Ennepe-Ruhr. Gestalten sei in klammen Kommunen kaum noch möglich. Das führe zu Politikverdrossenheit, so Axel Echeverria. Das ist seine Lösung.
Die Sicht ist nicht ganz klar an diesem Augustmorgen. Dennoch kann der Blick vom Harkortberg aus weit übers Ruhrtal schweifen. Die Harkortstadt und Herdecke gehören zum Bundestagswahlkreis 139, in dem der SPD-Politiker Axel Echeverria am 22. September ein Direktmandat für den Bundestag holen möchte. Der Ort ist passend, um auch den Gedanken freien Lauf zu lassen.
Elternhaus und Studium
Die führen kurz zurück zu den politischen Wurzeln des Witteners: Dass der 41-Jährige den Weg zu den Sozialdemokraten einschlug – er ist seit 2009 Mitglied der SPD – sei einerseits seiner Sozialisation geschuldet: „Ich komme aus dem Ruhrgebiet und habe schon im Elternhaus und meinem Umfeld eine Nähe zur Sozialdemokratie erlebt.“ Andererseits habe sein Geschichtsstudium abschließend diesen Weg verfestigt, sagt Axel Echeverria und zählt historische Meilensteine auf: „Widerstand gegen die Nazi-Diktatur, Willi Brandt, die Aussöhnung. Außerdem ist mein Vater Spanier, der in den 60er Jahren vor dem Franco-Regime geflohen ist.“ Jetzt will der Sozialdemokrat in den Bundestag nach Berlin, wo er bereits von 2013 bis 2019 als wissenschaftlicher Mitarbeiter arbeitete, heißt: „Ich weiß, worauf ich mich einlasse.“ Wenn alles so kommt, wie Axel Echeverria es sich wünscht und erhofft, dann wird er sich dort schwerpunktmäßig um die Themen Arbeit und Soziales kümmern. „Aber das hängt von vielen anderen Faktoren ab“, weiß er. Fest steht aber schon jetzt, dass der Ennepe-Ruhr-Kreis sein Lebensmittelpunkt bleiben wird: „Zehn Tage Berlin, zwei Drittel des Monats im Wahlbezirk.“ Da werde die Lebenswirklichkeit der Bürger hier vor Ort nicht aus seinem Blick geraten.
Mehr Ansehen fürs Handwerk
Den richtet Axel Echerverria auf das „drängende Thema Arbeit. Wir müssen es hinkriegen, die ökologische und ökonomische Frage gemeinsam zu beantworten. Wenn wir in fünf Jahren klimaneutral sein wollen, dann machen wir die komplette Wirtschaft kaputt.“ Es gelte, für beide Ziele zu arbeiten und klimaneutral zu produzieren. Nächster Fokus: Teilhabe. „Viele Menschen haben kaum noch Möglichkeiten zur gesellschaftlichen Teilhabe. Da müssen wir ran. In erster Linie geht es um Qualifizierung; dafür müssen wir sorgen. Wer keine gesundheitlichen Einschränkungen hat, dem müssen wir eine Qualifizierung anbieten, um Fuß fassen zu können auf dem Arbeitsmarkt.“ Apropos Arbeitsmarkt: „Da steuern wir auf einen Mangel an Facharbeiterinnen und Facharbeitern zu, müssen passgenaue Qualifikationen anbieten“, so der SPD-Politiker. Erforderlich sein ein Schulterschluss von Kammern, Politik und Gewerkschaft, um Werbung in den Schulen zu machen. Und „Handwerk muss das Ansehen bekommen, das es verdient.“ Um das zu erreichen, seien zwei Punkte wichtig: „Die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung und ähnliche gute Chancen im Anschluss. Und es muss jungen Leuten aufgezeigt werden, welche Chancen sich ihnen bieten.“ Nachbesserungsbedarf sieht Echeverria etwa auch darin, dass der Besuch einer Meisterschule oft noch selbst finanziert werden müsse.
Kein Gestaltungsspielraum
Der Blick wird enger – und richtet sich auf den Ennepe-Ruhr-Kreis. Auf Gewerbegebiete etwa, die ganz besonders in Wetter und Herdecke fehlen. Wobei es ihm schon wichtig sei, „nicht jeden Millimeter zu versiegeln“. Ein viel größeres Problem schiebt sich schnell dazwischen: die Finanzen. „Ob ein Land funktioniert erkennen die Leute vor ihrer Haustür.“ Etwa an der Ausstattung der Kita, der Schule oder einem funktionierenden ÖPNV. „Aber Gestalten geht nicht mehr. Die Städte können oftmals kaum notwendige Eigenanteile finanzieren. Und das führt zu Politikverdrossenheit. Die Leute sind desillusioniert“, sagt der 41-Jährige. Ein Altschuldenfonds wäre eine Lösung, meint er: „Das ist ein gutes Konzept von Olaf Scholz. Wir müssen eine Möglichkeit finden, die Städte bedarfsgerecht auszustatten. Das führt zu mehr Teilhabe. Die Menschen müssen vor Ort sehen, für was sie Steuern zahlen und dass unser Land funktioniert. Der Bund muss für vergleichbare Lebensverhältnisse sorgen, die ja etwa in Bayern ganz anders aussehen.“ Dabei sei über den Länder-Finanzausgleich jahrzehntelang Geld aus NRW nach Bayern geflossen. Und angesichts von Jahren mit „Steuerrekorden und schwarzen Nullen“, von denen aber vor Ort nichts angekommen sei, wie es hätte ankommen müssen, gebe es viele Möglichkeiten, etwas zu tun.
Europäisch und global denken
Der Radius wird wieder größer, wenn Axel Echeverria etwa ans Klima und klimaneutrales Produzieren denkt. „Wir brauchen europäische Lösungen“, sagt er mir Verweis auf Südspanien, wo „unter hässlichen Plastikfolien Tomaten angebaut werden“. Warum nicht dort großflächige Photovoltaikanlagen errichten, die Energie in Wasserstoff umwandeln und in ganz Europa verteilen? „Das würde dort vernünftige Jobs schaffen, den Reichtum in Europa ausgleichen, und wir hätten auch was davon.“ Dass er um europäische Lösungen ringe, habe auch etwas mit seiner Herkunft zu tun: „Die europäische Union wurde bei meinen Eltern am Küchentisch gelebt.“ Europäische Lösungen ließen sich aber nur mit einer Bundesregierung anstreben, die Ja zu Europa sage. In Sachen Klima, davon ist der SPD-Politiker überzeugt, werde es auf die nächsten zehn Jahre ankommen, um die weitere Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen: „Das müssen wir hinkriegen, und zwar schnell.“ Fridays for Future habe es geschafft, eine globale Bewegung aus diesem Ziel zu machen: „Das ist super; denn das muss eine globale Verantwortung sein. Ob Klimakiller in Afrika oder China produziert werden, interessiert den Planeten nicht.“
Klimaneutral produzieren
Mit Blick auf das Hochwasser, das auch in Wetter und Herdecke großen Schaden anrichtete, meint Echeverria: „Es bringt nichts, höhere Deiche zu bauen.“ Es gelte, klimaneutrale Produkte herzustellen, mit denen das Land weiterhin führend auf dem Weltmarkt bleibe. „Das sichert Arbeitsplätze. Ja, das kostet Geld, aber wenn man mal sieht, wie viel Geld jetzt in die Schadensbehebung fließt, ist das teurer als die klimaneutrale Wende. Sie bringt mittelfristig mehr Geld, als uns die Umstellung jetzt kostet.“
Direkter Draht zum Bürger
Axel Echeverria aus Witten strebt für die SPD ein Bundestagsmandat der Städte Hattingen, Herdecke, Sprockhövel, Wetter und Witten an.Der 41-jährige Familienvater lebt in Witten, ist studierter Historiker und arbeitet bei der Agentur für Arbeit.Derzeit ist er Vorsitzender der Wittener SPD und Mitglied im Vorstand der SPD EN. Von 2009 bis 2020 war er sachkundiger Bürger der SPD-Ratsfraktion Witten im Ausschuss für Jugendhilfe und Schule und von 2019 bis 2020 Mitglied des Kreistags EN. Der direkte Draht: Das Parteibüro von Axel Echerverria ist übers Festnetz unter Tel. 02302/9494026 zu erreichen. Er selbst ist für Bürger auch übers Handy 0157/3845 4011 zu erreichen, um drängende Fragen persönlich zu beantworten („Ich rufe immer zurück.“). Fragen stellen und Termine machen kann man zudem über Facebook und WhatsApp.