Herdecke. Straßensperre im Zillertal: Anwohner beklagen, dass Raser oft die Wetterstraße bis zur Barriere am Ortsausgang Herdecke als Rennstrecke nutzen.
Schwarze Reifenspuren auf dem Asphalt belegen, was Marc Klute als Betreiber des Minigolfplatzes und immer mehr Anwohner von der Wetterstraße kritisieren: Wagemutige Auto- und Motorradfahrer sowie Raser nutzen die Sperrung der L675, um bis zur Barriere Gas zu geben oder davor halsbrecherische Manöver auszuprobieren.
Seit Februar 2020 sind bekanntlich die Landesstraße und der Ruhrtalradweg am Harkortsee wegen Hangsicherungsarbeiten gesperrt. Nach dem Ärger wegen Baustellen-Störungen (nach Angaben der Stadt Wetter und Herdecke gab es aber in letzter Zeit aber weder Auffälligkeiten noch Verstöße), kommt neuer Verdruss wegen vermeintlicher Verkehrsrowdys auf. Einige Anwohner – Namen der Redaktion bekannt – haben daher Polizei und Ordnungsamt informiert. Und zugleich kritisiert, weil die Behörden ihrer Ansicht nach zu wenig tun.
Wohnen wie in einen Krisengebiet
„Wohnen wie in einen Krisengebiet“ nennt ein Anlieger der Wetterstraße das, was sich in den vergangenen Wochen dort abspiele. Der Herdecker berichtet etwa von illegalen Motorradrennen. Schon am Eisenbahntunnel nahe Harkortstraße beobachten Anwohner, dass Verkehrsteilnehmer mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit unterwegs seien und auch auf der Gegenfahrrichtung keinerlei Rücksicht auf Personen nehmen. Das Queren von Zebrastreifen sei mitunter lebensgefährlich. Weitere Folgen: unerträglicher Lärm und Abgasgeruch. Forderung: Geschwindigkeits- und Verkehrskontrollen. Sonst seien schlimme Unfälle wegen dieser „unverantwortlich handelnden Personen“ nur eine Frage der Zeit.
Ähnlich denken demnach viele in der Nachbarschaft. Wegen des fehlenden Durchgangsverkehrs müsste es eigentlich ruhig zugehen, doch stattdessen „rasen welche hier mit 100 km/h durch die Wetterstraße“.
Zwei weitere Anwohner bestätigen das und hofften bisher meist vergeblich auf ein Einschreiten der Polizei. Wobei der Abschnitt zwischen Viadukt und Barrieren im Zillertal nicht die einzige Problemzone sei. Auch am Parkhaus neben Aldi und Ringerzentrum hören Anlieger demnach häufig quietschende Reifen, ehe die Raser ihre halsbrecherische Fahrt durch Herdecke fortsetzen. Das passiere immer häufiger, vor allem bei gutem Wetter. „Das Alarmieren eines Streifenwagens bringt wenig. Bis der hier ist, sind die meist jungen Wahnsinnigen längst wieder über alle Berge.“
Auf Anfrage teilt die Polizei mit, dass es in der vergangenen Zeit laut Hinweisen von Anwohnern an der Baustelle im Zillertal vermehrt zu Personenansammlungen gekommen sein soll. Und zu Ruhestörungen, insbesondere durch unnötiges Hin- und Herfahren auch mit Zweirädern. Auf dem Gelände der Minigolfanlage registrierte die Behörde 2021 Sachbeschädigungen und Kleindelikte, vier Mal wurde Anzeige erstattet. „Ob diese Delikte mit den Personenansammlungen zusammenhängen, ist unklar“, so eine Sprecherin. Die Polizei habe „einen Blick auf die Örtlichkeit. Eine regelmäßige Bestreifung findet hier im Rahmen der Kapazitäten statt.“
Facebook-Diskussion
Auf einer Facebook-Seite hat ein Nutzer kürzlich einen Beitrag gepostet: „Ich wusste gar nicht, dass Herdecke seit neuestem eine Rennstrecke ist!“Kommentatoren listen dazu diese Orte auf: Ender Talstraße, Umgehungsstraße, Wittener und Dortmunder Landstraße, Wittbräucke, Schraberg, Berliner, Wetter- und Mühlenstraße.
Auf Anfrage bestätigt auch die Stadt Herdecke, dass dem Ordnungsamt dieser besondere Bereich bekannt sei, unter anderem durch den Beschwerdeführer (gemeint ist Minigolf-Besitzer Marc Klute) selbst. Fernab davon gebe es wegen „der Zweckentfremdung dieses Straßenabschnitts durch Raser“ einen engen Austausch mit der lokalen Polizei, auch das Ordnungsamt werde diesbezüglich schwerpunktmäßig tätig. Die Baustelle im Zillertal sei ausreichend gesichert und „wird auch in kurzen Zeitintervallen vom Außendienst selbst immer wieder bestreift“, teilt eine Stadt-Sprecherin mit.