Ende. Mit einem Megafon und Bannern bewaffnet zogen Anwohner, unterstützt von der Politik, zur Sparkasse, um ihrem Unmut Luft zu machen.

Gut 40 Bürger haben sich am Samstagvormittag auf dem Vorplatz der Sparkasse Ende versammelt. In Corona-konformen Abständen protestieren sie gegen die Pläne des Finanzinstituts die Zweigstelle in eine Automatenfiliale umzuwandeln, in der Beratungen nur nach Absprache stattfinden.

Ist Ende am Ende?“, „Ist das noch sozial?“ und „Sparkasse Ende muss bleiben“ ist auf den Bannern zu lesen, die die Bürger mit zur Sparkasse gebracht haben. Neben Politikern kommen am Megafon auch Anwohner zu Wort, wie Dagmar Siedhoff. „Ich habe selbst eine Überweisung am Automaten eingeben wollen, als mich plötzlich Senioren gefragt haben, wo sie denn ihre Überweisung einwerfen könnten. Ich bin mit ihnen um das Gebäude herum gegangen, doch den Briefkasten gab es nicht mehr. Also habe ich ihnen angeboten, dass wir gemeinsam die Überweisung am Automaten machen. Das hat gut 20 Minuten gedauert. Die Schlange hinter uns wurde immer länger“, schildert Siedhoff die Situation, die in den vergangenen Tagen immer mal wieder an der Sparkasse zu beobachten war. „Man hat nicht an die Leute gedacht, die nicht mit dem Automaten umgehen können und die auch nicht mal eben nach Herdecke fahren können“, bemängelt sie. Mit der Meinung ist sie nicht allein, wie sich anhand des zustimmenden Beifalls zeigte.

Der Lüge bezichtigt

Ingolf Tebert und Dieter Kempka (Die Linke) heizten die Stimmung unter den Protestanten weiter auf. Kempka bezichtigte die Sparkasse als Lügner. Man habe gesagt, dass die Schließung nur vorübergehend und als Corona-Schutzmaßnahme gedacht sei. Dass das nicht stimme, könnten die Bürger nun selbst sehen, wetterte er. „Kirchende ohne Sparkasse kann ganz schnell eine Sparkasse ohne Kunden werden“, so seine Prophezeiung.

Anwohner Wolfgang Schmiedel ergriff ebenfalls das Wort. „Ich habe vorher oft für meine Nachbarn Überweisungen mitgenommen und wenn ich zum Einkaufen in den Rewe gegangen bin, dann habe ich sie in den Briefkasten geworfen“, berichtet er. Das ginge nun nicht mehr. Am Automaten gebe es lange Wartezeiten. Er fordert, dass die Sparkasse doch von den 600.000 Euro, die sie für die Vereine spendet, 2000 Euro abzweigen soll für einen Mitarbeiter, der den Briefkasten leert, damit zumindest die Überweisungen wieder eingeworfen werden können.

Sparkassen-Vorstand Frank Mohrherr, der bis dahin mit einigen Mitarbeitern der Sparkasse Ende im Hintergrund geblieben war, um Fragen der Bürger zu beantworten, denn eigentlich hatte die Sparkasse selbst zu einer Infoveranstaltung eingeladen, trat ebenfalls an Megafon. Er verwies darauf, dass die Sparkasse Herdecke „ohne die Fusion mit Hagen nicht überlebensfähig“ wäre. Die Zeiten hätten sich geändert und somit müssen die Sparkasse schmerzhafte Einschnitte machen. „Auch in Hagen werden 14 Geschäftsstellen geschlossen“, informierte er die Anwohner. Und die Zweigstelle in Ende werde auch nicht komplett geschlossen. „Wir bieten eine Bedarfsberatung an und telefonisch können sich Kunden zwischen 8 und 19 Uhr an uns wenden – auch für Überweisungen“, erläuterte er. „Ich freue mich ehrlich, dass so viele Menschen hier sind. Meine Kollegen und ich stehen hier zum Gespräch bereit“, so Mohrherr. „Ich bin Herdecker, ich kaufe bei Symalla ein und hole auch dort mein Geld, weil es bei der Arbeit oft vergesse“, gibt er preis. Deshalb sei es ihm wichtig, mit den Menschen zu sprechen und ihnen die Situation und die Möglichkeiten zu erläutern.

Während seine Worte bei den Protestanten auf wenig Gehör stießen, kamen nach seiner kurzen Ansprache einige Senioren zu ihm. Mohrherr erklärte einer Dame am Rollator ausführlich, wie sie künftig ganz bequem von zu Hause via Telefon eine Überweisung tätigen kann. Dankbar und zufrieden mit den Informationen nickte die Senioren und machte sich anschließend auf den Heimweg, während Kempka am Megafon weiter sprach: „Wir sagen ganz klar, dass uns ein Briefkasten nicht reicht, sondern dass wir einen normalen Sparkassenbetrieb mit Menschen aus Fleisch und Blut wollen.“

Automat im Krankenhaus

Am Rande der Proteste um die Zweigstelle in Ende, lag einer Anwohnerin noch ein weiteres Thema am Herzen. „Ich finde die Abschaffung des Geldautomaten im Krankenhaus ganz schlimm. Da gibt es Menschen, die nicht in der Lage sind, sich irgendwo anders Geld zu besorgen. Die haben oft auch keine Angehörigen“, weiß Annemarie Schüren.