“ Zu bedenken gibt sie noch, dass die langen Öffnungszeiten nicht sinnvoll gewesen sein: „Das Klientel hier kauft nicht abends um 21 Uhr noch ein. Das wäre vielleicht noch ein Stellschraube gewesen.“

Der Rewe ist auch ein Treffpunkt, sagen die Freundinnen Brigitte Schüttler, Beate Hörling-Mann und Pilar Ayuso (von links).
Der Rewe ist auch ein Treffpunkt, sagen die Freundinnen Brigitte Schüttler, Beate Hörling-Mann und Pilar Ayuso (von links). © Elisabeth Semme

Völlig überrascht von der Schließungs-Nachricht ist Cornelia Joppen: „Dann ist ja hier oben gar nichts mehr. Und nachvollziehen kann ich das, ehrlich gesagt, nicht. Es sind doch immer viele Kunden im Geschäft.“ Verwundert äußert sich auch Katja Walter, die aus Herdecke kommt und immer wieder im Vorbeifahren Halt am Rewe in Grundschöttel macht: „Sonst gibt es ja hier oben nichts. Und es kommen ja auch nicht nur Leute her, die hier wohnen, sondern auch welche, die hier arbeiten. Die kaufen auch hier ein.“

Wo kaufen die alten Leute ein?

Brigitte Schüttler schüttelt den Kopf und meint: „Schlecht, sehr schlecht. Was machen dann die alten Leute und die ganzen behinderten Menschen aus der Stiftung? Was machen die Mitarbeiter? Außerdem ist der Rewe auch Treffpunkt für Menschen in Grundschöttel.“ Das können Beate Hörling-Mann und Pilar Ayuso, die zum Gespräch dazustoßen, nur bestätigen. „Das ist traurig für Grundschöttel. wenn nur noch das Riesen-Kaufland oder die Discounter als Alternativen übrig bleiben. Für die älteren Herrschaften gibt es dann zum Einkaufen hier gar nichts mehr“, meint Pilar Ayuso. „Aber es spricht einen hier im Markt schon lange nichts mehr an. Ich bin nicht zufrieden mit der Ladenführung. Trotzdem finde ich es furchtbar, wenn es keine Einkaufsmöglichkeit mehr in Grundschöttel gibt. Bis da unten am Berg etwas entsteht, das dauert doch viele Jahre. Deswegen muss eine Nachfolge gefunden werden.“ Auch Günter Karisch (77) findet: „Das ist eine Zumutung für die Kunden. Was am Grundschötteler Berg entsteht, ist keine Alternative. Keine meiner Töchter oder Schwiegersöhne würde da runter gehen.“

Das sagt der Bürgermeister

Hintergrund: Erst kürzlich hatte Bürgermeister Frank Hasenberg betont, wie wichtig die Entwicklung einer Brache am Grundschötteler Berg mitsamt dem leerstehenden Demag-Hochhaus für Wetter sei. Das Gelände sei nicht nur „für das Stadtbild insgesamt negativ“, sondern eine Entwicklung der Fläche mit einem hochwertigen Vollsortimenter werde umso wichtiger, „da ja der Rewe in Grundschöttel leider zu Mitte des Jahres den Markt aufgeben wird“. Trotz der bestehenden Pläne für die Demag-Brache einerseits weiß der Bürgermeister andererseits auch: „Eine zentrale, fußläufig erreichbare Nahversorgung ist für Grundschöttel sehr wichtig.“

Gespräche der Wirtschaftsförderung

Eine Lebensmittelversorgung an dieser Stelle habe für die Stadt Wetter Priorität, unabhängig von der weiteren Entwicklung am Demag-Gelände, so Hasenberg. Und versichert: „Die städtische Wirtschaftsförderung nimmt Gespräche mit dem Eigentümer der Immobilie auf, um über Planungen und Vorstellungen der Eigentümer und potenzielle Nachfolger zu reden.“ Die Wirtschaftsförderung der Stadt werde auch Kontakt zu den einschlägigen Anbietern der Nahversorgung im Lebensmittelbereich aufnehmen. Am Ende sei es aber vor allem entscheidend, dass es zwischen den Eigentümern der Immobilie und einem potenziellen Anbieter passe. Im Zuge solcher Gespräche schließt die Stadt auch nicht aus, dass sich dort ein Cap-Markt wie im Volmarsteiner Dorf ansiedelt.