Volmarstein/Breckerfeld. Verzögerung beim Rohrverlegen: Um das Wasserwerk Volmarstein stilllegen zu können, braucht die AVU eine Anbindung zum Netz des Versorgers Mark-E.

Nach dem verlockenden Blick in die Zukunft die harte Landung in der Gegenwart: Kürzlich konnten Wetteraner – wie berichtet – Ideen äußern, wie eine Nachnutzung des Wasserwerks Volmarstein aussehen könnte. Das kann und will die AVU als Eigentümerin stilllegen, sobald der Anschluss an das Trinkwassersystem des Hagener Versorgers Mark-E erfolgt und die derzeit entstehenden Ersatzleitungen funktionieren. In Werdringen beispielsweise lässt sich das Verlegen neuer Rohre gut verfolgen, die sollen schlussendlich bis zum Werk Hengstey führen.

Zuletzt hatte das Unternehmen aus Gevelsberg diesbezüglich den Mai 2021 als Fertigstellungstermin genannt. „Wir hinken aber dem Zeitplan hinterher“, teilt nun AVU-Sprecher Jörg Prostka auf Anfrage mit und nennt den Grund für die Verzögerung bei der Netzkopplung: „Kampfmittel im Boden auf Hagener Gebiet.“ Weitere Prognosen zur Abwickelung des komplexen Großprojekts will der regionale Versorger derzeit nicht verkünden.

Genehmigung für Pumpwerk

Unterdessen habe die AVU eine Baugenehmigung von der Stadt Wetter vorliegen, um ein neues Pumpwerk an der Umspannanlage Volmarstein in der Straße In der Aue zu errichten. Der Versorger braucht dieses künftig zur Weiterleitung nach der Stilllegung des Wasserwerks. „Wir wollen den Auftrag noch in diesem Jahr an eine Firma vergeben, die soll möglichst zeitnah loslegen“, so Prostka. Diese Vorrichtung direkt neben den Bahngleisen kostet laut früheren Angaben rund eine Million Euro.

Zudem berichtet der Sprecher, dass die AVU-Reserveanlage in Volmarstein seit diesem Dienstag wieder Trinkwasser für Haushalte in Wetter und Umgebung aufbereitet. Und zwar, um das Reservoir in der Hauptquelle zu schonen.

Das ist bekanntlich die Ennepetalsperre. Um das dortige Wasservorkommen kümmert sich zuvorderst Markus Kosch, Leiter des technischen Netzes beim regionalen Energieversorger aus Gevelsberg und zugleich Prokurist bei AVU-Netz. „Die Phase des Absinkens ist vorüber. Der Pegel ist konstant. Und dabei muss man bedenken, dass wir die Auswirkungen des Regens immer erst mit einem Verzug von ein bis zwei Tagen in der Talsperre spüren.“ Will sagen: Die Schauer, die zuletzt in Breckerfeld heruntergekommen sind, sind noch gar nicht mit eingepreist.

Der Pegel ist also konstant. Noch aber auf niedrigem Niveau. Was Spaziergänger, die die Sperre am Vorstaubecken deutlich an der gewachsenen Vegetation erkennen können. Ein Grund, nervös zu werden, ist das trotz des dritten Hitzesommers in Folge für den AVU-Wasserexperten aber noch nicht. „Die Situation ist ähnlich wie im Vorjahr“, sagt Markus Kosch, „so lange das Volumen nicht merklich unter fünf Millionen Kubikmeter fällt, bleiben wir entspannt.“

Es gebe keinerlei Einschränkungen, was die Qualität des Trinkwassers betrifft. 2018 habe die Trockenheit den AVU-Verantwortlichen noch deutlich mehr Sorgen bereitet. „Wir haben aber gelernt, dass wir immer wieder an gewisse Grenzen gehen können“, so Markus Kosch, „wir haben jetzt die nächsten Monate einmal mit denen des trockenen Winters aus den Jahren 1995/96 simuliert. Und selbst da bekommen wir noch keine großen Probleme, wenn es denn im Frühjahr wieder regnet und wir die Talsperre nicht voll kriegen.“

Versorger AVU und Landwirte sind Kooperation eingegangen

Das Wasser aus der Ennepetalsperre wird im Wasserwerk Roland, das oberhalb der Talsperre auf einer Anhöhe liegt, zu Trinkwasser aufbereitet.

Die gute Qualität des Wassers rührt auch daher, dass der Versorger AVU mit den Landwirten, deren Flächen in der Nähe der Talsperre liegen, eine Wasser-Kooperation abgeschlossen hat.

Demnach verzichten die Bauern im Einzugsgebiet der Talsperre auf den Einsatz von schädlichen Pflanzenschutzmitteln.

Die Ennepetalsperre wurde von 1909 bis 1912 gebaut. Das Wasserwerk Roland selbst ist erst im Jahr 1979 erstmals ans Netz gegangen.

Das Wasser wird im Wasserwerk Roland in zwei Filterstufen gereinigt und anschließend desinfiziert.

So aber muss es nicht kommen. Im letzten Jahr – es war nicht zu kalt und regnerisch – habe bereits die Zeit von November bis Januar ausgereicht, um das Stauziel wieder zu erreichen. Das liegt an der Ennepetalsperre bei zwölf Millionen Kubikmetern. Parallel dazu hat der Ruhrverband bei der Bezirksregierung sicherheitshalber einen Antrag gestellt, in dem es darum geht, im Notfall auch den sogenannten Mindestablass aus der Talsperre herabzusetzen.

Kunden zum Teil sensibel

8,4 Millionen Kubikmeter Trinkwasser hat die AVU 2019 insgesamt produziert. Der größte Teil davon – 7,6 Millionen Kubikmeter – kam aus der Ennepetalsperre, der Rest aus dem Wasserwerk Volmarstein. Auch hier kann man noch eine Feinjustierung vornehmen: „Allerdings merken wir, dass einige Kunden sehr sensibel reagieren“, sagt Kosch, „das Wasser unterscheidet sich geschmacklich leicht. Einige erfahrene Teetrinker merken das.“

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Konkret geht es um unterschiedliche Desinfektionsmittel, wie Sprecher Prostka erklärt. Dem Grundwasser aus der Talsperre fügt die AVU Chlordioxid hinzu, an der Ruhr ist es Chlor. „Diese Desinfektionsmittel sind gewissermaßen letzte Sicherheitsmaßnahmen, um eine gute Qualität zu gewährleisten.“ Beim Leitungstransport lassen sich so beispielsweise Partikel eliminieren. Das Ruhrwasser enthalte vergleichsweise mehr Mineralien und habe einen höheren Härtegrad.