Wetter. Was in Second-Hand-Läden in Wetter verkauft wird, haben Bürger zuvor gespendet. Das schont die Umwelt und den Geldbeutel der Kunden.

Warum neu kaufen, wenn ein gutes gebrauchtes Service für wenig Geld zu haben ist? Und warum wegwerfen, wenn an der Winterjacke eigentlich nichts dran ist, man sie aber nicht mehr tragen mag? Möglich machen diese Art der Weiter- bzw. Wiederverwertung die sogenannten Second-Hand-Läden. Sie tragen dazu bei, Ressourcen zu schonen und nachhaltiger zu leben. In Wetter gibt es zwei solcher Geschäfte: den Kolping-„Store“ an der Kaiserstraße und den Kleiderladen des Kinderschutzbundes in der Bismarckstraße.

Kundin stöbert gern

„Ich stöbere gerne. Und wenn ich etwas sehe, was ich gut finde, warum soll ich es dann neu kaufen?“ fragte Doreen Becker, während sie sich in der Kinderecke des Kolping-„Store“ umschaut. „Gut finde ich, dass man die Sachen wieder abgeben kann. Das kommt dem Gedanken der Nachhaltigkeit sehr nahe.“ Seit September 2015 gibt es das Second-Hand-Warenhaus an der Kaiserstraße 97. Auf 440 Quadratmetern finden Kunden gebrauchte Sofas, Tische, Schränke, Elektro- und Haushaltswaren sowie Kleidung, Schmuck, Spielzeug und Deko.

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Chefin Beate Löhr umschreibt das Angebot so: „Bei uns gibt es alles außer Unterwäsche – von der Bettwäsche über den Sparschäler bis zu den Winterboots. Wir haben Möbel von den Jahrgängen 1900 bis 2020, also Antikes ebenso wie Modernes.“ Ganz wichtig ist ihr dabei: „Alles, was hier an Gebrauchtem angeboten wird, ist sauber und heile. Wir sortieren viel aus, weil wir Wert auf gepflegte und ansprechende Ware legen.“

Alle Waren sind gespendet

Alles, was im „Store“ verkauft wird, stammt aus den Händen von Spendern, die dem Geschäft ihre „Schätze“ unentgeltlich überlassen. Damit unterstützen sie nicht nur den Gedanken der Nachhaltigkeit, sondern auch die Idee des Kolping-Geschäfts, das Menschen mit Handicap im Sinne einer beruflichen Teilhabe dauerhaft eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung bietet. Heute arbeiten im „Store“ insgesamt zehn Menschen mit und ohne Behinderung Hand in Hand. Neben dem Verkauf im Laden gehören auch handwerkliche Dienstleistungen, Umzüge, Gartenarbeiten und Haushaltsauflösungen zu ihren Aufgaben. „Zu den Haushaltsauflösungen fahre ich in der Regel mit und schaue nach, ob wir von den Sachen noch etwas fürs Geschäft gebrauchen können, bevor es weggeschmissen wird“, erklärt Beate Löhr. Apropos wegschmeißen: Im Eingang des „Store“ steht immer eine Kiste mit verschiedenen Dingen, die nicht mehr verkauft werden können. „Aber da sie zu schade zum wegwerfen sind, verschenken wir sie dort“, so die Chefin.

Haushaltsgeräte sind Renner

Gibt es Gebrauchtes, das immer gut geht? „Auf jeden Fall“, sagt Beate Löhr, „der Renner sind Haushaltsgeräte wie Mixer, Waffeleisen, Pürierstäbe. Aber auch Bettwäsche und Handtücher gehen immer.“ Aktuell könne sie aber nicht viel gebrauchte Kleidung auf die Ständer hängen. Der Grund: „Letztes Jahr haben wir so viel bekommen, weil die Menschen während des Lockdowns aufgeräumt und aussortiert haben. Wir hatten zwar das Geschäft geschlossen, haben aber dennoch Sachen angenommen. Und seitdem wir wieder geöffnet haben, ging tatsächlich alles weg.“

Kunden aus der ganzen Umgebung

Die Kunden kommen nicht nur aus Wetter, sondern auch aus Gevelsberg, Witten, Dortmund, Iserlohn. Manche kommen jeden Tag, andere zwei Mal die Woche, sagt Beate Löhr: „An den Sachen ist ja in der Regel nichts dran. Da kauft man doch lieber mal eine Winterjacke für 15 Euro als eine neue für 200.“ Das sieht Kundin Marga Grüneke aus Herdecke genauso: „Ich habe heute hier viel abgegeben, und bei der Gelegenheit stöbere ich auch gerne durch. Ich möchte den Gedanken dahinter unterstützen, indem ich sowohl etwas abgebe als auch indem ich selbst hier kaufe. Das ist mir wichtig.“

Im Kleiderladen der Kinderschützer

Anfangs war der Kleiderladen des Kinderschutzbundes eher eine Anlaufstelle für Bedürftige. Das war nach der Eröffnung Mitte der 1980er und in den Jahren danach. Doch seit geraumer Zeit schon hat sich ein Wandel vollzogen, und inzwischen kommen viele Leute, die sich ganz bewusst entschieden haben, gebrauchte Kleidung zu kaufen, weil es besser für die Umwelt ist. „Dieses Bewusstsein ist besonders bei jungen Frauen mit Kindern groß“, sagt Birgit Geis, Vorsitzende des Kinderschutzbundes Wetter.

Alles wird verwertet

Gebrauchte Kleidung von Babygröße 50 bis zur Erwachsenengröße 3XL, Schuhe, Bettwäsche, Handtücher, Kinderwagen und Zubehör, Laufställe und Reisebetten, Spielsachen, Bücher und vieles mehr finden Kunden im Kleiderladen in der Bismarckstraße 29.

Kümmern sich um den Kleiderladen: Fadi Moussan, Zivojka Dukic und Kinderschutzbund-Vorsitzende Birgit Geis (von links).
Kümmern sich um den Kleiderladen: Fadi Moussan, Zivojka Dukic und Kinderschutzbund-Vorsitzende Birgit Geis (von links). © Elisabeth Semme

„Wir nehmen alles an und sortieren es. Was wir nicht gebrauchen können, geben wir meistens ans Rote Kreuz weiter. Im Kleiderladen geben wir die gebrauchten Sachen gegen eine Spende ab. T-Shirts gibt es für einen Euro, eine Jacke für 3,50 Euro, Schuhe für einen Euro. Schuhe, die wir nicht gebrauchen können, geben wir zur Weiterverwertung an Shuuz, die sie in Containern an faire Händler nach Afrika bringen. Also es wird alles bis zum Schluss verwertet“, erklärt Birgit Geis das Prinzip des Spenden-Kreislaufs.

Ramschelwochen

Weil im Winter zumeist nur Wintersachen nachgefragt und abgegeben werden, füllt sich das Lager des Kleiderladens in der kalten Jahreszeit mit Sommersachen. „Rund 70 Kartons lagern dann dort, die wir erst im Frühjahr herunterholen, sortieren und in die Regale räumen. Zehn Ehrenamtliche sind damit sieben bis acht Stunden beschäftigt“, so Birgit Geis. Was im Frühjahr vom Winter noch übriggeblieben ist, wird verramschelt. Zwei Mal im Jahr, im März und September, findet die sogenannte Ramschelwoche im Kleiderladen statt; dann wird alles für 50 Cent abgegeben. Was danach noch übriggeblieben ist, wird zur Diakonie in Essen gebracht.

Weitere Anlaufstellen in Wetter

Bis Mai 2019 veranstaltete die Lichtburg regelmäßig einen Trödelmarkt im Stadtsaal, bei dem Privatpersonen ihre gebrauchten Waren feilbieten konnten.

Wegen der Corona-Pandemie fand im vergangenen Jahr kein Trödelmarkt statt. Auch in diesem Jahr wird es keinen Flohmarkt im Stadtsaal geben; das Team will aber im kommenden Jahr diese Veranstaltung wieder ins Programm aufnehmen.

Eine Kleider- und Spielzeugbörse findet zu normalen Zeiten regelmäßig in der Ev.-freikirchlichen Gemeinde Grundschöttel statt. Dort können Bürger vornehmlich Kinderbekleidung für nur wenig Geld verkaufen und kaufen.