Volmarstein. Die AVU will das Wasserwerk Volmarstein aufgeben und verkaufen, ein Verband scheint das Rennen zu machen. Dieser nennt auch konkrete Euro-Summen.

Klingt spannend und hört sich auf den ersten Blick schlüssig an: Für das Wasserwerk Volmarstein, das der Energieversorger AVU eines Tages stilllegen und verkaufen will, deutet sich eine Lösung an. Die idyllisch gelegene Anlage am Fluss will der Regionalverband Ruhr (RVR) übernehmen. Von beiden Seiten gab es Bestätigungen zu laufenden Verhandlungen.

AVU-Sprecher Jörg Prostka sagte auf Anfrage der Redaktion: „Ja, wir führen Gespräche mit dem RVR, der uns ein Kaufinteresse übermittelt hat.“ Auch die Stadt Wetter sitze mit am Tisch. Jens Hapke als Medienchef des Regionalverbands bejaht eine „grundsätzliche“ Bereitschaft zur Übernahme des Wasserwerks Volmarstein, das betreffe sowohl das Gebäude als auch die dazugehörige Umgebung. „Der RVR hat auch die Politik über die Kaufabsicht informiert, ein Beschluss der Gremien steht noch aus.“

Während die AVU aktuell nichts über den Kaufpreis oder andere Zahlen veröffentlichen möchte, kann der RVR-Vertreter keine zeitlichen Prognosen abgeben, wann die „schon länger andauernden Gespräche“ mit dem Energieversorger zu einem Abschluss kommen könnten. Sprecher Jens Hapke deutet aber die Zielrichtung an: „Der Regionalverband möchte in Abstimmung mit der Stadt Wetter das Wasserwerk touristisch weiter entwickeln und es auch für die Umweltbildung nutzen.“

Der gesetzliche Auftrag

Der Regionalverband Ruhr (RVR) mit Sitz in Essen ist eine Körperschaft des Öffentlichen Rechts. Zum Verbandsgebiet zählen elf Revier-Städte und vier Kreise, darunter auch jener an Ennepe und Ruhr.

Der gesetzliche Auftrag des RVR (ein Umlageverband, der auch Geld vom EN-Kreis erhält): Als Netzwerker, Koordinator, Impulsgeber, Dienstleister oder Projektträger für das Ruhrgebiet tätig werden, auch im Sinne der regionalen Wirtschafts- und Tourismusförderung.

Der RVR ist für die staatliche Regionalplanung in der Metropole Ruhr zuständig und ist Träger bedeutender Infrastrukturprojekte (etwa „Route der Industriekultur“). Zu den ältesten Kernaufgaben zählen Schutz und Pflege der Umwelt.

Noch scheint es sich um Tendenzen zu handeln. Doch aus den Verhandlungen haben sich schon konkrete Hinweise ergeben, wie ein Blick in den RVR-Haushaltsplan 2022 verrät. Da heißt es: „Der Ankauf des Wasserwerks Volmarstein soll im Hinblick auf die Attraktivierung des Gesamtareals für die Internationale Gartenausstellung 2027 in der Metropole Ruhr getätigt werden.“ Zur Übernahme stehen im Investitionsplan des auch für den EN-Kreis zuständigen Verbands zwei Millionen Euro bereit. Zur Erinnerung: Mitte 2020 hatte die AVU den Preis auf Immobilien-Internetforen mit 2,89 Mio. angegeben.

Biologische Station und IGA 2027

In einer Kurzbeschreibung des Projekts schreibt der Regionalverband: „Mit dem Erwerb des Wasserwerks Volmarstein durch den RVR ergeben sich vielfältige planerische Aufgaben. Sowohl im Zusammenhang mit der Regionalpark-Ruhr-Planung im übergeordnetem Sinne als auch für das Gelände und Gebäude des Wasserwerks selbst. Mit dem Fokus auf einer geplanten Entwicklung im Bereich Natur und sanfter Tourismus sollen in 2022 Konzepte für ein Besucherzentrum sowie in Kooperation mit der Biologischen Station östliches Ruhrgebiet ein umfangreiches Umweltbildungsangebot entwickelt werden. Auch die Gestaltung des Außenbereiches wird Gegenstand der Betrachtungen sein.“

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Das bedarf weiterer Erläuterungen. 2021 hatte die Biologische Station im Ennepe-Ruhr-Kreis bestätigt, dass sie sich einen Umzug von Ennepetal an die Ruhr in Wetter gut vorstellen könnte. Das scheint sich zu konkretisieren. Und dann wäre da noch die IGA 2027. Diese große Gartenausstellung organisiert bekanntlich der Regionalverband für die Metropole Ruhr sowie die Kommunen als Projektträger. Und zwar über eine eigens dafür gegründete Gesellschaft. In Bezug auf das Wasserwerk Volmarstein soll aber der RVR selbst in Erscheinung treten, da der Verband die Anlage sowohl für 2027 herrichten möchte als auch darüber hinaus eine langfristige Nutzung anzustreben scheint.