Wetter/Gevelsberg/Ennepe-Ruhr. Der Sommer 2019 war heißer, der Wasserverbrauch in der Region Wetter aktuell aber höher. Die AVU blickt dabei auch zum Wasserwerk Volmarstein.

Vor genau einem Jahr bestimmten Hitze und Trockenheit unser Wetter – und die AVU vermeldete Rekordzahlen beim Trinkwasserverbrauch. Auch wenn dieser Sommer eher durchwachsen ist und auch der Juli viel Regen gebracht hat, ist die bisher verbrauchte Gesamtwassermenge in der Region hier höher und der Talsperrenstand niedriger als im Vorjahr. Warum ist das so?

Prokurist Markus Kosch glaubt, dass das mehrere Gründe hat, macht aber deutlich, dass dies seine persönliche Einschätzung und Interpretation der Zahlen sei. Der Mann von der zuständigen AVU Netz GmbH blickt auf viele Tabellen an seinem Rechner. Füllstand der Ennepetalsperre, aus der der Großteil des Trinkwassers gewonnen wird, Netzeinspeisung in Liter und Kubikmeter, allesamt Kennziffern für die Verbräuche.

Mit Stand vom 30. Juni 2020 wurden in diesem Jahr insgesamt 4,34 Millionen Kubikmeter Trinkwasser ins AVU-Netz eingespeist. Zur Erklärung: 1 Kubikmeter entspricht 1000 Liter. 2019 waren es zum gleichen Zeitpunkt 4,21 Millionen Kubikmeter. Damit musste das Wasserwerk Roland in Breckerfeld bisher 2,8 Prozent mehr fördern als im Vorjahr. „Das hat auf jeden Fall mit dem schönen und sonnigen Wetter im April und Mai zu tun“, da ist sich Markus Kosch sicher. Der höchste Verbrauchswert in diesem Jahr wurde am 24. Juni gemessen mit 30,6 Millionen Litern.

„Die AVU beobachtet die Systeme genau so kritisch wie in den Vorjahren. Derzeit liegt die Netzeinspeisung in etwa auf Vorjahresniveau bzw. leicht darüber“, erklärt der Prokurist Markus Kosch. Er prognostiziert, dass dieser Trend sich aber mit Ende des Monats Juli verändern werde, da der Verbrauch im Juli 2020 deutlich hinter den beiden Vorjahren bleiben wird, da es nicht so lange trockene Phasen gab, wie in den Vorjahren. Bisher.

Verbrauch wird sich angleichen

Zum Vergleich: Am heißesten Tag im Juli 2019 wurden 31,4 Millionen Liter Trinkwasser verbraucht. Am selben Tag in diesem Jahr, am 24. Juli, flossen 23,7 Millionen Liter durch die Wasserhähne in Gevelsberg, Breckerfeld, Ennepetal, Schwelm, Sprockhövel und Wetter.

Daten und Fakten auch zum Wasserwerk Volmarstein

Das meiste Trinkwasser im AVU-Versorgungsgebiet wird aus der Ennepetalsperre bezogen und über das Wasserwerk Rohland in Breckerfeld verteilt.

Am 22. Juni 1979 ist das Wasserwerk Rohland ans Netz gegangen. Betreiber ist die AVU, für die Talsperre ist der Ruhrverband zuständig.

Die Staumauer der Talsperre wurde 1909 bis 1912 gebaut. Hauptzufluss ist die Ennepe. Der Gesamtstauraum umfasst 12,6 Millionen Kubikmeter Wasser. Dieses wird in zwei Filterstufen im Wasserwerk Rohland gereinigt und anschließend desinfiziert.

Zur Entlastung wird das Wasserwerk Volmarstein tageweise zugeschaltet. Es speist sich aus mit Ruhrwasser angereichertem Grundwasser. Seit dem 12. Juni 2020 ist auch Volmarsteins Wasserwerk jetzt wieder in Betrieb und versorgt aktuell Teile von Wetter. Hiesige Verbraucher erkennen das an einem etwas stärkeren Chlor-Geschmack.

Das Grundwasser wird in der Volmarsteiner Ruhraue mit Chlor desinfiziert, das Talsperrenwasser im Werk Rohland mit Chlordioxid. Daher ist es möglich, dass sich geschmacklich und geruchlich Unterschiede feststellen lassen.

Laut AVU ist das Grundwasser reicher an Mineralien und hat einen höheren Härtegrad. Es enthält zum Beispiel mehr Calcium, Magnesium und Natrium als das Talsperrenwasser, erklärt der regionale Versorger.

Info: www.avu.de

Etwa 128 Liter verbraucht eine Person pro Tag im Schnitt in dieser Region. Zusammen gerechnet sind es durchschnittlich 23 bis 25 Millionen Liter am Tag. Hitze und Trockenheit sorgen für höhere Werte. Warum, das erklärt Markus Kosch: Es werde häufiger geduscht, der Garten gewässert und im Sommer wird auch vermehrt Leitungswasser getrunken. Übrigens: Der höchste gemessene Wert im Jahr 2019 wurde am 31. August mit 33,4 Millionen Litern verzeichnet.

Davon sind wir in diesem Sommer noch weit entfernt. Die Hundstage, die in der Regel die heißesten Tage mit sich bringen, starteten aber gerade erst. Es bleibt abzuwarten, ob der Hochsommer noch Fahrt aufnimmt. Sorgen um die Trinkwasserversorgung macht sich der Wasserversorger nicht, egal wie die Temperaturen ausfallen. Das zweite Wasserwerk in Volmarstein, das für einige Tage im Monat und zu Hochzeiten als Entlastung zugeschaltet wird, ist jederzeit einsatzbereit. Noch: Denn im Laufe des Jahres 2021 will die AVU es wohl abschalten, dann dienen derzeit entstehende Leitungen nach Hagen zum Wasserwerk Hengstey von Mark-E als Reserveabsicherung.

Talsperre gut gefüllt

Derweil ist die Ennepetalsperre, aus der das Trinkwasser überwiegend gewonnen wird, momentan zu etwa 60 Prozent gefüllt – wenn auch etwas weniger als im Vorjahr. Am 28. Juli 2020 waren es 7,63 Millionen Kubikmeter, am 28. Juli 2019 etwa 8,04. Markus Kosch geht davon aus, dass ein wesentlicher Faktor ist, „dass die Böden weiterhin in erheblichen Maß Wasser aufnehmen, das so nicht in die Talsperre kommt.“ Die Auswirkungen der beiden vergangenen trockenen Jahren macht sich also auch heute noch bemerkbar. „Entscheidend für die Talsperre ist eher, ob es einen trockenen Herbst oder Winter gibt, derzeit ist die Situation unproblematisch“, erklärt der Prokurist und Technische Leiter der AVU Netz GmbH. 12,5 Millionen Liter kann die Ennepetalsperre insgesamt aufnehmen. Dann ist sie vollgelaufen.

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Am 1. Januar 2020 waren bereits 11,7 Millionen Kubikmeter erreicht, 12,17 waren es sogar am 13. Januar. Der diesjährige Höchststand wurde am 13. März mit 12,26 Millionen Kubikmeter gemessen. Seitdem sinkt der Pegel kontinuierlich. Eine normale Entwicklung, so Kosch, auch wenn die Zahlen so schwanken.

Zum Abschluss noch eine Zahl zum Wasserstand. Der niedrigste Wert wurde am 27. September 2019 mit 6,08 Millionen Kubikmeter Wasser gemessen. Danach sorgten der Regen und kühlere Temperaturen wieder für einen Anstieg.