Herdecke/Wetter. Die Einzelhändler in Wetter und Herdecker bereiten sich auf 2G vor. Viele befürchten jedoch Einbußen wegen der neuen Regeln.

Der Flüssigkeitsspender für den Hygieneschutz der Hände steht gleich hinter der Ladentüre. Bald dürfte wieder ein Tischchen zur Einlasskontrolle hinzu kommen wie schon zu Lockdown-Zeiten mit begrenzter Kundenzahl. Das Kontrollieren ist nicht das Problem für Christina Weiss, Inhaberin des Modegeschäfts Chara Mia an der Herdecker Hauptstraße, sondern der Zeitpunkt: Eine Beschränkung der Kunden auf Geimpfte ausgerechnet im Vorweihnachtsgeschäft ist ganz schlecht, sagt sie. Ein Lockdown aber wäre noch viel schlimmer, fährt sie fort.

Seit gut zwei Wochen schwächele das Geschäft bereits. Das ist der Zeitraum, in dem strengere Vorgaben zur Eindämmung der Pandemie diskutiert werden. Für Christina Weiss und ihre Mitarbeiterin Antje Schaffrin heißt das: „Die Frequenz ist niedriger.“ Der Umsatz damit auch, und das zum Ende eines Jahres, das im Handel alles andere als leicht war. Die Furcht der Beiden: „Das wird auf jeden Fall dem Online-Handel Auftrieb geben.“

Die Apotheke am Knick der Hauptstraße muss sich keine Gedanken machen um zusätzliche Kontrollen und auch nicht Bäckerei und Fleischerei wenige Häuser weiter: Läden des täglichen Bedarfs sollen ausgenommen bleiben bei den verschärften Corona-Regeln.

Das gilt natürlich auch in Wetter für den Einzelhandel. Die beiden großen Non-Food-Discounter im Ruhrtalcenter bereiten sich schon auf die neuen Regeln vor, ebenso die kleinen Läden entlang der Kaiserstraße und dem Bismarckquartier in der Innenstadt. Seitens eines Unternehmenssprechers von Kik heißt es: „Menschen, die nicht vollständig geimpft oder genesen sind, dürfen wir leider nicht mehr in unseren Filialen einkaufen lassen. Sie können aber in unserem Onlineshop einkaufen.“

Mit Einlasskontrollen hat Inka Beermann Erfahrung. Vier Kunden gleichzeitig waren im Lockdown gestattet. Jetzt wird in der Buchhandlung Herdecke wieder jemand den Eingang im Blick halten müssen, wenn aus der Ankündigung der 2G-Regelung im Handel Vorschrift geworden ist.

Drachenfutter für Ungeimpfte: Eigentlich waren die Plätzchentüten für gute Kunden gedacht. Nun könnten sie auch Ungeimpfte besänftigen, die von Inka Beermann an der Tür der Buchhandlung Herdecke abgewiesen werden müssen.
Drachenfutter für Ungeimpfte: Eigentlich waren die Plätzchentüten für gute Kunden gedacht. Nun könnten sie auch Ungeimpfte besänftigen, die von Inka Beermann an der Tür der Buchhandlung Herdecke abgewiesen werden müssen. © Unbekannt | Klaus Görzel

Zwiegespalten sei sie angesichts der Vorgabe, sagt Inka Beermann: „15.000 Leute dürfen zusammen ins Stadion, und die Handvoll Kunden hier im Laden wird kontrolliert.“ Die Vorweihnachtszeit ist für den Umsatz im Buchhandel besonders wichtig. Und deshalb ist Inka Beermann letztlich froh, den Laden offen halten zu dürfen. Vielleicht werde es nötig, den ein oder anderen Kunden runterzukühlen, der als Ungeimpfter abgewiesen werden muss. Und dann? Vielleicht helfen ja die Kekse, die sie eigentlich für Lieblingskunden bereit liegen hat. Allgemein geht sie aber davon aus, „dass die Kunden weiter mitziehen, wie bei allem, was uns in den letzten anderthalb Jahren aufgebürdet worden ist.“

Beim TintenToner-Fachmarkt an der Kaiserstraße in Wetter müssen die Kunden erstmal draußen warten. „Wer hereinkommt, den müssen wir auf 2G überprüfen. Das Impf-Zertifikat können wir mit einer Covid-Check-App überprüfen, dazu muss auch ein Ausweis-Dokument vorgelegt werden“, erklärt Inhaber Joachim Raidt. „Wie wir Genesene überprüfen sollen, weiß ich noch nicht“, gibt er zu. Dazu habe es bisher noch keine „amtliche“ Einweisung gegeben.

Lieferdienst möglich

In der Bücherstube Draht hat sich Chef Hans-Günter Draht bereits vor einigen Tagen mit dem Thema beschäftigt und sieht sich bestens vorbereitet. „Wir weisen auf unserer Internetseite auf die neuen Regeln hin und werden noch einen Aushang dazu machen“, erklärt er. Zudem haben er und seine Mitarbeiter sich bereits die passende App zur Überprüfung der Daten aufs Handy gezogen. Wer nicht geimpft oder genesen ist, muss bei Draht trotzdem nicht auf einen Einkauf verzichten. „Entweder wickeln wir das draußen vor der Tür ab oder bieten auch einen Lieferservice nach Hause an“, so Draht. Der Lieferservice fährt an drei Tagen in der Woche aus, ab 15 Euro sogar versandkostenfrei. Und das Angebot gelte nicht nur für diejenigen, die 2G nicht erfüllen. „Auch Kunden, die derzeit nicht gerne vor die Tür gehen wollen, können den Service in Anspruch nehmen“, verspricht Draht.

Im Kolping-Store haben sich Beate Löhr und ihr Team ebenfalls schon auf die neuen Regeln eingerichtet. Dort bleibt die Tür zunächst verschlossen. „Die Kunden müssen klingeln, und dann überprüfen wir die Dokumente“, erklärt Löhr. Danach kann wieder nach Herzenslust im Store gestöbert werden.

Kleine Lebensmittelläden sind nicht betroffen

Neben der Tatsache, dass die 2G-Regel für den Einzelhandel gilt und davon Läden des täglichen Bedarfs ausgenommen sind, macht sich aber auch eine gewisse Verunsicherung bei den Kunden breit, berichtet Sabine Preuten von Pasta Passion. Sie betont: „Auch in den kleinen Lebensmittelläden wie Pasta Passion, Say Cheese und Vinos y mas darf weiterhin ohne 2G eingekauft werden.“ Sie selbst sei ein absoluter Impfbefürworter und derzeit total gefrustet, „dass auch alle Vernünftigen jetzt wieder Einschränkungen ertragen müssen, weil eine Minderheit immer noch Bedenken trägt. Gastronomie, Hotellerie und Einzelhandel erleiden Einbußen ohne Ende“, macht sie ihrem Ärger Luft.