Wetter/Herdecke. Zwischenstand Hangsicherung: Eigentlich sollte die Landesstraße 675 zwischen Wetter und Herdecke ab Januar befahrbar sein. Pustekuchen.

Wenn Sätze mit dem Wort "eigentlich" beginnen, heißt das meist nichts Gutes. Am 24. Februar 2020 hat der Landesbetrieb Straßen NRW die L675 zwischen Wetter und Herdecke gesperrt. Die Stichwörter dazu sind bekannt: Steinschlag, Lebensgefahr, Hangsicherung nötig. Im Sommer verkündeten Verantwortliche nach Rücksprache mit den Ahlenberg Ingenieuren einen Zeitplan, wann sie die Landesstraße und den Uferweg am Harkortsee wieder freigeben wollen. Die beauftragte Firma sollte die Arbeiten vertragsgemäß zum Jahresende abschließen. Eigentlich sollte dann ab 1. Januar 2021 der Verkehr zwischen den beiden Ruhrstädten wieder rollen. Eigentlich.

Wie mehrfach berichtet, ließ sich der Termin nicht halten. Auch dazu reichen kurze Schlagwörter: Störungen an der Baustelle und Behinderungen der Arbeiter, Skelett-Fund sowie technische Schwierigkeiten bei der Hangsicherung. Angesichts des Stichtags lohnt ein Blick auf den aktuellen Stand und eine Vorschau. Die beinhaltet eine schlechte Nachricht: Einen Termin, wann die wichtige Verbindungsstraße und das Teilstück des Ruhrtalradwegs wieder zur Verfügung stehen, nennt der Landesbetrieb nicht.

Derzeit ruhen Arbeiten

Auf Anfrage sagt Andreas Berg als zuständiger Sprecher von Straßen NRW, dass er für ein konkretes Datum zur Verkehrsfreigabe eine Glaskugel oder Hellseher benötige. Zum Status quo: "Derzeit machen die Mitarbeiter der beauftragten Firma Weihnachtspause. Wenn die Witterung es zulässt, geht es nächste Woche und somit Anfang Januar weiter."

Zur Erklärung: Um in den Klippen weitere Vorrichtungen für Netze oder Zäune anbringen zu können, darf es nicht zu kalt sein. "Um betonieren zu können, braucht es Temperaturen von mehr als fünf Grad", erläutert Andreas Berg. Das Prinzip der Arbeiten für die Sicherungsanker klingt logisch: erst bohren, dann mit Mörtel verpressen.

Zwischenstand

Ungefähr die Hälfte der errechneten Netze und Zäune konnten die Kletterer unterhalb des Harkortbergs in den letzten Monaten installieren. "Die Arbeiter kamen in den ersten Wochen gut voran, vieles war im Zeitplan. In den neun Baufeldern ist nun einiges fertig, es bleibt aber viel zu tun", sagt der zuständige Sprecher des Landesbetriebs.

Um sich auf die Hauptaufgabe Hangsicherung konzentrieren zu können und um unbefugte Besucher abzuschrecken, lässt Straßen NRW die Baustelle per Video überwachen. Wenn jemand verbotenerweise das abgesperrte Teilstück der L675 betritt und sich wegen des Steinschlags in Gefahr begibt, aktiviert das einen Bewegungsmelder. Es folgt dann eine Durchsage sowie eine Alarmierung der Polizei. All das sind Folgen der Störungen, wobei die Arbeiter der beauftragten Firma laut Berg sogar mal mit Steinen beschmissen wurden (dazu laufen derzeit ebenso weiterhin die Ermittlungen wie die Untersuchungen der menschlichen Knochenfunde).

Blick ins Frühjahr

All das habe zu entsprechenden Verzögerungen geführt. Unerwartet kamen noch problematische Hohlräume in den Klippen dazu. In hunderte dieser Löcher fließe mitunter viel Beton, sofern die Temperaturen das auch im Winter zulassen. Somit komme es laut Straßen NRW weiterhin auf gutes Wetter und Geduld an. Andreas Berg hofft, dass die Arbeiten im Laufe des Frühjahrs enden können. Andere rechnen mit einer Verkehrsfreigabe im Frühsommer 2021.

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