Herdecke. In Herdecke ist der Verein zur Förderung christlicher Sozialarbeit (VCS) durch den Ukraine-Krieg wichtiger denn je. Trotz Vertrags-Reduzierung.

Nie war der Verein zur Förderung christlicher Sozialarbeit so wichtig wie heute. Dummerweise hat die Stadt Herdecke die Beauftragung des VCS für die psycho-soziale Betreuung von Flüchtlingen zum Jahresbeginn nicht verlängert. Immerhin gab es ausgerechnet am Tag des Kriegsbeginns in der Ukraine einen Ratsbeschluss mit einem begrenzten Auftrag für den VCS. Der würde allerdings auch mehr machen – und macht das ohnehin schon.

Bei Barbara Degenhardt-Schumacher steht das Telefon nicht still, seit Putins Armee die Ukraine überfallen hat und Menschen in Deutschland helfen wollen. Sie ist Geschäftsführerin beim VCS und hat bis Ende des Jahres ungefähr mit einer halben Stelle Flüchtlingsarbeit im Auftrag der Stadt gemacht. Die Zahl der geleisteten Stunden sei aber über das Abrechenbare weit hinaus gegangen. Aktuell ist sie mit acht Stunden in der Woche im Einsatz für die Stadt. Bei ungebrochener Nachfrage.

Das Telefon steht nicht still

Am Telefon melden sich Menschen, die Hilfe brauchen etwa bei der Unterbringung von Flüchtlingen. Es melden sich aber auch Menschen, die Geld spenden möchten oder Decken und Kinderkleidung übrig haben. Erst der Krieg im Kosovo, dann die Bomben auf Syrien, jetzt der Angriff auf die Ukraine – und immer war und ist der VCS eine der ersten Anlaufstellen in Herdecke.

Das ist der VCS

Der Verein zur Förderung christlicher Sozialarbeit (VCS) wurde 1986 gegründet. Flüchtlingsarbeit war immer ein wichtiger Bestandteil der Vereinsarbeit. Der VCS bietet aber auch Beratung bei persönlichen und familiären Konflikten oder das Projekt „Lebensbank” auf dem Friedhof Kirchende an. Der VCS begleitet zudem hilfsbedürftige Menschen zu Ämtern und Behörden. Kontakt zum Verein gibt es per E-Mail an post@vcs-herdecke.de oder auch über die Telefonnummer 02330- 7600.

Barbara Degenhardt-Schumacher: „In Herdecke werden wir als der Flüchtlingshilfeverein wahrgenommen.” Ein Flüchtlingshilfeverein will der VCS auch sein. Hilfesuchende oder Nachfragende unter Hinweis auf ein gestutztes Stundenkontingent abzuwimmeln, kommt nicht in Frage. Schon einmal hatte die Stadt den Betreuungsvertrag nicht verlängert. In einer Übergangszeit sprang der Verein selbst als Auftraggeber ein. Zu wichtig war ihm diese Arbeit, auch wenn die Finanzierung schwer fiel.

Alles andere muss nun warten

Weil zu Beginn des Jahres aber nicht absehbar war, dass in Europa ein Krieg ausbrechen würde oder wann die Stadt vielleicht doch noch einmal mehr Betreuung beim VCS auslagern will, versuchte sich der Verein an einer Neujustierung. Im Januar gab es Diskussionen, wo denn künftig der Schwerpunkt liegen könne. An Ideen herrschte kein Mangel, so Dr. Gordon Heinemann, Vorsitzender des VCS: Das Trauercafé ließe sich aktivieren, mehr für alte Menschen tun. Angebote gegen die Einsamkeit würden Sinn machen. Und: Der VCS wollte sich auch der Jugend widmen. Aber das alles muss jetzt erst einmal warten. Noch hat der VCS keine Anfrage der Stadt, ob der Verein wieder mehr Betreuung übernehmen soll. Der VCS steht bereit, sagt Gordon Heinemann.

Das städtische Angebot, die vorhandenen Netzwerke, der VCS – Heinemann ist überzeugt: „Das schaffen wir nur alle zusammen.” Abgestimmte, professionelle Hilfe bei der Aufnahme der Menschen, die aus der Ukraine nach Herdecke kommen, ist wichtig, sagt Barbara Degenhardt-Schumacher: „Das kann sonst schnell kippen.”

Die alt eingesessenen Herdecker sind bei ihren Bemühungen um die Menschen auf der Flucht nicht allein. Was für Barbara Degenhardt-Schumacher besonders schön und aufbauend ist: „Frühere Flüchtlinge, etwa aus Syrien, tragen die Hilfe mittlerweile weiter.”