Herdecke. Mit einem neuen Ehrenamtsbüro wollen die Stadt Herdecke und der VCS die Ukraine-Hilfe ab 4. April neu koordinieren. Anlaufstelle auch für Bürger.
Das Telefon steht weiterhin nicht still. Das berichten Kerstin Jakob als Leiterin des Herdecker Sozialamtes und Barbara Degenhardt-Schumacher vom hiesigen Verein zur Förderung christlicher Sozialarbeit (VCS). Dieses Duo wollen täglich viele im Zusammenhang mit Kriegs-Flüchtlingen aus der Ukraine sprechen. Bürgermeisterin Katja Strauss-Köster sieht sich in ihrer Einschätzung bestätigt, wenn sie diesbezüglich von einer „Marathon-Aufgabe“ für die Stadt spricht.
Die derzeitige Lage
130 Menschen aus der Ukraine kamen bis zum 29. März nach Herdecke, dazu hat die Stadt derzeit weitere 180 Geflüchtete anderer Nationalitäten (vor allem aus Afghanistan und Syrien) untergebracht. Die gute Nachricht: Bisher stehen hier genügend Unterkünfte und Wohnungen zur Verfügung, etwas Puffer für weitere Zuweisungen gebe es noch. Da die Kommune mit weiteren Zuzügen rechnet, hat sie bereits zwei Container bestellt, die mittelfristig bereit stehen. Entlastung bietet nun ein neuer Treffpunkt.
Neues Büro als Anlaufstelle
„Die Idee, eine Anlaufstelle für Geflüchtete einzurichten, war bei der Stadt schon länger da. Der Ukraine-Krieg hat dies nun beschleunigt“, sagt die Bürgermeisterin. Da sich dafür während des Info-Abends am 9. März auch einige Ehrenamtler als Ansprechpartner meldeten, kann am nächsten Montag ein Ehrenamtsbüro öffnen. Im ersten Obergeschoss stehen beim Deutschen Roten Kreuz in Herdecke (Seitengasse am Kampsträter Platz) eine Küche sowie zwei Räume zur Verfügung, die als zentrale Anlaufstelle für Hilfsangebote sowie gleichzeitig als Treffpunkt für Geflüchtete und heimische Helfer dienen. „Vor der Tür lässt sich ja auch noch etwas gestalten, um draußen sitzen zu können“, sagt Strauss-Köster. Das Büro, das der VCS und die Beteiligten in der nächsten Zeit nutzen können, dient als Schnittstelle zur Stadtverwaltung. In dem Haus geht es um Organisatorisches und manches mehr.
Die Aufgaben
Die Büro-Ehrenamtler sollen unter anderem eingehende Hilfsangebote koordinieren, etwa Übersetzungsmöglichkeiten vermitteln oder freie Wohnungen und Möbelspenden erfassen. „Dazu liegt bereits eine lange Liste vor, gesucht wird weiter alles in Sachen Weiße Ware, also Haushaltsgeräte und elektrische Utensilien für die Küche“, sagt Barbara Degenhardt-Schumacher. „Wir können hoffentlich ab nächster Woche ein Lager und einen Transporter nutzen, um all das zielgerecht auszuliefern.“ Kleidung für Mädchen und Jungen nehme weiterhin der Kinderschutzbund entgegen, jene für Erwachsene das Rote Kreuz. Dort im neuen Ehrenamtsbüro soll aber nicht nur Bürokratie im Fokus stehen. Dieser Ort diene als Treffpunkt für Herdecker Paten und Geflüchtete, die dort auf einen Kaffee oder Tee vorbeischauen, ein Gespräch suchen oder auch Behördengänge vorbereiten wollen. Mittelfristig könnten dort auch eine Hausaufgabenhilfe und ähnliches stattfinden. „Viele Herdecker scharren mit den Hufen und wollen sich einbringen, auch für sie ist die neue Anlaufstelle gedacht“, sagt Kerstin Jakob. Und ergänzt: „Wir suchen neben Dolmetschern Ehrenamtler wie etwa pensionierte Lehrer oder Studenten, die bald oder schon jetzt in den Osterferien niederschwellige Deutsch-Sprachkurse anbieten können.“ Beim VCS starte in Kürze ein solches Angebot.
Öffnungszeiten an allen Wochentagen und Kontakt
Das Ehrenamtsbüro zu Flüchtlings-Themen öffnet in den DRK-Räumen (Kampstraße 4a) ab dem 4. April montags, mittwochs, donnerstags, freitags jeweils von 10 bis 12 Uhr und jeden Dienstag dann von 14 bis 16 Uhr. Erreichbar sind die Helfer unter 02330/916087 und per Mail (herdeckehilft@herdecke.de).Die Kleiderkammer des Roten Kreuzes Herdecke kann im selben Haus wie gewohnt öffnen.
Die Vermittlung von Wohnraum für Geflüchtete (Jakob: „Das klappt hier bisher weitgehend problemlos, auch wenn das Angebot sinkt“) läuft weiterhin über die Stadtverwaltung. Zu diesem Zweck bleibt auch das Bürgertelefon unter 02330-611 444 geschaltet.
Die Ehrenamtler
Die Ansprechpartner im neuen Büro in der Innenstadt heißen Lena Groß, Hermann Kinder (74), Rainer Seifart (56) und Rolf Schulte (74). Der 25-jährigen Jura-Studentin als federführende Organisatorin und den drei pensionierten Beamten aus Herdecke dankt die Bürgermeisterin mit einer Portion Stolz, da durch deren Engagement sowie das Abkommen mit dem Roten Kreuz nun etwas Neues entstehen kann, „das Geflüchtete und Helfende verbinden wird.“
Um Vertriebene auch mal individuell unterstützen zu können, helfen weiterhin Spenden für Flüchtlinge aus der Ukraine: Da sich über freiwillige Angebote nicht alles abdecken lässt, weist die Stadt auf ihr entsprechendes Konto (DE84 4505 0001 1000 3441 31, Sparkasse HagenHerdecke) hin. Dazu passt der Aufdruck an den Aufstellern vor dem neuen Büro: Herdecke hilft.