Wetter/Herdecke. Wie auch am Halt Wittbräucke gibt es im VRR-Stationsbericht Kritik an der Barrierefreiheit des Bahnhofs Herdecke. Am Bahnhof Wetter sei die okay.

Der Stationsbericht des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR) enthält Jahr für Jahr Anhaltspunkte, wie es um hiesige Bahnhöfe bestellt ist. So auch bei der 14. Auflage, die Auswertungen aus 2020 beinhaltet. Und zwar über ein neues Bewertungssystem, das sich stärker als bisher am Bedarf der Kunden orientiere. Die Untersuchungen an 294 Stationen im VRR-Gebiet erfolgten demnach in drei Kategorien: Aufenthaltsqualität inklusive Sauberkeit, Ausstattung (funktionierende Informationssysteme) und Barrierefreiheit. Die Profitester, wie der Verkehrsverbund seine Prüfer nennt, konnten jeweils vier Noten vergeben: von hervorragend/ausgezeichnet über zwei mittelprächtige Einstufungen bis hin zu unzureichend/sehr hoher Handlungsbedarf. Bei rund 60 Prozent aller Haltepunkte fielen die Bewertungen eher negativ aus, oft lautete das Urteil „entwicklungsbedürftig“ bzw. „nicht tolerierbar“. Und bei den heimischen Bahnhöfen?

Herdecke

Jahrelang erhielt der Bahnhof an der Walter-Freitag-Straße eine gute Gesamtbewertung. Bezüglich Sauberkeit und Funktionalität hatte der VRR hier auch 2019 nichts auszusetzen, Hinweise gab es damals nur wegen Graffiti am Bahnsteig. Im aktuellen Stationsbericht stufen die Tester die Anlage aber insgesamt als entwicklungsbedürftig ein – die zweitschlechteste Note. Konkret: zufriedenstellende Aufenthaltsqualität, hervorragende Fahrgastinformation, aber sehr hoher Handlungsbedarf in Sachen Barrierefreiheit. Da sich an der Situation im Vergleich zu den Vorjahren nichts geändert hat, verwundert diese neue Einschätzung.

Seit Jahren ist bekannt, dass der Herdecker Bahnhof Teil der dritten Modernisierungsoffensive (MOF 3) sei. Die beinhaltet: An insgesamt 52 Stationen in Nordrhein-Westfalen und 21 Haltepunkten im VRR-Gebiet sollen von 2016 bis 2023 Investitionen von 101,2 Millionen Euro für Erneuerungen erfolgen. Kürzlich teilte die Deutsche Bahn mit, dass 2021 bundesweit 140 Anlagen von Geldzuwendungen profitieren. Herdecke sei nicht darunter, sagte ein Sprecher auf Anfrage.

Kritik am Halt in Vorhalle

Vor allem Herdecker nutzen auch den Bahnhof Vorhalle kurz hinter der Hagener Stadtgrenze, erreichen sie diesen doch auch direkt mit dem Bus.

Nach vielen schlechten Bewertungen in den Vorjahren sei die Barrierefreiheit in Vorhalle 2020 das größte Manko gewesen. Die zweitschlechteste Note (verbesserungswürdig) gab es für die Aufenthaltsqualität. Die VRR-Gesamtbewertung: „entwicklungsbedürftig“.

Also beim VRR nachhören. Herdecke gehöre weiter zum MOF3-Programm, erklärt Dino Niemann. Der stellvertretende Pressesprecher erläutert, dass am hiesigen Bahnhof die Barrierefreiheit verbessert werden soll. Konkret gehe es etwa um eine Erhöhung des Bahnsteigs auf 76 Zentimeter oder um ein taktiles Leitsystem am Boden zur Orientierung für sehbeeinträchtigte Fahrgäste. Mehr Schutz soll eines Tages auch das Wartehäuschen am Bahnsteig bieten. Niemann: „Die Maßnahme befindet sich derzeit in Planung. Die bauliche Umsetzung ist für Mitte der 2020-er Jahre geplant.“

Die schlechtere Einstufung des Haltepunkts in Herdecke im Vergleich zu den Vorjahren sei in erster Linie auf die fehlende Barrierefreiheit zurückzuführen. Diese wurde in den bisherigen Auswertungen ja nicht berücksichtigt. „Herdecke wurde in diesem Zusammenhang im aktuellen Stationsbericht abgewertet, weil die Bahnsteighöhe sehr niedrig ist und somit ein stufenfreier Einstieg in die Fahrzeuge auch trotz fahrzeuggebundener Rampen nicht sichergestellt werden kann“, so der VRR-Sprecher. Der Bahnhof sei aufgrund der guten Ergebnisse bei der Aufenthaltsqualität und Fahrgastinformation aber nah am grünen Stern (Note ordentlich) in der Gesamtbewertung, so Niemann.

Wittbräucke

2019 erhielt der Haltepunkt direkt neben der B54 von den VRR-Testern die rote Karte, an diesem Bahnsteig seien Modernisierungen bei allerdings ungeklärten Finanzierungsfragen erforderlich. Im aktuellen Bericht schneidet die Station fast genauso ab wie der Herdecker Bahnhof. Mit „verbesserungswürdig“ fällt die Aufenthaltsqualität zwar eine Note schlechter aus, dagegen gebe es nichts zu meckern an der Fahrgastinformation. Sehr hoher Handlungsbedarf bestehe an der Wittbräucke auch bezüglich Barrierefreiheit. Weitere Angaben, wie es weiter gehen könnte, macht der Verkehrsverbund nicht. „Im Vergleich zum Vorjahr hat sich nichts geändert“, so Niemann. Somit dürften hiesige Verantwortliche und Politiker weiter selbst gefordert sein, den bereits eingeschlagenen Weg mit Bemühungen um Verbesserungen fortzusetzen.

Wetter

Jahrelang kam der Bahnhof der Harkortstadt im VRR-Stationsbericht schlecht weg (Kritik wegen Sauberkeit, Funktionalität und Graffiti), ehe ein leichter Aufwärtstrend einsetzte. Seit 2020 wiederum scheint die Welt in Ordnung zu sein: Die Profitester gaben in der Kategorie Fahrgastinformation die Höchstnote. Geringfügiger Handlungsbedarf bei der Barrierefreiheit und eine zufriedenstellende Aufenthaltsqualität führten zur Gesamtbewertung ordentlich. Zudem notierten die Überprüfer am 13. November sieben defekte Beleuchtungskörper im Zugangsbereich. Weitere Erläuterungen dazu fehlen in der Darstellung, die zum aktuellen Projektstand noch den kurzen Hinweis „im Bau“ enthält. All das ist natürlich im Kontext der erfolgten Umgestaltung zu sehen. Damit der Rhein-Ruhr-Express seit Dezember 2020 auch in Wetter auf einem sogenannten RRX-Außenast halten kann, gab es (wie berichtet) Veränderungen an der Bahnsteiglänge und -höhe. Auch Barrierefreiheit und Modernisierungen haben dabei eine Rolle gespielt, schreibt der VRR.

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