Wetter. Bei der Ideenwerkstatt in Wetter äußern Bürger ihre kreativen Vorstellungen zum Wasserwerk Volmarstein. Naturschutz und neue Nutzung als Spagat.

Wer am Mittwochabend den Stadtsaal verließ, spürte womöglich Anzeichen von Euphorie. Denn bei der Ideenwerkstatt von der Stadt Wetter, der Planergruppe Oberhausen und dem Architekturbüro Böll aus Essen konnten 25 Bürger ihre Vorstellungen zur Nachnutzung und zur Zukunft des Wasserwerks Volmarstein äußern. Sie durften, so hieß es, „einfach mal ‘rumspinnen“. Das geschah vielfältig und kreativ.

Zugleich gab es vereinzelte Hinweise darauf, dass in dem gestarteten Prozess noch viele Fragen offen sind. Beispielsweise jene zur Finanzierung oder zur Wirtschaftlichkeit. Doch das war nicht das Thema der munteren Gesprächsrunde.

Bei der Begrüßung wiesen Bürgermeister Frank Hasenberg und Baufachbereichsleiterin Birgit Gräfen-Loer auf die Machbarkeitsstudie hin, die wegen der Förderbedingungen bis zum Jahresende oder Anfang 2021 vorliegen und Inhalte zur Internationalen Gartenausstellung 2027 liefern soll. Dazu gehört eine Beteiligung von Bürgern. Deren Visionen nahmen die auswärtigen Fachleute auf. Die stellten zunächst den Status quo des Wasserwerks Volmarstein vor, ehe Moderatorin Bianca Porath die Veranstaltung (die sich unter das Motto „Wünsch dir was“ stellen ließe) in drei Themenblöcke gliederte.

Anbindung

Einleitend verwies Porath auf die Idee, neben der Ausbesserung vorhandener Zuwege auch eine neue Brücke vom Schöntal hinüber zum Ufer auf Wasserwerkseite bauen zu können. Seitens der Bürger folgten weitere Vorschläge, nämlich eine Erreichbarkeit mit Kanus oder Booten auf dem Wasserweg, E-Fahrzeugen, mit einem Rikscha-Shuttle-Service, dem Bürgerbus oder per Seilbahn, die sich bis nach Volmar­stein (Burgruine) und zum Seeplatz erstrecken könne. Oder – wie an der Müngstener Brücke – per Seilfloß beziehungsweise Schwebefähre, um die Bauauswirkungen im Boden gering zu halten. Ein Elfjähriger hatte die Idee, die historische Ruhrtal-Eisenbahnlinie anzubinden. Keine Einigkeit herrschte bei der Gewichtung von Fuß- und Radwegen oder gar Autozufahrtsmöglichkeiten, etwa zugunsten Behinderter.

Gebäudenachnutzung

Oft tauchten Wünsche zur Einrichtung eines Hotels und einer Gaststätte auf. Die Ideen reichten von Brauerei, Jugendherberge, Erlebniszimmer, Café mit Außenterrasse bis hin zur Strandbar. Hinzu kamen Vorschläge wie Ausstellungsmöglichkeiten für Künstler, Museum zur Trinkwasser-Darstellung, Begegnungsstätte für Kultur, Lernort für Schüler, Phänomenta zum Thema Wasser, Trainingsmöglichkeiten für Tauchvereine, Standort für Tier- und Naturbeobachtungen oder gar Forschungsinstitut (Fischzucht). Und wie wäre es mit einer Ansiedlung der Biologischen Station des Kreises? Oder die Evangelische Stiftung Volmarstein einbinden? Auch junge Erwachsene sollten in der Volmarsteiner Ruhraue etwas vorfinden, beispielsweise eine Kletterwand oder ein Festivalgelände in Erinnerung an die früheren Irish-Folk-Konzerte. Im Bunker wäre doch ein Dunkelrestaurant spannend. Viele sprachen sich dafür aus, das langgezogene Gebäude mit seinen sechs Teilen (70 Meter lang) zu erhalten und einzelne Aspekte dort anzusiedeln, der Turm etwa biete sich für Aussichtsmöglichkeiten an. Auch die roten Ziegel gefallen den Wetteranern besser als verputzte Fassaden.

Umfeldgestaltung

Die Natur bewahren oder behutsam verändern – diese Aussage fiel oft beim Blick auf die unberührte Landschaft in dem Wasserschutzgebiet, das bald keines mehr sein wird. Obstwiesen, zu vermietende Gärten zwecks Gemüseanbau, Naturerlebnispfad, Picknickwiesen, Nisthilfen, Imkerei und Flächen für Tiere ließen sich einem Themenkomplex zuordnen. Auf der anderen Seite stehen Überlegungen wie das Ansiedeln eines Beachclubs, Bootsverleihs, Stand-up-Paddlings oder Schwimmmöglichkeiten im Fluss, tauchen sowie Modellboote in Becken fahren lassen.

Fazit

Allein schon die Umsetzung weniger Ideen sei ein Spagat im Spannungsfeld Natur und öffentlichem Anlaufpunkt, resümierten die Fachplaner. Sie stellten fest, dass die Wünsche meist sanfte Entwicklungen unter Beibehaltung historischer Begebenheiten beinhalteten.