Herdecke. Die tolle Idee, eine Seilrutsche vom Koechenwerk Herdecke zum Seepark Hagen zu spannen, ruft Sorgen hervor: Verein bangt um den RWE-Schrägaufzug.
Die Idee, am Hengsteysee eine Zip-Line vom Herdecker Koepchenwerk hinüber zum Hagener Ufer zu installieren, stieß bisher fast überall auf Zustimmung. Zwar stehen noch Naturschutz-Untersuchungen aus, doch sehen viele – wie berichtet – die Vorteile für eine touristische Aufwertung der Gegend.
Nun aber hat die Arbeitsgemeinschaft Koepchenwerk vor den politischen Beratungen an diesem Donnerstag im Fachausschuss Bedenken geäußert. Der Herdecker Verein um den Vorsitzenden Peter Gerigk hat eine Mail an die Fraktionen und Stadtverwaltung geschickt. Zentrale Botschaft: „Wir befürchten zum Beispiel, dass die Realisierung der Zip-Line der Reaktivierung der Standseilbahn des Koepchenwerks entgegenstehen würde.“ Zur Erinnerung: Dieser alte Schrägaufzug entlang der markanten Rohre soll über Fördergeld wieder zur Verfügung stehen und touristische Gäste den Hang hinauf bringen können.
Öffentliche Mittel für Privatzweck
Aus Sicht der AG Koepchenwerk gefährde eine Seilrutsche Förderungsmöglichkeiten zur Wiederinbetriebnahme der Standseilbahn „erheblich“. Gerigk verweist auf ein Schreiben der Bezirksregierung Arnsberg, wonach der Schrägaufzug als Betriebsweg zum Startpunkt der Zip-Line elementar wichtig sei. Problem: Öffentliche Mittel stehen sinngemäß nicht für Projekte zur Verfügung, wenn ein privater Betreiber der Seilrutsche von Fördergeld profitiere und sich womöglich „als überwiegender Nutzer“ der Standseilbahn Einnahmen verschaffe.
Diese Mail aus 2021 war „der Grund, das Projekt Zip-Line erst einmal nicht weiter zu verfolgen“, erinnert Gerigk. Sein Fazit: Wird die Standseilbahn in den Seilrutschen-Betrieb integriert, gebe es keine Förderung aus den Mitteln, die der Verein nach dem hoffnungsvollen Besuch des Staatssekretärs Paul Höller aus dem NRW-Wirtschaftsministerium im September 2022 erneut anstrebe. Demnach laufen dazu gerade Gespräche der Stadt Herdecke, der AG Koepchenwerk und der Industriedenkmal-Stiftung als Eigentümerin der früheren RWE-Anlage. Der Vorstand der Arbeitsgemeinschaft folgert: „Die Standseilbahn müsste vom Zip-Line-Betreiber finanziert werden – auf dem Grundstück der Stiftung.“ Dazu stelle sich die Frage, ob der Weg zur Seilrutsche durch die Koepchenwerk-Maschinenhalle führen soll.
Zu Transportfragen meint die AG, dass ein vorgeschlagener Shuttlebetrieb „für Herdecke nur Nachteile“ wie zusätzlichen Verkehr an sensiblen Stellen, etwa am Waldfriedhof Buchenstraße, bringe. Gerigk fragt: Sollen Gäste zum Zip-Line-Start an Gräbern vorbei gehen? Oder sollen Shuttlebusse durch die Anliegerstraße Im Kleff rollen? „Keine schönen Vorstellungen“, meint das langjährige Ratsmitglied der Grünen.
Mit einem so genannten „Skyglider“, der Gäste im Seepark Hagen aufnimmt, sie dann in einer Runde hoch zum Koepchenwerk und über das Wasser wieder zurück zum Ufer befördern könnte, ließen sich manche Bedenken ausräumen. Diese Lösung ohne Halt am Denkmal würde aber „Herdecke keine Vorteile bringen. Da müsste eine Ausstiegsmöglichkeit geschaffen werden, die nicht vorgesehen ist. Da gibt es Diskussionsbedarf. Es wäre sicher sinnvoll, wenn Zip-Line-Nutzer in Herdecke aussteigen könnten, auf dem Ruhrhöhenweg zum Schieberhaus des Koepchenwerks gehen könnten (auch gegen Extrazahlung mit der Standseilbahn fahren könnten) und dann zurück in den Seepark gleiten könnten.“
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Der AG-Vorstand schlägt der Politik eine Ergänzung des Beschlussvorschlages vor: Die Pläne zur Zip-Line nur weiter zu verfolgen, wenn Fördergeld zur Reaktivierung der Standseilbahn nicht gefährdet und zusätzlicher Autoverkehr in sensiblen Bereichen vermieden wird.